Manche Menschen hinterlassen einen großen ökologischen Fußabdruck. Sie jetten egoistisch in der Weltgeschichte herum, besitzen Wahnsinnshäuser, Riesenautos und fast so große Kühlschränke. Das ist ein negativer Fußabdruck.
Und dann gibt es den positiven. Diese Menschen denken an andere, kümmern sich um Kinder und Jugendliche, machen Politik, versuchen die Welt zu ändern und sprühen nur so vor Ideen, wie man das machen kann. Das ist der positive ökologische Fußabdruck.
Zu welcher Sorte Mensch Manfred Papper gehörte, müssen Sie nicht raten. Er hinterlässt einen riesengroßen positiven Abdruck, hat die Welt bewegt. Und die Welt sich mit ihm.
Ich traf ihn 1990 in der Jugendherberge Tannenlohe, wo ich mein erstes großes Benutzerprojekt hatte, um mit Herbergseltern verschiedener bayerischer Jugendherbergen eine naturnahe Außenanlage zu bauen. Manfred, seines Zeichens zwar Grundschullehrer, aber bereits Referent für Umwelterziehung an der Lehrerakademie Dillingen, bekam davon Wind, wir telefonierten und schon kam er mit einer Gruppe umweltbewegter Lehrer zu einem Workshop angereist. Er packte Gelegenheiten am Zopf.
Schnell wurden wir ein Herz und eine Seele. Er der pädagogische Visionär, ich der Praktiker für alle Arten von Bauen und Pflanzen. Dann kam die Idee mit den Schulhöfen auf. 1993 testeten wir in einem Hinterhof der Mittelschule Lauingen, ob man mit Lehrern echt arbeiten kann. Man kann. Und so wurde 1995 der erste Natur-Erlebnis-Schulhof Lauingen angegangen. Aber nicht nach Dillinger Modell, das sollte erst noch wachsen. Die Planung des 1500 m2 großen Pausenhofs dauerte eine halbe Stunde. Ich kritzelte mit Kuli ein paar Umrisse auf ein Blatt Papier, wir fragten nach einer Sprühdose und dann sprühte Pappler den Plan auf den Platz. Fertig. Nach dieser Vorgabe wurde der Schulhof entsiegelt und für den ersten Lehrer-Fortbildungskurs zum naturnahen Schulgelände vorbereitet. Die Idee, eine andere Art von Schulhof zu bauen, war damals aber nicht erwünscht. Die Stadt Lauingen verbot den Umbau und sperrte die Gelder. Der Rektor, Anton Grotz, ein schwäbischer Dickschädel, ließ trotzdem weiterarbeiten, auf eigene Gefahr und Risiko. Die Stadt schickte dann den bayerischen Gemeindeunfallversicherungsverband auf die Baustelle, um unsere Vision wegen erheblicher Sicherheitsmängel zu stoppen. Ging aber schief, denn der GUV erkannte das positive Signal dieser Schulhöfe. Er gab die nötigen Tipps, kooperierte mit uns und übernahm in seine Sicherheitsbroschüren bald unsere Bilder.
Manfred Pappler, seinem Verhandlungsgeschick, seiner großen Überzeugungskraft und seiner Vision ist es zu verdanken, dass diese kritische Phase gut überstanden wurde. Er kämpfte wie ein Löwe für seine Welt.
Beim nächsten Schulhof, diesmal im Sonderpädagogischen Förderzentrum in Schwabach, entstand so allmählich die Idee der Benutzerbeteiligung. Ein großes erstes Modell vom künftigen Schulgelände wurde gebaut. Nach und nach wurde schließlich das Dillinger Modell Wirklichkeit: Natur-Erlebnis-Räume gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen planen, bauen und pflegen.
Ich könnte noch vieler solcher Geschichten aufschreiben, baute sechs Schulhöfe mit ihm, zuletzt seinen eigenen In Gunzenhausen, wo er sich nach sieben Jahre Umweltreferent wieder in den Grundschuldienst begab, als Rektor einer auf ihn zugeschnittenen neuen Schule. Dort setzte er alle seine Ideen um, es wurde ein ganz besonderer Schulhof in einem ganz besonderen Ambiente. Er war eben ein Visionär. Nicht nur beim planen und bauen von Schulhöfen, sondern genauso im Unterricht und als Rektor.
Lerning by doing war sein Lebensmotto. Das klingt so spontan, aber hinter einem gelungenen Ergebnis steht harte Arbeit. Er war ein Perfektionist und konnte tage- und nächtelang an Texten feilen und Tabellen grafisch optimieren. Und er konnte reden wie gedruckt und schreiben wie ein Literat. Vor allem konnte er andere begeistern. Er war ein Allroundtalent. Außer ihm habe ich nur noch zwei Menschen getroffen, die so viel pädagogischen Feingefühl im Umgang mit Kindern hatten. Dabei war er stets mehr als ein engagierter Lehrer. Er war ein Botschafter einer besseren Welt. In seiner Frau Ingrid Pappler, ebenfalls Grundschulrektorin fand er eine ebenbürtige Partnerin.
