Nährstoffreiche Böden

Welche Pflanzen eignen sich für nährstoffreiche Standorte in Sonne und Halbschatten? Was sollte ich bei deren Auswahl, Pflanzung und Pflege beachten? Wie gestalte ich ein Beet ansprechend, abwechslungsreich und so, dass über das ganze Jahr etwas blüht?

In unseren Gärten finden wir häufig nährstoffreiche Böden mit hohem Stickstoffanteil, den „guten Mutterboden“ oder Lehmböden. Möchte ich einen nährstoffreichen Bereich bepflanzen, sorge ich zunächst dafür, dass die darauf abgestimmten Pflanzen in einen gut durchlüfteten Boden kommen, sehr festen Boden lockere ich durch Sand auf.

Soll meine Pflanzung auf Dauer „funktionieren“, muss ich berücksichtigen, dass sowohl Stauden als auch Gehölze auf nährstoffreichen Böden im Durchschnitt höher und breiter werden als auf nährstoffarmen Standorten. Bei sehr viel Stickstoff im Boden schießen einige Arten sogar so schnell nach oben, dass sie umkippen. Beispiel hierfür sind Wegwarte und Wilde Malve.

Um eine ausgewogene Gestaltung zu erhalten, fällt meine Auswahl auf eher wüchsige, konkurrenzstarke Pflanzen, die sich gegenseitig „in Schach halten“ (C-Strategen). Konkurrenzschwache, nur langsam wachsende Standortspezialisten (S-Strategen) haben hier keine Chance. Sie werden von anderen Arten schnell überwachsen oder einfliegendes Gras oder unerwünschte Beikräuter machen ihnen das Leben schwer. Wüchsige C-Strategen vergesellschafte ich gerne mit Ruderalpflanzen (R-Strategen), die eine schnelle Entwicklung zeigen und sich durch Selbstaussaat erhalten, solange sie offene Bodenstellen vorfinden. Letztere säe ich häufig zwischen eine Staudenpflanzung, um die Lücken möglichst im ersten Jahr schon zu schließen.

Ein schneller Bodenschluss ist gerade bei nährstoffreichen Böden zwingend notwendig, da dies die einzige Möglichkeit ist, ausufernde Jätaktionen zu verhindern. Schließlich keimt auf einem solchen Boden jedes noch so kleine einfliegende Samenkorn in Windeseile …

Breiten sich die langlebigeren Arten nach einiger Zeit aus, so verschwinden die kurzlebigen R- Strategen nach und nach, wenn ich nicht durch Pflegemaßnahmen wieder offenen Boden schaffe.

Beetaufbau

Leitstaude: hohe, mehr oder weniger ausladende, bildgebende Staude Begleitstaude: halbhohe, füllende, oft horstartig wachsende Staude Bodendecker: niedrige, kriechende oder sich flach
ausbreitende Staude

insgesamt:
durchschnittlich 4-6 Stauden pro qm + 10-20 Blumenzwiebeln Stück pro m²
Kleingehölze: Endwuchshöhe ca. 100-150 cm
Mittelgehölze: Endwuchshöhe ca. 150-300 cm

Beispiele für Stauden und Kleingehölze, sonnig:

Leitstauden:

  • Verschiedenblättrige Distel (Cirsium heterophyllum), rosa 6-7, h 100-140 cm, b 40 cm
  • Strauchmalve/Thüringer Strauchpappel (Lavatera thuringiaca), hellrosa 7-10, h 140-160 cm, b bis 100 cm
  • Deutscher Ziest (Stachys germanica), karminrot 6-8, h 70-100 cm, b 70 cm (mag es nicht zu trocken!)
  • Straußblütige Wucherblume (Tanacetum corymbosum), weiß 6-8, h 80-100 cm, b 80 cm
  • Schwarze Königskerze (Verbascum nigrum), gelb 6-8, h 100-120 cm, b 60 cm (auch halbschattig)

Begleitstauden:

  • Bergminze (Calamintha nepeta), hellblau 7-11, h 50 cm, b 40 cm
  • Wiesen-Flockenblume (Campanula jacea), violett 6-10, h 60 cm, b70 cm
  • Bunte Wolfsmilch (Euphorbia polychroma), gelb 4-5, h 40 cm, b 40 cm
  • Blauminze (Nepeta x faassenii), blau 6-9, h 50 cm, b 70 cm (nicht heimisch)
  • Gelbe Resede (Reseda lutea), hellgelb 6-10, h 60 cm, b 70 cm
  • Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), blau 4-8, h 60 cm, b 60 cm 

Bodendecker:

  • Heide- Nelke, Dianthus deltoides, purpur 7-9, h 30 cm, b 40 cm
  • Hornklee (Lotus corniculatus), gelb 5-8, h 30 cm, b 50 cm
  • Feld-Thymian (Thymus pulegioides), rosa 6-10, h 30 cm, b 40 cm

Kleingehölze:

  • Schwarzer Geißklee (Cytisus nigricans), gelb 6-8, h 150 cm, b 100 cm
  • Kopf-Zwergginster (Chamaecytisus supinus), gelb 6-8, h 80 cm, b 80 cm
  • Ungefüllte Kleinstrauchrosen, gerne früh blühende Bibernellrosen (nicht die Wildform, die treibt zu viele Ausläufer) oder bis in den Herbst blühende Moschusrosen (ausheimisch) wie z.B. die wunderbare ‚Ballerina‘

Beispiele für Stauden und Kleingehölze, halbschattig:

Leitstauden:

  • Großer Odermennig (Agrimonia procera), gelb 7-8, h 60- 120 cm, b 50-80 cm
  • Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium), lila 6-8, h 80-100 cm, b 30 cm
  • Alpen-Schuppenkopf (Cephalaria alpina), hellgelb 7-8, h 120 cm, b 70 cm
  • Wald-Witwenblume (Knautia sylvatica), lila 6-9, h 80 cm, b 70 cm
  • Mondviole (Lunaria rediviva), helllila 5-6, h 100 cm, b 70 cm 

Begleitstauden:

  • Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula rapunculoides), blau 6-7, h 60 cm, b 30 cm
  • Wirbeldost (Clinopodium vulgare), rosa 7-10, h 50 cm, b 50 cm
  • Gelber Lerchensporn (Corydalis lutea), gelb 5-9, h 50 cm, b 50 cm
  • Brauner Storchschnabel (Geranium phaeum), braunviolett 5-6, h 60 cm, b 30 cm 

Bodendecker:

  • Waldmeister (Galium odoratum), weiß 4-5, h 30cm, b 50 cm
  • Echtes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), rosa- blau 5-6, h 40 cm, b 40 cm 

Zwerggehölze:

  • Kärntner Spierstrauch (Spiraea decumbens), weiß 5-6, h 50 cm, b 60 cm
  • Zwerg-Alpen-Johannisbeere (Ribes alpinum ‚Nana‘), gelblich- grün 4-5, h 80 cm, b 70 cm

alle Fotos: Susanne Piwecki
Susanne Piwecki Wilde Hilde – Naturgartenplanung 
zum Artikel: Tagungsband Naturgartentage 2022, zu finden unter https://naturgartentage.de/downloads/