Bonn, 28.01.2025
Das auf den japanischem Pflanzensoziologen Akira Miyawaki zurückgehende Konzept der „Tiny Forest“ wird zunehmend auch in Deutschland als Anpassungsmaßnahme in der Klimakrise beworben und umgesetzt. Der Arbeitskreis Politik des NaturGarten e.V. hat sich mit diesem Konzept auseinandergesetzt, da viele der beworbenen Ziele mit denen des NaturGarten e.V. übereinstimmen. Dies sind:
- Abkühlung des Mikroklimas in unseren immer heißer werdenden Städten und Dörfern,
- Förderung der biologischen Vielfalt, hier durch Verwendung standortheimischer Herkünfte von Baumarten der natürlichen Waldgesellschaften,
- Förderung der Naturerfahrung, insbesondere auch von Kindern, und des sozialen Miteinanders über gemeinschaftliche Pflanzaktionen,
- Abschwächen der Klimaerwärmung durch Kohlenstoffbindung in wiederbelebten Böden und in den Bäumen.
Was ist ein „Tiny Forest“?
„Tiny Forests“ sind gemischte Baum- und Strauchflächen auf kleinstem Raum (100 bis ca. 1.000 m²). Der Begriff ist ein geschützter Markenname des niederländischen Vereins „IVN Natuureducatie“[1] basierend auf dem von Akira Miyawaki in den 1970er Jahren für Japan entwickelten Aufforstungskonzept.
Dabei geht es um die Pflanzung standortangepasster, diverser Forste nach dem in die Jahre gekommen Konzept der potenziell natürlichen Vegetation und zunehmend auch mit Klimabäumen[2], die vor allem im urbanen Raum eine Vielzahl an Ökosystemdienstleistungen versprechen: Die „Tiny Forests“ sollen das Kleinklima kühlen, Schadstoffe aus der Luft filtern, Wasser speichern und Schall absorbieren, außerdem Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Arten und Erholungsraum für Menschen sein. Für diese Methode kommen vor allem Flächen von geringem ökologischem Wert in Betracht, die durch eine entsprechende Regeneration des Bodens (oft durch das Einbringen von Terra Preta etc.) und eine sehr dichte Bepflanzung innerhalb kurzer Zeit in Forst-Ökosysteme umgewandelt werden sollen.
Dieses Konzept einer durch den Menschen beschleunigten Sukzession wird nun zunehmend von bürgerschaftlichen Initiativen meist als Umweltbildungsprojekt und teilweise mit wissenschaftlicher Begleitung von Universitäten (Wageningen[3], Eberswalde[4]) oder insbesondere in Großbritannien als Citizen-Science-Projekt[5] auf den europäischen Raum übertragen.
Der NaturGarten e.V. möchte dazu folgende Anmerkungen machen:
1. Abkühlung des Mikroklimas in unseren immer heißer werdenden Städten und Dörfern
Bäume haben eine wichtige Funktion bei der Abschwächung hoher Temperaturen, weil sie über eine große Blattfläche und tiefreichende Wurzeln verfügen und deshalb viel Wasser verdunsten können, wobei die Verdunstungskälte die Umgebung kühlt. Gleichzeitig spenden sie Schatten. Ob dieser Schatten die Umgebung nicht nur lokal (unter dem Baum) sondern auch großräumiger abkühlt, hängt allerdings von der Albedo des Baumes ab, also davon, ob die Strahlung absorbiert oder reflektiert wird. Wo und wie Bäume angesiedelt werden, ist entscheidend für die abkühlende Wirkung: Baumgruppen können beim Entstehen von Kaltluft förderlich sein, aber auch Kaltluftschneisen blockieren oder bei einem geschlossenen Kronendach verhindern, dass sich der Bereich unter den Bäumen in der Nacht wieder abkühlen kann. Damit Menschen vom kühlenden Schatten profitieren, müssen sie sich unter den Bäumen aufhalten können. Dies ist jedoch in vielen Tiny Forests nicht vorgesehen: Sie werden nur anfangs zu Pflegemaßnahmen betreten und in der Regel eingezäunt, Schatten kann dann nur als Schlagschatten neben den Baumgruppen erlebt werden.