Wir könnten ihn heute mehr denn je brauchen, in dieser zersplitternden Realität, wo die Wahrheit und die wichtigen Dinge des Lebens unterzugehen drohen. Aber das zu sagen, ist undankbar. Denn in Wirklichkeit hat er uns so viel Schätze hinterlassen. Nur durch ihn wurde das Dillinger Modell möglich, nur wegen ihm lernt diesen Herbst schon der 12. Naturgartenprofikurs, was das heißt und wie das geht. Nur wegen ihm hat der NaturGarten e.V. das Sonderheft Natur-Erlebnis-Räume machen können, nur wegen ihm konnte es dieses Jahr in Hamburg eine große gleichnamige Tagung geben. Es gibt so viele, die dankbar seinen Worten und Taten gefolgt sind und folgen werden. Und Kindergärten, Spielplätze und Schulhöfe nach seiner Vision bauen. Und es gibt inzwischen zahllose Generationen von Kindern und Jugendlichen, die auf ihrem Außengelände am eigenen Leib und Seele spüren durften, was Natur ist. Die Idee des Menschen Manfred Papplers ist unsterblich geworden.
Er hat uns aber viel mehr als Bücher, Filme, Baustellenkoffer und pädagogische Musterbeispiele hinterlassen. Er zeigte uns, wie Menschen gut miteinander umgehen können. Und dass es Wege gibt, das zu lernen. Und was das mit so etwas banalem wie einem Schulhof zu tun hat. „Der beste Schulhof ist, einer der nie fertig wird“, ist einer seiner bleibenden Sätze. Nicht, weil er nicht fertig gebaut worden wäre, sondern weil die nächsten Schülergenerationen auch wieder selbst die Urerfahrung machen sollen, dass ihr Handeln selbstwirksam ist und dass es auf jeden einzelnen ankommt. Auf jeden. Das Dillinger Modell, hat er mal gesagt, „ist gelebte Demokratie“. Wirkliche Demokratie von der Basis aus. Das braucht diese Welt.
Manfred, wir danken Dir von tiefstem Herzen. Wir sind traurig. Wir vermissen Dich. So sehr!
Manche Menschen hinterlassen einen großen ökologischen Fußabdruck. Sie jetten egoistisch in der Weltgeschichte herum, besitzen Wahnsinnshäuser, Riesenautos und fast so große Kühlschränke. Das ist ein negativer Fußabdruck.
Und dann gibt es den positiven. Diese Menschen denken an andere, kümmern sich um Kinder und Jugendliche, machen Politik, versuchen die Welt zu ändern und sprühen nur so vor Ideen, wie man das machen kann. Das ist der positive ökologische Fußabdruck.
Zu welcher Sorte Mensch Manfred Papper gehörte, müssen Sie nicht raten. Er hinterlässt einen riesengroßen positiven Abdruck, hat die Welt bewegt. Und die Welt sich mit ihm.
Ich traf ihn 1990 in der Jugendherberge Tannenlohe, wo ich mein erstes großes Benutzerprojekt hatte, um mit Herbergseltern verschiedener bayerischer Jugendherbergen eine naturnahe Außenanlage zu bauen. Manfred, seines Zeichens zwar Grundschullehrer, aber bereits Referent für Umwelterziehung an der Lehrerakademie Dillingen, bekam davon Wind, wir telefonierten und schon kam er mit einer Gruppe umweltbewegter Lehrer zu einem Workshop angereist. Er packte Gelegenheiten am Zopf.
Schnell wurden wir ein Herz und eine Seele. Er der pädagogische Visionär, ich der Praktiker für alle Arten von Bauen und Pflanzen. Dann kam die Idee mit den Schulhöfen auf. 1993 testeten wir in einem Hinterhof der Mittelschule Lauingen, ob man mit Lehrern echt arbeiten kann. Man kann. Und so wurde 1995 der erste Natur-Erlebnis-Schulhof Lauingen angegangen. Aber nicht nach Dillinger Modell, das sollte erst noch wachsen. Die Planung des 1500 m2 großen Pausenhofs dauerte eine halbe Stunde. Ich kritzelte mit Kuli ein paar Umrisse auf ein Blatt Papier, wir fragten nach einer Sprühdose und dann sprühte Pappler den Plan auf den Platz. Fertig. Nach dieser Vorgabe wurde der Schulhof entsiegelt und für den ersten Lehrer-Fortbildungskurs zum naturnahen Schulgelände vorbereitet. Die Idee, eine andere Art von Schulhof zu bauen, war damals aber nicht erwünscht. Die Stadt Lauingen verbot den Umbau und sperrte die Gelder. Der Rektor, Anton Grotz, ein schwäbischer Dickschädel, ließ trotzdem weiterarbeiten, auf eigene Gefahr und Risiko. Die Stadt schickte dann den bayerischen Gemeindeunfallversicherungsverband auf die Baustelle, um unsere Vision wegen erheblicher Sicherheitsmängel zu stoppen. Ging aber schief, denn der GUV erkannte das positive Signal dieser Schulhöfe. Er gab die nötigen Tipps, kooperierte mit uns und übernahm in seine Sicherheitsbroschüren bald unsere Bilder.
