Naturkleingarten: Lebensräume Eidechsenburg und Sandbeet

Neben der Bevorzugung heimischer Pflanzen ist ein weiterer wichtiger Baustein im Naturgarten die Gestaltung mit unterschiedlichsten Strukturen.

Diese Strukturen sollten so abwechslungsreich wie möglich sein: mit Senken und Erhebungen, mit bewachsenem und offenem Boden, trocken, feucht, nass, sonnig, schattig, holzig, steinig, sandig und so weiter. Ein Tier benötigt mehrere dieser Teil-Lebensräume, um zu überleben. Die Eidechse braucht zum Beispiel einen Steinhaufen als Versteck und Sonnenplatz. Wenn dieser tief genug in den Boden reicht, ist er außerdem zur Überwinterung geeignet. Des Weiteren benötigt sie einen Sandhaufen zur Eiablage und Wildblumenwiesen und -beete für die Jagd auf Insekten. Bauen wir eine Eidechsenburg mit Sandbeet!

Projekt Eidechsenburg mit Sandbeet

Die Eidechsenburg sollte vollsonnig liegen, das direkt angrenzende Sandbeet an ihrer Südseite. Für die Eidechsenburg muss man zuerst ein tiefes Loch buddeln, 50 x 50 Zentimeter als Grundfläche und mindestens 70 Zentimeter Tiefe sollte es schon haben. Für das Sandbeet brauchen wir ein bis zwei Quadratmeter Grundfläche und zirka 35 Zentimeter Tiefe. Falls der Boden lehmhaltig ist und das Wasser schlecht abläuft, kommt zuunterst auf beiden Flächen eine Drainageschicht aus Kies oder Schotter. Für das Sandbeet schüttet man dann Sand in das Loch plus eine Erhöhung von zirka 20 Zentimetern, damit man auf eine Sandschicht von insgesamt 50 Zentimetern kommt. Der Sand wird nun verdichtet. Ich hatte vom Teichbau noch Sand und Lehmpulver über, die ich miteinander vermischt für das Projekt verwendete. Wenn man hier den Schwerpunkt auf bodennistende Wildbienen legen möchte, die 75 Prozent der Wildbienenarten ausmachen, findet man in der Literatur die unterschiedlichsten Empfehlungen: vom ungewaschenen Sand über alten Spielsand mit Erdeintrag bis zum feinkörnigen Reitsand. Eine Aussage gefiel mir aber am besten: Egal welche Art von Sand Sie benutzen, früher oder später wird sich das passende Insekt dazu einfinden (frei wiedergegeben). Wildbienen wurden, ebenso wie der Feldsandlaufkäfer und diverse Heuschrecken, im Sandbeet schon gesichtet, aber sie waren zu klein und zu schnell, um genau bestimmt zu werden.

Für die Eidechsenburg werden nun verschiedene Steine (am besten regionale Ruhrsandsteine) und dickere Äste genutzt, um Höhlen als Verstecke zu bauen. Ich verwendete für diese verschiedenen Wohnräume alte, vom Frost gesprengte unglasierte Tontöpfe, die ich mit Moos ausgekleidete.

Darauf werden dann Steine zu einem Haufen aufgetürmt. Hierbei beachten, dass man den Eidechsen Durchschlupfmöglichkeiten lässt. Damit die Burg auch wie eine Burg aussieht, müssen die dicken Äste lang genug sein, um aus dem Steinhaufen herauszuragen. Um die neuen Lebensräume von der Wiese abzugrenzen, wurden weitere Steine verwendet.

Viele heimische Pflanzen lieben den mageren Sandboden und manche lassen schon am Namen erkennen, dass sie hier richtig sind: Sand-Nelke (Dianthus arenarius), Sand-Grasnelke (Armeria maritima), Berg-Sandglöckchen (Jasione montana), Sand-Thymian (Thymus serpyllum), Gewöhnlicher Strandflieder (Limonium vulgare), Strand-Mannstreu (Eryngium maritimum). Beim Bepflanzen darf man es aber nicht übertreiben, offene Stellen sollten überwiegen und möglichst von Bewuchs freigehalten werden.

Damit diese freien Stellen nicht als Katzenklo genutzt werden (schon passiert!), kann man das Beet mit dicken Ästen vom Rosenschnitt dekorieren. Dadurch wird es für die Katzen uninteressant. Weiteres Totholz und der Wurzelballen eines vertrockneten Rhododendrons dienen als zusätzliche Dekoration. Dabei wurde die lehmhaltige Erde am Wurzelballen gelassen, um weitere Wildbienenspezies anzulocken. Ein kleines Schälchen, welches regelmäßig mit Wasser gefüllt wird, dient als Insektentränke.

Mit dem vermutlich lehmhaltigen Aushub kann man übrigens eine tolle Steilwand bauen: Die Erde zu einem Haufen türmen, verdichten und mit dem Spaten senkrecht den vorderen Teil abstechen, sodass eine Steilwand entsteht, möglichst mit südlicher Ausrichtung. Mit einem Stöckchen ein paar Löcher in die Steilwand bohren und beobachten, wer sich davon angezogen fühlt. Mit wenig Arbeitsaufwand ist hiermit ein weiterer Lebensraum entstanden: der Rohbodenhügel.

Auch wenn sich bei mir im Garten noch keine Eidechsen gezeigt haben, gebe ich die Hoffnung nicht auf. In der Zwischenzeit bewohnt eine Maus die Eidechsenburg, wer sonst?

Ein Beitrag von Martina van Wesel

aus: Der Grüne Bote, 6/2023. Mit freundlicher Genehmigung des Stadtverbandes Essen der Kleingärtnervereine e.V.

Literaturempfehlungen
Natur&Garten, Das Naturgarten-Fachmagazin:

Naturgarten für Einsteiger, Heft 4/20

Wildbienen, Wespen & Hornissen, Heft 3/22

Der naturnahe Kleingarten, Heft 1/23