2. Förderung der biologischen Vielfalt durch schnelles Aufwachsen eines Klimaxwaldes
Durch eine aufwendige Aufbereitung soll der Boden eines „Tiny Forest“ einem reifen humusreichen Waldboden ähnlich werden, durch die enge Pflanzung soll die Konkurrenz der Bäume untereinander, ähnlich wie in der konventionellen Forstwirtschaft, zu einem schnellen und aufstrebenden Wuchs führen. Damit soll die Sukzession der Freifläche durch Überspringen der Kraut- und Strauchphase beschleunigt werden.
Allerdings sind sowohl die Anreicherung unserer Umwelt mit Nährstoffen als auch die Bewaldung von frühen Sukzessionsstadien Hauptgründe des Rückgangs der biologischen Vielfalt. Die Biodiversität der so genannten Klimaxwälder ist geringer als die Diversität von in der Zeit und im Raum dynamischen halboffenen Landschaften. Hier sollten die Erkenntnisse der Störungsökologie mit einbezogen werden, Baumgruppen sollten deshalb in das Gesamtkonzept eines vielfältig strukturierten Raumes aus blütenreichen kurzrasigen Flächen, Wiesen, Säumen, Sträuchern, einzelnstehenden Lichtbaumarten, Lebensraumholz („Totholz“), trockenen oder feuchten Offenbodenflächen und Wasserflächen integriert werden. Dies ist das Leitbild eines NaturErlebnisRaumes, wie wir ihn im NaturGarten e.V. verstehen, wo die Auswirkungen der Nutzung im Idealfall genau das Maß an Störung verursacht, das die biologische Vielfalt fördert und zu „flächigen Ecotonen“ führt, wie sie früher in unserer Landschaft vorherrschten.
3. Förderung der Naturerfahrung, insbesondere auch von Kindern und des sozialen Miteinanders über gemeinschaftliche Pflanzaktionen
Gemeinschaftliches Pflanzen ist eine wunderbare Möglichkeit, soziales Miteinander und Lernen zu fördern. Das erleben wir bei dem gemeinschaftlichen Planen und Bauen von NaturErlebnisRäumen immer wieder. Wenn allerdings nur ein „Tiny Forest“ angelegt wird und nicht ein vielfältig strukturierter und dynamischer Lebensraum, dann sind solche Projekte in der Gefahr, eine verkürzte und wenig hilfreiche Botschaft zu transportieren, dass nämlich das Pflanzen von Bäumen bzw. Aufforstungen im Allgemeinen uns von der Transformation unseres Lebens und Wirtschaftens entlasten würde. Nicht jede Begründung von Wald fördert die biologische Vielfalt, viele schädigen sie sogar (wenn zum Beispiel artenreiche magere Standorte aufgeforstet oder der Sukzession überlassen werden).
