Galabau und der Klimawandel

Messe 2022 – von Reinhard Witt

Unser Messestand vom 14. bis 17. September 2022. Sie dürfen es sich aussuchen, wie ich anfangen soll:

1. Der Rasen hat keine Zukunft mehr. 2. Der Stand des NaturGarten e.V. war überrannt wie nie. Ja, klar, das wichtige Thema an den Anfang, also der Rasen. Wie schon vermutet: Die Branche überschlägt sich gerade mit Bewässerungssystemen. Von unten, von oben, von der Seite. Stadtbäume, Pflanzgruben, Rasenflächen, Beete, bei Nacht, tagsüber, immer, nur manchmal. Die Pflanze braucht Wasser und das bekommt sie. Technisch ist ja alles möglich. Also machen wir es. Selbst die Rasenzüchter sind angesichts verdorrter Flächen diesen heißen Sommer aus den Puschen gekommen und haben neue Loliumsorten (Deutsches Weidelgras) gezüchtet bzw. verkaufen die alten Sorten unter dem neuen Aspekt: Wasser sparen, Hitze aushalten. Auf der Messe also die Loliumsorte, die verstärkt Ausläufer macht, falls sie mal oben braun würde. Falls. Gibt’s sogar in verschiedenen Grünfarben. Herrlich. Kleines Problem am Rande: Wenn es gar kein Wasser gibt, was dann? Na ja, auch die Kunststoffbranche lädt uns ein. Plastikgrün in verschiedenen Farben. Auch an diesem Stand standen Leute. Man glaubt es nicht: Angesichts einer Welt voller Mikroplastik. Alles also weiter wie immer, wie zuvor. Es gibt ja keine Welt da draußen, die andere Ideen braucht und neue Werte.

Stimmt, wir sind beim Thema Nummer 2, was unser Thema Nummer eins ist, Unsere Idee vom Weiterleben und der volle Stand. Ich stehe seit 1996 brav meine vier Tage bei der Galabau in Nürnberg, der größten europäischen Fachmesse für Garten- und Landschaftsbau und schreibe jedes Mal dasselbe. Es war wieder voller als letztes Mal. Richtig, der heiße Sommer. Trieb die Leute in Scharen zu uns. Wo vorher vielleicht ein mitleidiges Lächeln herrschte oder eine hochgerümpfte Nase vorbei stolzierte, fluteten die Massen wegen fehlendem Wasser nicht mehr so achtlos an uns vorbei, sondern in uns hinein. Der Messestand war voll. Das normale Team von drei Leuten war zeitweise überfordert, all die Interessenten auf unsere Anliegen hinzuweisen. Die Naturgarten-Infoflyer waren trotz sparsamer Verwendung schon am 2. Tag aus, nach der Hälfte des 2.Tages. Also musste Verstärkung her und wie das so ist mit guten Netzwerken, das funktioniert. Keine Panik, es gab also neue Flyer und Verstärkung für den Stand.

Insgesamt: viel ehrliches Interesse und sehr viel Zuspruch und Fragen. Wie immer am Freitag kamen besonders auch die Ausbilder und die Jungen, die Azubis. Am Samstag dann hautsächlich Hobbygärtner.

Klosterfrau Melissengeist wirbt seit 1925 mit dem Motto: Noch nie war er so wertvoll wie heute. Das möchte ich 1:1 übertragen. Noch nie waren wir so wertvoll wie heute. Während die Masse weitermacht wie bisher, bewässert beregnet, technisiert, waren wir auf der ganzen Messe die einzigen, die auf alte und anscheinend doch neue Rezepte setzen. Auf die echte Kraft der wilden Natur.

Dank an Kerstin Gruber und ihr Messe-Auf- und Abbauteam. Wie immer hat sie den Messestand perfekt vorbereitet und es konnten wieder Sponsoren für Standgestaltung gefunden werden: Franken-Schotter, Wörlein-Baumschule und die Jungs der fränkischen Galabaufirma Schröter für Transporte. Danke an die Betreuer Birgit Helbig, Andy Bosch, Susan Findorff, Ingrid Völker. Und Dank an die schnell hinzu gekommenen Aushilfs-Standbetreuer Simon Braschel aus Luxemburg, der im Oktober mit Profikurs 10 anfängt, und die Naturgartenprofi-Absolventin Christine Epp (Kurs 6), die spontan am 2. und 3. Tag hinzustießen, damit der Strom der Besucher nicht komplett in der Beregnungsfalle landet.

Das Leitthema der Messe hieß übrigens: „Gemeinsam klimafit in die Zukunft“. Das war aus NaturGarten-Sicht nicht mehr als ein Marketing-Gag, den sich die Messegesellschaft zudem noch extra mit € 2000,00 bezahlen ließ von den Produktanbietern, die sich das leisten wollten. Aber wer genau liest, versteht. In der Pressemitteilung stand zum grün-blauen Pfad, der zu den speziell für das Thema wichtigen Firmen führte: „Innovationen, Trends und Produkte, die positiv auf das Thema Klimawandel einwirken, werden auf der GaLaBau 2022 vorgestellt.“  Genau das ist diese Branche: Sie wirkt positiv auf den Klimawandel ein.

Wir dürfen also in Zukunft noch mehr braunen Rasen erwarten.

Es ist wie es ist: Wir machen weiter wie immer. Wir können nicht anders.

P.S.: Was ich noch sagen wollte. Wir könnten derzeit locker zwei oder drei Profikurse im Jahr anbieten, so groß war das Interesse. Ja, auch diese Flyer waren aus, schon am ersten Tag. Aber das schaffen wir zurzeit noch nicht. Zu wenig Fachbetriebe, die Praktika anbieten können. Wir sind halt noch nicht der große Strom. Aber das wird kommen.

Reinhard Witt