Manfred Pappler, seinem Verhandlungsgeschick, seiner großen Überzeugungskraft und seiner Vision ist es zu verdanken, dass diese kritische Phase gut überstanden wurde. Er kämpfte wie ein Löwe für seine Welt.
Beim nächsten Schulhof, diesmal im Sonderpädagogischen Förderzentrum in Schwabach, entstand so allmählich die Idee der Benutzerbeteiligung. Ein großes erstes Modell vom künftigen Schulgelände wurde gebaut. Nach und nach wurde schließlich das Dillinger Modell Wirklichkeit: Natur-Erlebnis-Räume gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen planen, bauen und pflegen.
Ich könnte noch vieler solcher Geschichten aufschreiben, baute sechs Schulhöfe mit ihm, zuletzt seinen eigenen In Gunzenhausen, wo er sich nach sieben Jahre Umweltreferent wieder in den Grundschuldienst begab, als Rektor einer auf ihn zugeschnittenen neuen Schule. Dort setzte er alle seine Ideen um, es wurde ein ganz besonderer Schulhof in einem ganz besonderen Ambiente. Er war eben ein Visionär. Nicht nur beim planen und bauen von Schulhöfen, sondern genauso im Unterricht und als Rektor.
Lerning by doing war sein Lebensmotto. Das klingt so spontan, aber hinter einem gelungenen Ergebnis steht harte Arbeit. Er war ein Perfektionist und konnte tage- und nächtelang an Texten feilen und Tabellen grafisch optimieren. Und er konnte reden wie gedruckt und schreiben wie ein Literat. Vor allem konnte er andere begeistern. Er war ein Allroundtalent. Außer ihm habe ich nur noch zwei Menschen getroffen, die so viel pädagogischen Feingefühl im Umgang mit Kindern hatten. Dabei war er stets mehr als ein engagierter Lehrer. Er war ein Botschafter einer besseren Welt. In seiner Frau Ingrid Pappler, ebenfalls Grundschulrektorin fand er eine ebenbürtige Partnerin.
Wir könnten ihn heute mehr denn je brauchen, in dieser zersplitternden Realität, wo die Wahrheit und die wichtigen Dinge des Lebens unterzugehen drohen. Aber das zu sagen, ist undankbar. Denn in Wirklichkeit hat er uns so viel Schätze hinterlassen. Nur durch ihn wurde das Dillinger Modell möglich, nur wegen ihm lernt diesen Herbst schon der 12. Naturgartenprofikurs, was das heißt und wie das geht. Nur wegen ihm hat der NaturGarten e.V. das Sonderheft Natur-Erlebnis-Räume machen können, nur wegen ihm konnte es dieses Jahr in Hamburg eine große gleichnamige Tagung geben. Es gibt so viele, die dankbar seinen Worten und Taten gefolgt sind und folgen werden. Und Kindergärten, Spielplätze und Schulhöfe nach seiner Vision bauen. Und es gibt inzwischen zahllose Generationen von Kindern und Jugendlichen, die auf ihrem Außengelände am eigenen Leib und Seele spüren durften, was Natur ist. Die Idee des Menschen Manfred Papplers ist unsterblich geworden.
Er hat uns aber viel mehr als Bücher, Filme, Baustellenkoffer und pädagogische Musterbeispiele hinterlassen. Er zeigte uns, wie Menschen gut miteinander umgehen können. Und dass es Wege gibt, das zu lernen. Und was das mit so etwas banalem wie einem Schulhof zu tun hat. „Der beste Schulhof ist, einer der nie fertig wird“, ist einer seiner bleibenden Sätze. Nicht, weil er nicht fertig gebaut worden wäre, sondern weil die nächsten Schülergenerationen auch wieder selbst die Urerfahrung machen sollen, dass ihr Handeln selbstwirksam ist und dass es auf jeden einzelnen ankommt. Auf jeden. Das Dillinger Modell, hat er mal gesagt, „ist gelebte Demokratie“. Wirkliche Demokratie von der Basis aus. Das braucht diese Welt.
Manfred, wir danken Dir von tiefstem Herzen. Wir sind traurig. Wir vermissen Dich. So sehr!
Reinhard Witt