Die Blumenwiese

Viele Gärtner wünschen sich eine Blumenwiese im eigenen Garten, haben aber eine falsche Vorstellung davon, was eine Blumenwiese eigentlich ist.

Man darf sie nicht verwechseln mit kurzlebigen knallbunten Blühflächen, die meistens aus Zuchtsorten, einjährigen Ackerwildkräutern und Kulturpflanzen wie Sonnenblume, Phacelia und Buchweizen bestehen.

Echte Blumenwiesen bestehen aus mehrjährigen heimischen Wildblumen und Gräsern. Sie lieben einen sonnigen Standort und werden bei entsprechender Pflege von Jahr zu Jahr schöner und artenreicher.

Blumenwiesen besitzen keine robuste Grasnarbe und sollten möglichst nicht betreten werden. Es sind Flächen zum Beobachten und Natur genießen!

Im Übergangsbereich zu Hecken und Gehölzen empfehlen wir immer auch einen Wildblumensaum anzulegen, da dieser als „Wintersteher“ besonders viele Arten fördert. Probieren Sie es aus!

Wer seine Wiesenfläche auch zum Ballspiel, Lagern oder Begehen nutzen möchte, sollte statt einer Blumenwiese einen artenreichen Blumenkräuterrasen anlegen.

Eine Blumenwiese anlegen

MATERIALIEN
  • Hochwertige Blumenwiesen-Saatgutmischung
    Die genaue Mengen berechnen Sie anhand der zu begrünenden Fläche und den g/qm Angaben des Saatgutherstellers.

Achten Sie beim Kauf darauf Mischungen aus echten, möglichst standortheimischen, Wildpflanzen zu erwerben mit einer genauen Auflistung der in der Mischung enthaltenen Arten. Nur diese sind wirklich insektenfreundlich.

Mischungen aus einjährigen Sommerblumen, Exoten oder Kulturformen (z.B. Kalifornischem Mohn, Cosmeen, Sonnenblumen, Bienenfreund) sind keine Blumenwiesen. Sie sind weder nachhaltig noch dauerhaft und meist nur bedingt insektenfreundlich. Sie müssen jährlich aufwändig neu angelegt werden was Zeit, Arbeit und Geld kostet und zudem Ackerunkräuter wie Kratzdistel, Ampfer und Quecke fördert.

ANLEITUNG

Der richtige Zeitpunkt
Die besten Ansaatzeiten sind von März-Mai oder E. August-September, am besten, wenn anhaltend feuchte Witterung zu erwarten ist.

Fläche vorbereiten
Schälen Sie den Bewuchs (Rasensoden) vollständig mit dem Spaten oder einem Rasensodenschäler (Maschinenverleih) ab. Alternativ können Sie die Fläche auch mehrmals fräsen und dazwischen einige Tage abtrocknen lassen. Pflanzenreste sehr sorgfältig abrechen und auslesen.

Nachdem sich der Boden etwas abgesetzt hat, bereitet Sie mit der Harke ein feinkrümeliges Saatbett vor. In verdichteten, lehmigen oder sehr fetten Boden kann dabei Sand eingearbeitet werden. Wollen Sie eine Magerwiese oder einen Sandrasen anlegen sollten 20 cm Kies oder Sand aufgefüllt werden.

Aussaat
Das Blumenwiesen-Saatgut mit einem Saathelfer (leicht feuchter Sand, Maisschrot o.Ä.) großzügig strecken. Das macht es für Sie sehr viel einfacher das feine Wildplfanzen-Saatgut gleichmäßig auf der Fläche auszusäen. Saatgut und Saathelfer in einer Schüssel oder einem Eimer mischen, bei größeren Mengen eignet sich eine Schubkarre. Nach dem Mischen teilen Sie das Saatgut in zwei Portionen und säen Sie die zukünftige Blumenwiese einmal längs und einmal quer gleichmäßig ein. Das Saatgut wird nicht eingearbeitet, da viele der Pflanzen zur Keimung Licht benötigen.

Andrücken
Kleinere Flächen werden mit der Schaufel flach angeklopft oder vorsichtig festgetreten, größere Flächen mit einer Saatwalze angewalzt. 

Wässern
Einsaat bis zur Keimung (ca. 6 Wochen) feucht zu halten. 