4. Abschwächen der Klimaerwärmung durch Kohlenstoffbindung in wiederbelebten Böden und in den Bäumen
Ob Baumpflanzungen im besiedelten Bereich zu einer Bindung des durch den Menschen freigesetzten Kohlenstoffs aus fossilen Brennstoffen beitragen können, ist aus unserer Sicht fraglich. Kohlenstoffbindung durch Bäume ist immer nur temporär, es sei denn der organisch gebundene Kohlenstoff wird „fossilisiert“, z.B. als „Terra Preta“ oder zumindest über sehr lange Zeit in Bauwerken dem organischen Abbau entzogen. Dies ist bei Bäumen, die im besiedelten Bereich ohnehin nicht sehr alt werden, derzeit nicht der Fall. Der im Holz gebundene Kohlenstoff wird wieder freigesetzt, wenn die Bäume abgestorben sind. Bei den meisten der in einem „Tiny Forest“ gepflanzten Bäume wird das kurz nach der Pflanzung der Fall sein und auch die überlebenden Exemplare haben, da Flächen im besiedelten Raum oftmals Nutzungsänderungen unterliegen, mit einiger Wahrscheinlichkeit eine geringere Lebensdauer als in nutzungsfreien Wäldern, zumal es fraglich ist, ob die konkurrenzreiche Anfangsphase mit ihren schnell in die Höhe wachsenden Bäumen wirklich zu langlebigen Exemplaren führt. Auch wenn durch eine Baumpflanzung auf vorher nicht mit Bäumen bestandener Fläche eine Erhöhung des „Umlaufvermögens an gebundenem Kohlenstoff“ verbunden ist, so kann dies pro Fläche nur einmal erreicht werden. Es kann also in der Bilanz höchstens die ehemals durch die Besiedlung zerstörte kohlenstoffbindene Vegetation ausgeglichen werden, nicht aber aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern freigesetztes CO2 der Atmosphäre entzogen werden. Als Kurzumtriebsplantagen gepflegte „Tiny Forests“ sind in dieser Hinsicht besonders kritisch zu sehen, da der gebundene Kohlenstoff schnell wieder freigesetzt wird.
5. Vielfalt ist Trumpf, auch bei der Klimaanpassung im besiedelten Raum
„Tiny Forests“, also kleine Baumgruppen, die auf nicht zu betretenden Sukzessionsflächen entstehen, sind eine der vielen Möglichkeiten, im besiedelten Raum für abkühlende Baumstandorte zu sorgen, sie sollten aber, um auch die biologische Vielfalt möglichst gut zu fördern, immer mit anderen Lebensräumen im Zusammenhang stehen:
- artenreiches Grünland: Blumenwiesen, Blumenkräuterrasen, Blumenschotterrasen
- Fugenbegrünung von versiegelten Flächen
- Feuchtlebensräume
- Lebensraumelemente wie Offenbodenflächen, Lebensraumholz, Trockenmauern, Steinhaufen oder Laubhaufen
- freiwachsende Naturhecken aus einheimischen Gehölzarten kombiniert mit Staudensäumen (Übrigens: Die Neupflanzung von Hecken auf Ackerland führt zu einer Kohlenstoffspeicherung die der von Aufforstungen vergleichbar ist, bei höherer biologischer Vielfalt.)
Alle diese Flächenumgestaltungen sollten, wenn möglich, mit einer Entsiegelung vormals versiegelter Flächen verbunden sein.
Ebenso gibt es weitere und preiswertere Möglichkeiten der Begründung von Baumstandorten, nämlich die Pflanzung von Einzelbäumen oder, was zu besonders resilienten Exemplaren führt, die Förderung der Selbstaussaat über Ammenbeete oder die Aussaat von erwünschten Arten auf Sukzessionsflächen wie Pückler-Zellen, Strauchflächen oder Ammenbeeten mit krautigen Pflanzen.
Solch ein strukturreicher „Tiny Forest Park“ entspricht dann im Grunde einem klassischen NaturErlebnisRaum[6], in dem es um prägende tagtägliche und gesundheitsfördernde Naturerlebnisse für unsere Kinder geht.
6. Tiny Forests – ein Fazit
Kleine Gehölzinseln – wie die hier erwähnten Tiny Forests – können eine Bereicherung der Lebensraumvielfalt im Siedlungsraum darstellen. Aus Sicht des NaturGarten e.V. sollten
- einheimische Gehölze verwendet werden,
- die Standortbedingungen nicht aufwendig verbessert werden,
- von einer dichten Pflanzweise Abstand genommen werden,
- die Gehölzinseln mit weiteren Biotopstrukturen angereichert werden und
- sie dann pädagogisch als Ort mit positiver Wirkung auf die Artenvielfalt und das Kleinklima dargestellt werden, nicht jedoch als CO2-Senke.
NaturGarten e.V.
