Naturkleingarten: Lebensraum Steinhaufen – Projekt Recyclingkräuterspirale

Ich übernahm den Garten mit 17 Quadratmeter zu viel versiegelter Fläche. Inzwischen habe ich über 22 Quadratmeter entsiegelt. Manch gepflasterter Weg behielt dabei nur einzelne Trittsteine, andere wurden zu Hackholzschnitzelwegen und wieder andere zu zusätzlichen Beeten. Aber wohin nun mit all den Gehwegplatten?

Die niederländischen Naturgärtner machen es uns vor: Recyclingtrockenmauern. Dabei werden alte Baumaterialien wie Mauer-, Pflaster- und Klinkersteine sowie besagte Gehwegplatten wiederverwendet. Also richtiger: Re-Using-Trockenmauern. Da mir noch eine Kräuterspirale fehlte, verband ich beides miteinander. Bei der Planung der Kräuterspirale ist Folgendes zu beachten: Die tiefste Stelle zeigt Richtung Süden, sie ist die feuchteste und nährstoffreichste, die höchste Stelle ist die trockenste und nährstoffärmste. Dies wird nicht nur durch die Lage, sondern auch durch die Befüllung unterstützt. Während unten normale Gartenerde die Grundlage bildet, wird, je weiter man nach oben kommt, die Drainageschicht bestehend aus Bauschutt immer dicker. Und die eigentliche Befüllung mit unterschiedlichen Anteilen aus Erde, Kompost und Sand rundet dies ab. So entstehen verschiedene Standortbedingungen für die Kräuter.

Mit einem Seil steckt man die Fläche ab, entfernt den Rasen und hebt die Erde aus. Zuunterst kommt Unkrautvlies. (Nachtrag: Das Unkrautvlies ist ein biologisch abbaubares Unkrautvlies aus PLA (Polymilchsäure). Ich habe einen sehr lehmhaltigen Boden und Probleme mit unerwünschten Beikräutern wie Ackerschachtelhalm und wollte zusätzlich einer Durchmischung von Drainagematerial und Erde entgegenwirken. Bisher hat es geklappt.) Wo als Grundlage der Kräuterschnecke nicht der normale Gartenboden dient, legt man eine Drainageschicht aus Schotter oder Kies, welche man mit Sand ebnet. Damit hat die Trockenmauer einen festen und frostsicheren Stand, da das Wasser besser ablaufen kann. Die Betonplatten werden dann mit einem Vorschlaghammer à la Thor in kleinere Stücke von circa 25 Zentimetern Kantenlänge zerschlagen und mit den noch vorhandenen Baustoffresten wie Mauer-, Pflaster- und Klinkersteinen wird fleißig „Tetris“ gespielt (die älteren Semester erinnern sich). Dabei möglichst auf Kreuzfugen verzichten. Die Mauern sollten eine leichte Neigung nach innen haben. Die Steine werden trocken, also ohne Mörtel verlegt. Das funktioniert mit den zerschlagenen Betonplatten besonders gut, weil sie sich fast nahtlos ineinanderfügen und dabei ein stabiles Bauwerk bilden. Als nächstes wird die Spirale befüllt. Alles, was sich an kleinerem Baustoffmaterial für die Drainageschicht finden lässt, ist geeignet: alte Tontöpfe oder Tonfiguren, Bauschutt, Schotter, Kies. Dieses wird verteilt: Von oben nach unten wird es weniger und ist im letzten Drittel dann nicht mehr vorhanden. Ähnliches gilt für Erde, Kompost und Sand: unten die reine Gartenerde, oben der Sand mit kleinem Anteil an Erde und Kompost. Dieser Anteil an Erde und Kompost wird jetzt nach unten hin immer mehr, während der Sandanteil immer weniger wird. Im letzten Drittel verschwindet der Sandanteil ganz.

Auswahl der Pflanzen

Im oberen, trockenen und nährstoffarmen Teil sitzen bei mir trockenheitsverträgliche Mittelmeerkräuter wie Rosmarin, Lavendel und Thymian, in der Mitte dann Ysop, Oregano und Estragon und im unteren Teil Kleiner Wiesenknopf (Pimpinelle), Majoran und Zitronenmelisse. Die mediterranen Kräuter ziehen zwar auch einige Insekten an, das sind aber überwiegend Generalisten wie Honigbiene und Hummel. Diese sind nicht wählerisch und fliegen auf viele Blüten. Möchte man dagegen spezialisierten Insekten helfen, sollte man den Schwerpunkt auf heimische Pflanzen legen. So pflanzt man von oben nach unten: Tripmadam (Sedum reflexum), Feld-Thymian (Thymus pulegioides), Gewöhnlicher Dost (Oregano vulgaris), Johanniskraut (Hypericum perforatum), Kleiner Wiesenknopf/Pimpinelle (Sanguisorba minor), Waldmeister (Galium odoratum) und Schnittlauch (Allium schoenoprasum). Die Trockenmauer bietet viele Versteckmöglichkeiten für unsere Tierwelt. Schon bei den Vorbereitungen hatte sich eine Erdkröte im Steinhaufen versteckt. Apropos Steinhaufen: Hat man nicht genug Betonplatten für eine Kräuterspirale, kann man sie auch einfach zu einem hübschen Steinhaufen auftürmen. Diese auch Steinpyramide genannten Gebilde sind Sonnenterrassen, auf denen sich besonders gerne Libellen und Schmetterlinge zum Energietanken einfinden.

Autorin: Martina van Wesel

Literaturempfehlungen

Wie baue ich eine Kräuterspirale? Irmela Erckenbrecht

Welche essbare Wildpflanze ist das? Kosmos-Naturführer

aus: Der Grüne Bote, 5/2023. Mit freundlicher Genehmigung des Stadtverbandes Essen der Kleingärtnervereine e.V.