Anwuchsphase
Jetzt ist Geduld gefragt, denn die Samen von Wildpflanzen gehen oft zeitverzögert auf!
Zunächst keimen vor allem die im Boden ruhende Samen einjähriger Beikräuter wie Melde oder Gänsedistel und bieten den Wildsamen ein ideales Mikroklima für deren Keimung. Erst wenn der Boden zu stark beschattet, d.h. nicht mehr sichtbar ist, werden sie mit einem so genannten Schröpfschnitt gekürzt und anschließend vorsichtig abgerecht.

Typische Pflanzen der Blumenwiesen

Typische Wiesenblumen, die auf fast allen Wiesenstandorten vorkommen, sind z.B. Wiesenmargerite, Wiesensalbei, Wiesenwitwenblume, Flockenblume und Rote Lichtnelke. Auf eher feuchteren Standorten sind Sumpfdotterblume, Wiesenschaumkraut, Kuckuckslichtnelke und Schlangenknöterich prägend, auf eher trockenen Standorten fühlen sich Kartäuser- und Heidenelke sowie Rundblättrige Glockenblume wohl. Je magerer der Boden, desto blumenreicher die Wiese.

Mohn, Kornblumen oder andere einjährige Arten sind keine dauerhaften Wiesenkräuter!
Sie werden den Wiesenmischungen oft als Akzeptanz-Arten für das erste Jahr beigemischt und zaubern in dieser Zeit oft wunderschöne, aber eben vergängliche Blühaspekte.

Typische Tiere der Blumenwiesen

Eine Blumenwiese baut sich im wesentlichen aus drei Etagen auf, in denen unterschiedliche Tierarten leben:

  • In der oberen Blütenschicht einer Wiese finden vor allem Schwebfliegen, Wildbienen, Hummeln, Heuschrecken, Käfer, Wanzen und Schmetterlinge Nahrung und Lebensraum. Vogelarten wie Distelfink, Grünfink oder Goldammer leben von den Samen der Blüten und Gräser.
  • Weiter unten, in der Kraut- und Grasschicht, dominieren die blattfressenden, saftsaugenden und stengelbohrenden Bewohner einer Wiese. Zu ihnen gehören z.B. zahlreiche Schmetterlingsraupen, Blattkäfer, Rüsselkäfer,  Wanzen, Schwebfliegenlarven, Schlupfwespen und Spinnen.
  • Die unterste Streuschicht der Wiese wird v.a. von Zersetzern und Zernagern genutzt, wie z.B. Asseln, Milben, Laufkäfern, Ameisen, Amphibien und Reptilien.

Pflege einer Blumenwiese

Um den Blütenreichtum von Wiesen zu erhalten müssen diese regelmäßig geschnitten und das Mähgut abtransportiert werden. Je nach Nährstoffgehalt des Bodens empfiehlt sich für die meisten Wiesen eine zweimalige Mahd pro Jahr:

Die 1. Mahd erfolgt Mitte bis Ende Juni, die 2. Mahd Ende September. Nur sehr fette Wiesen werden 3 x jährlich gemäht und bei ganz mageren Standorten reicht eine einmalige Mahd im Spätsommer.

Wir empfehlen immer eine Staffelmahd, also eine Mahd der Wiesenflächen in kleinen Teilabschnitten. Dies hilft den Tieren der Wiese die Mahd zu überleben, da sie in der nicht gemähten Fläche noch genug Blüten und Lebensraum finden. Wird das nächste Teilstück gemäht ist die erste Fläche schon wieder nachgewachsen.

Kleinflächen lassen sich mit Sense, Akku- oder Motorsense abmähen, größere Flächen mit einem Balkenmäher. Das Mähgut muss vor dem Abräumen getrocknet und möglichst einmal gewendet werden, damit das ausfallende Saatgut auf der Fläche und die Artenvielfalt dadurch erhalten bleibt.  

Wichtig: Blumenwiesen gehen immer kurz gemäht und ohne Laub in den Winter!

Weiterführende Informationen finden Sie in den folgenden Ausgaben unseres Naturgarten-Fachmagazins:

Natur&Garten 4.20 Einsteigerheft – Birgit Helbig

Natur&Garten 1.20 Tiere pflanzen II

Buchtipp:

Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten – Reinhard Witt

Rasen und Wiesen im naturnahen Garten – Ulrike Aufderheide

Die Wiesenfibel – Ralf Worm

Die Insektenwiese – Ernst Rieger