AK Politik & AK NaturErlebnisRäume
Ulrike Aufderheide, Heike Elvers, Michael Felstau, Karsten Mody, Franz Straubinger
[1] https://www.ivn.nl/aanbod/tiny-forest/
[2] Unsere Position zu Klimabäumen ist hier nachzulesen: https://www.nul-online.de/themen/landschafts-und-umweltplanung/article-7971059-201982/wie-gut-sind-die-arten-zur-foerderung-der-biodiversitaet-geeignet-.html
[3] https://www.wur.nl/en/newsarticle/urban-tiny-forests-are-good-for-biodiversity.htm
[4] https://www.miya-forest.de/forschung
[5] https://tinyforest.earthwatch.org.uk/tiny-forest-research
[6] https://naturgarten.org/wissen/2023/06/22/kinder-brauchen-natur-2/
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Bonn, 28.01.2025
Das auf den japanischem Pflanzensoziologen Akira Miyawaki zurückgehende Konzept der „Tiny Forest“ wird zunehmend auch in Deutschland als Anpassungsmaßnahme in der Klimakrise beworben und umgesetzt. Der Arbeitskreis Politik des NaturGarten e.V. hat sich mit diesem Konzept auseinandergesetzt, da viele der beworbenen Ziele mit denen des NaturGarten e.V. übereinstimmen. Dies sind:
Was ist ein „Tiny Forest“?
„Tiny Forests“ sind gemischte Baum- und Strauchflächen auf kleinstem Raum (100 bis ca. 1.000 m²). Der Begriff ist ein geschützter Markenname des niederländischen Vereins „IVN Natuureducatie“[1] basierend auf dem von Akira Miyawaki in den 1970er Jahren für Japan entwickelten Aufforstungskonzept.
Dabei geht es um die Pflanzung standortangepasster, diverser Forste nach dem in die Jahre gekommen Konzept der potenziell natürlichen Vegetation und zunehmend auch mit Klimabäumen[2], die vor allem im urbanen Raum eine Vielzahl an Ökosystemdienstleistungen versprechen: Die „Tiny Forests“ sollen das Kleinklima kühlen, Schadstoffe aus der Luft filtern, Wasser speichern und Schall absorbieren, außerdem Lebens- und Rückzugsraum für zahlreiche Arten und Erholungsraum für Menschen sein. Für diese Methode kommen vor allem Flächen von geringem ökologischem Wert in Betracht, die durch eine entsprechende Regeneration des Bodens (oft durch das Einbringen von Terra Preta etc.) und eine sehr dichte Bepflanzung innerhalb kurzer Zeit in Forst-Ökosysteme umgewandelt werden sollen.
Dieses Konzept einer durch den Menschen beschleunigten Sukzession wird nun zunehmend von bürgerschaftlichen Initiativen meist als Umweltbildungsprojekt und teilweise mit wissenschaftlicher Begleitung von Universitäten (Wageningen[3], Eberswalde[4]) oder insbesondere in Großbritannien als Citizen-Science-Projekt[5] auf den europäischen Raum übertragen.
Der NaturGarten e.V. möchte dazu folgende Anmerkungen machen:
1. Abkühlung des Mikroklimas in unseren immer heißer werdenden Städten und Dörfern
Bäume haben eine wichtige Funktion bei der Abschwächung hoher Temperaturen, weil sie über eine große Blattfläche und tiefreichende Wurzeln verfügen und deshalb viel Wasser verdunsten können, wobei die Verdunstungskälte die Umgebung kühlt. Gleichzeitig spenden sie Schatten. Ob dieser Schatten die Umgebung nicht nur lokal (unter dem Baum) sondern auch großräumiger abkühlt, hängt allerdings von der Albedo des Baumes ab, also davon, ob die Strahlung absorbiert oder reflektiert wird. Wo und wie Bäume angesiedelt werden, ist entscheidend für die abkühlende Wirkung: Baumgruppen können beim Entstehen von Kaltluft förderlich sein, aber auch Kaltluftschneisen blockieren oder bei einem geschlossenen Kronendach verhindern, dass sich der Bereich unter den Bäumen in der Nacht wieder abkühlen kann. Damit Menschen vom kühlenden Schatten profitieren, müssen sie sich unter den Bäumen aufhalten können. Dies ist jedoch in vielen Tiny Forests nicht vorgesehen: Sie werden nur anfangs zu Pflegemaßnahmen betreten und in der Regel eingezäunt, Schatten kann dann nur als Schlagschatten neben den Baumgruppen erlebt werden.
