Stadtinsekten unterstützen und Beobachtungen melden

Überall gehen die Insektenbestände zurück, was unter anderem die im Jahr 2017 veröffentlichte Krefelder Studie deutlich belegt. Auch Jahre nach dieser Studie gibt es bei dieser dramatischen Entwicklung keine Trendwende. Die Auswirkungen sind verheerend, denn in sämtlichen Ökosystemen spielen Insekten eine tragende Rolle: Sie sind wichtige Bestäuber und bilden die Basis der Nahrungskette. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Aspekte, von denen etliche bisher kaum erforscht sind, weil die jeweiligen Insekten zu sehr im Verborgenen leben, etwa im Boden, oder weil sie wegen ihrer geringen Größe bislang nur wenig beachtet wurden. Was wir indes wissen: Wo sie fehlen, geraten andere Tiere in Bedrängnis – ohne Insekten gibt es zum Beispiel keine Vögel, da der Großteil der bei uns heimischen Vogelarten für die Jungenaufzucht Insekten als proteinreiche Nahrung benötigt. Viele andere Tiere sind ebenso auf Insekten als Nahrung angewiesen, zu ihnen gehören etwa Fledermäuse, Igel, Maulwürfe, Spitzmäuse sowie Reptilien und Amphibien.

Wer dieser Entwicklung nicht nur tatenlos zusehen, sondern stattdessen aktiv an der Verbesserung der Situation mitwirken möchte, kann mit heimischen Wildpflanzen den hierzulande vorkommenden Insekten Nahrung und Lebensraum bieten, was für viele exotische Gewächse leider nicht gilt. Abgesehen davon können zum Beispiel für bodenbewohnende Tiere wie Wildbienen gezielt Kleinlebensräume wie offene Sandflächen geschaffen werden.

Alles in allem wissen wir aber nach wie vor zu wenig über viele der bei uns noch heimischen Insektenarten und ihre Bedürfnisse. Einige offene Fragen sind: Wie groß ist die Bedeutung eines Balkons mit heimischen Wildpflanzen für den Artenschutz? Welche Insekten kann ich in meinen Garten locken? Welche Insekten leben im öffentlichen Grün, welche zum Beispiel auf einem Wildblumendach? Was lässt sich für im Boden oder in Gewässern des Siedlungsraums lebende Insekten tun? Das sind entscheidende Fragen, um effektiven Artenschutz zu betreiben. Doch dazu müssen erstmal viele Daten gesammelt werden, von möglichst vielen Menschen an möglichst viele Plätzen.

Das Citizen-Science-Projekt Stadtinsekten, hinter dem NaturGarten e.V. und NABU|naturgucker als Partner stehen, bietet eine einfache Möglichkeit zum Melden Ihrer Beobachtungen. Auf NABU-naturgucker.de kann man alle Insekten und die von diesen besuchten Pflanzen melden, die man auf einem Balkon, im Garten, im öffentlichen Grün oder auf einem Gründach gesehen und fotografiert hat.

Damit können alle Interessierten dabei helfen, Informationen über das aktuelle Vorkommen der Insektenarten und ihre Beziehungen zu Pflanzen in ihrer Gegend zusammenzutragen. Je mehr über die Insektenbestände und über die von ihnen besuchten Pflanzen bekannt ist, desto mehr profitieren Naturschutz und Forschung von diesen Daten. Dabei ist das Beobachten der Pflanzen und vor allem der Sechsbeiner gleichzeitig ein Gewinn. Denn lässt man sich auf diese Tiere ein, so offenbaren sie ihre erstaunliche Vielfalt in Aussehen, Verhalten und Lebensweise.

Rufen Sie zum Mitmachen einfach die Web-App Stadtinsekten (https://www.stadtinsekten.de) auf, entweder per Smartphone, Tablet, Laptop oder Desktop-Computer. Unsere kostenlos nutzbare Web-App ermöglicht es Ihnen, die Beobachtungen und dazugehörige Fotos einzugeben, Beobachtungen anderer Teilnehmender anzusehen und Insekten anhand von Fotos mittels einer Erkennungshilfe zu bestimmen. Ergänzend finden Sie in der Web-App 490 bebilderte Artporträts von Stadtinsekten, die jede Menge spannender Details aus dem Leben der Tiere vermitteln. Man kann auch die Bestimmung der Insekten und der Wildpflanzen mit einer anderen App vornehmen und seine gewonnenen Daten auf dem Portal von Stadtinsekten eintragen. Unsere Web-App muss nicht installiert werden, sie lässt sich einfach per Browser aufrufen. Zudem funktioniert sie auf allen Geräten von Smartphones über Tablets bis zu Computern.

Außerdem ist es hilfreich, neben aktuellen Funden auch ältere Funde einzutragen. Dadurch machen wir gemeinsam die Netzwerke von Fauna und Flora sichtbarer. Nur so lässt sich in Erfahrung bringen, wie sich effektiver Artenschutz im Siedlungsraum betreiben lässt. Für die Eingabe älterer Fotodaten sind die Wintermonate eine optimale Zeit. Damit können Sie ganzjährig an unserer Meldeaktion teilnehmen, ganz unabhängig von der eigentlichen „Insektensaison“.