Der Käferkeller

Richtig gebaut bietet er Entwicklungsmöglichkeiten für viele Käferlarven. Man kann die Idee eines Käferkellers mit einer sehr effektiven Nutzung von Totholz verbinden und so ein echtes Miniaturbiotop einrichten, in dem sich neben Käfern allerlei Organismen fortpflanzen und entwickeln können. Was braucht man? Zunächst einmal braucht man natürlich Totholz. Am besten dickere oder dicke Stämme oder Äste. Stämme mit einem Durchmesser von mehr als 30 cm und einer Länge von ca. einem Meter oder mehr kann man sogar einzeln verwenden. Laubholz ist besser als Nadelholz, weil darin die Artenvielfalt höher ist. Aber manchmal regelt das schlicht die Verfügbarkeit. Hat man nur Astwerk zur Verfügung, sollte das nicht unter 10 cm Durchmesser sein. Stücke, die deutlich kürzer als 1m sind, legt man später zu zweit oder dritt hintereinander ab. Desweiteren braucht man Kompost oder Holzhäcksel, gerne auch eine Mischung von beidem. Grasschnitt oder frische Pflanzenteile sind weniger gut geeignet. Geschredderter Baum- und Strauchbeschnitt tut es natürlich auch. Ein Spaten und ggf. eine Säge und ein größerer Hammer ist alles an Werkzeug, was man braucht.

Wie geht das nun? Um eine Vorstellung zu haben, wie es später mal aussehen soll kann man sich die Stapel Brennholz vorstellen, die man nach Forstarbeiten oft am Wegesrand aufgeschichtet liegen sieht. Nur halt im Miniaturformat und „verfeinert“. Einen solchen Miniaturstapel wollen wir nun teilweise „beerdigen“. Zunächst brauchen wir eine Grube. Länge und Breite der Grube richtet sich nach der Menge an Totholz, die zur Verfügung steht und nach dessen Abmessungen. Wenn man das schlecht einschätzen kann, sollte man das Holz zunächst neben der späteren Grube aufschichten. Es sollten bei dünneren Stämmen oder Ästen mindestens sechs bis sieben Lagen sein. Bei dickeren Stämmen drei oder vier. Hier gilt bei allem, je größer und dicker, je besser. Pi mal Daumen sollte sich später ca. ein Viertel des Stapels in der Grube befinden, drei Viertel über der Oberfläche. Nach Möglichkeit sollte der Stapel im Profil nicht dreieckig sein, sondern rechteckig. Da die Stämme von selbst so nicht halten, schlägt man rechts und links jeweils zwei stabile Äste als Stütze ein. Die Grube sollte allseitig ca. 15 – 20 cm länger und breiter sein als der Holzstapel. Die Tiefe der Grube soll etwa 50 cm betragen. Nachdem die Schwerarbeit erledigt und die Grube ausgehoben ist, füllt man sie bis ca. zur Hälfte mit dem Häckselmaterial oder Kompost auf. Dann beginnt man den Stapel in der Grube so aufzuschichten, wie man ihn vorher probeweise errichtet hat. Bei unterschiedlich dickem Material kommen die dicksten Stämme nach unten. Zur Grubenwand bleibt dabei immer ein Abstand. Die Lücke zwischen Grubenwand und Holz füllt man ebenfalls zur Hälfte mit Häckselmaterial oder Kompost auf. Den Rest verfüllt man mit dem Aushub der Grube. Da man immer zu viel Aushub hat, kann man einen weiteren Teil davon rund um den Stapel bis zu einer Höhe von ca. 20 cm schräg, oder ihn an der Sonnenseite bis ca. zur Hälfte und einer der Menge entsprechenden Länge anhäufen. So schafft man gleichzeitig noch Brutmöglichkeiten für erdnistende Wildbienen. Was braucht es denn jetzt noch? Unbedingt erforderlich ist Feuchtigkeit. Die zieht das Holz aus der Grube, man muss also nicht gießen. Aber man sollte so eine Grube nicht in der Vollsonne errichten. Halbschatten oder Schatten ist angesagt. Eine Bepflanzung an der Sonnenseite mit Stauden oder halbhohen Kräutern wie z.B. der Brennnessel spendet Schatten und hilft, die Feuchte zu erhalten. Schling- und Kletterpflanzen sollte man nicht verwenden, denn der Stapel an sich sollte frei bleiben. Feuchtigkeit ist sehr wichtig, denn sie hilft beim Prozess des Vermoderns. Und Vermodern ist eigentlich nichts anderes als der Abbau des Holzes durch alle möglichen Organismen. Pilze, Bakterien, Mikroorganismen, Asseln, Insekten und deren Larven bauen das Holz langsam ab. Das ist Zeugnis dafür, dass die Sache funktioniert. Durch den Aufbau des Stapels und das teilweise Eingraben erzeugt man darin unterschiedliche Vermoderungstadien und jedes Stadium hat seine eigenen Spezialisten. Und nun? Nun muss man eigentlich nichts mehr machen außer Beobachten. Dabei muss man bedenken, dass so ein Stapel „reifen“ muss. In den ersten zwei, drei Jahren wird der Prozess nur langsam vorangehen, also nicht ungeduldig werden. Es werden mit der Zeit die unterschiedlichsten Pilze erscheinen, die wiederum Nahrung für Spezialisten sind und helfen, das Holz für andere Organismen aufzuschließen. Man wird, sofern man zur richtigen Zeit, mit der nötigen Geduld und ein bisschen Glück vor Ort ist z.B. Bockkäfer, Nashornkäfer, Rosenkäfer und Holzwespen beobachten, die dort schlüpfen oder für Nachwuchs sorgen. Hat man dicke Eichenstämme zur Verfügung, kann das sogar den Hirschkäfer dazu bewegen, dort seine Eier abzulegen. Das meiste aber wird geheim bleiben, wird sich im Inneren des Stapels abspielen.  Das Einzige, was man alle zwei, drei Jahre kontrollieren muss sind die Äste, die man seitlich des Stapels zu dessen Stabilität eingeschlagen hat. Die vermodern natürlich auch und wenn sie wegbrechen, kann der Stapel die Form verlieren. Natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit so etwas in genau der geschilderten Form zu errichten. Man kann da je nach Verfügbarkeit und Platz durchaus variieren.

Autor: Ralf Dahlhäuser (leicht gekürzt)