2. Förderung der biologischen Vielfalt durch schnelles Aufwachsen eines Klimaxwaldes
Durch eine aufwendige Aufbereitung soll der Boden eines „Tiny Forest“ einem reifen humusreichen Waldboden ähnlich werden, durch die enge Pflanzung soll die Konkurrenz der Bäume untereinander, ähnlich wie in der konventionellen Forstwirtschaft, zu einem schnellen und aufstrebenden Wuchs führen. Damit soll die Sukzession der Freifläche durch Überspringen der Kraut- und Strauchphase beschleunigt werden.
Allerdings sind sowohl die Anreicherung unserer Umwelt mit Nährstoffen als auch die Bewaldung von frühen Sukzessionsstadien Hauptgründe des Rückgangs der biologischen Vielfalt. Die Biodiversität der so genannten Klimaxwälder ist geringer als die Diversität von in der Zeit und im Raum dynamischen halboffenen Landschaften. Hier sollten die Erkenntnisse der Störungsökologie mit einbezogen werden, Baumgruppen sollten deshalb in das Gesamtkonzept eines vielfältig strukturierten Raumes aus blütenreichen kurzrasigen Flächen, Wiesen, Säumen, Sträuchern, einzelnstehenden Lichtbaumarten, Lebensraumholz („Totholz“), trockenen oder feuchten Offenbodenflächen und Wasserflächen integriert werden. Dies ist das Leitbild eines NaturErlebnisRaumes, wie wir ihn im NaturGarten e.V. verstehen, wo die Auswirkungen der Nutzung im Idealfall genau das Maß an Störung verursacht, das die biologische Vielfalt fördert und zu „flächigen Ecotonen“ führt, wie sie früher in unserer Landschaft vorherrschten.
3. Förderung der Naturerfahrung, insbesondere auch von Kindern und des sozialen Miteinanders über gemeinschaftliche Pflanzaktionen
Gemeinschaftliches Pflanzen ist eine wunderbare Möglichkeit, soziales Miteinander und Lernen zu fördern. Das erleben wir bei dem gemeinschaftlichen Planen und Bauen von NaturErlebnisRäumen immer wieder. Wenn allerdings nur ein „Tiny Forest“ angelegt wird und nicht ein vielfältig strukturierter und dynamischer Lebensraum, dann sind solche Projekte in der Gefahr, eine verkürzte und wenig hilfreiche Botschaft zu transportieren, dass nämlich das Pflanzen von Bäumen bzw. Aufforstungen im Allgemeinen uns von der Transformation unseres Lebens und Wirtschaftens entlasten würde. Nicht jede Begründung von Wald fördert die biologische Vielfalt, viele schädigen sie sogar (wenn zum Beispiel artenreiche magere Standorte aufgeforstet oder der Sukzession überlassen werden).
4. Abschwächen der Klimaerwärmung durch Kohlenstoffbindung in wiederbelebten Böden und in den Bäumen
Ob Baumpflanzungen im besiedelten Bereich zu einer Bindung des durch den Menschen freigesetzten Kohlenstoffs aus fossilen Brennstoffen beitragen können, ist aus unserer Sicht fraglich. Kohlenstoffbindung durch Bäume ist immer nur temporär, es sei denn der organisch gebundene Kohlenstoff wird „fossilisiert“, z.B. als „Terra Preta“ oder zumindest über sehr lange Zeit in Bauwerken dem organischen Abbau entzogen. Dies ist bei Bäumen, die im besiedelten Bereich ohnehin nicht sehr alt werden, derzeit nicht der Fall. Der im Holz gebundene Kohlenstoff wird wieder freigesetzt, wenn die Bäume abgestorben sind. Bei den meisten der in einem „Tiny Forest“ gepflanzten Bäume wird das kurz nach der Pflanzung der Fall sein und auch die überlebenden Exemplare haben, da Flächen im besiedelten Raum oftmals Nutzungsänderungen unterliegen, mit einiger Wahrscheinlichkeit eine geringere Lebensdauer als in nutzungsfreien Wäldern, zumal es fraglich ist, ob die konkurrenzreiche Anfangsphase mit ihren schnell in die Höhe wachsenden Bäumen wirklich zu langlebigen Exemplaren führt. Auch wenn durch eine Baumpflanzung auf vorher nicht mit Bäumen bestandener Fläche eine Erhöhung des „Umlaufvermögens an gebundenem Kohlenstoff“ verbunden ist, so kann dies pro Fläche nur einmal erreicht werden. Es kann also in der Bilanz höchstens die ehemals durch die Besiedlung zerstörte kohlenstoffbindene Vegetation ausgeglichen werden, nicht aber aus der Verbrennung von fossilen Energieträgern freigesetztes CO2 der Atmosphäre entzogen werden. Als Kurzumtriebsplantagen gepflegte „Tiny Forests“ sind in dieser Hinsicht besonders kritisch zu sehen, da der gebundene Kohlenstoff schnell wieder freigesetzt wird.
5. Vielfalt ist Trumpf, auch bei der Klimaanpassung im besiedelten Raum
„Tiny Forests“, also kleine Baumgruppen, die auf nicht zu betretenden Sukzessionsflächen entstehen, sind eine der vielen Möglichkeiten, im besiedelten Raum für abkühlende Baumstandorte zu sorgen, sie sollten aber, um auch die biologische Vielfalt möglichst gut zu fördern, immer mit anderen Lebensräumen im Zusammenhang stehen:
Alle diese Flächenumgestaltungen sollten, wenn möglich, mit einer Entsiegelung vormals versiegelter Flächen verbunden sein.
Ebenso gibt es weitere und preiswertere Möglichkeiten der Begründung von Baumstandorten, nämlich die Pflanzung von Einzelbäumen oder, was zu besonders resilienten Exemplaren führt, die Förderung der Selbstaussaat über Ammenbeete oder die Aussaat von erwünschten Arten auf Sukzessionsflächen wie Pückler-Zellen, Strauchflächen oder Ammenbeeten mit krautigen Pflanzen.
Solch ein strukturreicher „Tiny Forest Park“ entspricht dann im Grunde einem klassischen NaturErlebnisRaum[6], in dem es um prägende tagtägliche und gesundheitsfördernde Naturerlebnisse für unsere Kinder geht.
6. Tiny Forests – ein Fazit
Kleine Gehölzinseln – wie die hier erwähnten Tiny Forests – können eine Bereicherung der Lebensraumvielfalt im Siedlungsraum darstellen. Aus Sicht des NaturGarten e.V. sollten
NaturGarten e.V.
AK Politik & AK NaturErlebnisRäume
Ulrike Aufderheide, Heike Elvers, Michael Felstau, Karsten Mody, Franz Straubinger
[1] https://www.ivn.nl/aanbod/tiny-forest/
[2] Unsere Position zu Klimabäumen ist hier nachzulesen: https://www.nul-online.de/themen/landschafts-und-umweltplanung/article-7971059-201982/wie-gut-sind-die-arten-zur-foerderung-der-biodiversitaet-geeignet-.html
[3] https://www.wur.nl/en/newsarticle/urban-tiny-forests-are-good-for-biodiversity.htm
[4] https://www.miya-forest.de/forschung
[5] https://tinyforest.earthwatch.org.uk/tiny-forest-research
[6] https://naturgarten.org/wissen/2023/06/22/kinder-brauchen-natur-2/
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