Was ist ein Naturgarten?

Ein Garten ist ein vom Menschen nach seinem persönlichen Geschmack gestalteter und auf seine Nutzungsbedürfnisse abgestimmter Raum. 

Ein Naturgarten unterscheidet sich von einem Garten im klassischen Sinne durch diese drei zentralen Prinzipien:

  1. Einheimische Wildpflanzen: Durch die bevorzugte Verwendung von einheimischen Wildpflanzen bieten wir einer Vielzahl einheimischer Tierarten Nahrung und Lebensraum.
  2. Dynamik und Veränderung: Im Naturgarten denken wir nicht in starren Beeten sondern in dynamischen Lebensräumen. Lebendige Vielfalt und Veränderung sind erwünscht und werden durch entsprechende Pflege gefördert.
  3. Funktionsflächen als Lebensräume: Funktionsflächen wie Wege, Mauern, Wände, Bänke oder Trockenmauern bauen wir immer so, dass sie nicht nur uns Menschen, sondern auch möglichst vielen Tieren und Pflanzen Lebensraum bieten.

Text von Birgit Helbig aus dem Fachmagazin 4/2020:

Ist nicht jeder Garten Natur und natürlich? Ist ein Naturgarten ein verwilderter Garten … oder ein Biotop, wie es z.B. Naturschutzverbände pflegen? Oder was …?
Biotope sind Lebensgemeinschaften aus Tieren und Pflanzen. Unsere ganze Umgebung ist voll von verschiedensten Biotopen.
Oft wird der Begriff aber umgangssprachlich als Synonym für Naturschutzflächen verwendet. Dort liegt nun das Hauptaugenmerk auf der Förderung der Arten. Manchmal geschieht dies durch eine gezielte Nutzung (Beweidung, Mahd …) oder durch gezielte Pflege zur Förderung der seltenen Arten (z. B. Entnahme von bestimmten Gehölzen o. Ä.). Das Naturerlebnis durch den Menschen ist dabei aber nicht vorrangig.
Im Naturgarten dagegen ist die Gestaltung, Nutzung und das Erleben der Natur durch die in ihm lebenden Menschen jeden Alters ein wichtiger Bestandteil. Sei es um zu Feiern, zu Relaxen oder sich einfach an der bunten Vielfalt zu erfreuen. Daher ist ein Naturgarten kein reines Biotop, sondern ein bewusst und möglichst ästhetisch gestalteter Raum für Mensch UND Natur. Immer wieder sieht man verwilderte Gärten voller Brennnesseln, Kratzdisteln, Kanadischen Goldruten oder mit zugewucherten Teichen, die von ihren Besitzern als „Naturgarten“ bezeichnet werden. Sie sind aber weitgehend Gärten ohne ästhetischen Anspruch und schöpfen das reiche Potenzial eines Naturgartens nicht aus. Zwar können Wildgärten einen gewissen Charme entfalten und wie auch Brachflächen durchaus als wertvolle Lebensräume dienen – mit einem gestalteten Naturgarten haben sie jedoch wenig gemein.
Im Naturgarten vereinen sich die Ansprüche an die Gestaltung von Lebensräumen für viele Tier- und Pflanzenarten mit denen einer angemessenen Nutzung und Ästhetik für die Besitzer als Erlebnis- und Erholungsraum. Dabei dient die freie Natur als unerschöpfliche Inspirationsquelle. Abwechslungsreiche Landschaften mit Felsen, Gewässern und vielfältigen Strukturen wie umgefallenen Bäumen, Wiesen,
Waldgesellschaften, feuchte Mulden mit ihren typischen, je nach Standort ganz unterschiedlichen Pflanzengesellschaften finden sich als Zitate in den Gärten wieder. Gebaut wird mit möglichst regionalen, natürlichen und unbehandelten Baustoffen. Es werden keinerlei chemische Dünger, Pestizide o. Ä. und kein Torf verwendet. Zusätzlich bietet der Naturgarten ein nachhaltiges Entwicklungskonzept, das die Pflege auf möglichst wenige, regulierende Tätigkeiten beschränkt. Die Gestaltung verbindet eine „natürlich“ wirkende gestalterische Ästhetik mit den Bedürfnissen der Nutzer, z. B. nach Sitzplätzen oder der Abstellmöglichkeit für ein Auto. Wasser ist Lebenselixier auch für Tiere und darf im Naturgarten nicht fehlen.
In den Leitgedanken des NaturGarten e. V. liest sich das so: „Naturnahe Gärten sind keine ungepflegten Wildnisgärten oder schnelllebige Modeerscheinungen, sondern gestaltete Gärten mit langlebigen Pflanzengesellschaften und umweltfreundlichen Baumaterialien. Die Liebe zur Natur, ein paar Wildpflanzen- und Gartentipps, geeignete Bezugsquellen und Gartenbeispiele, Offenheit für Neues und die Freude am Gärtnern reichen aus, um naturnahe Gartenräume anzulegen und zu pflegen. Unser wichtiges Ziel sind möglichst arten- und strukturreiche Gärten für Menschen, Pflanzen und Tiere. Mit geeigneten Pflanzen, Materialien und ökologischen Arbeitsweisen erhalten wir die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten (einschließlich der innerartlichen Vielfalt) sowie die Vielfalt an Formen von Lebensgemeinschaften und Biotopen besonders im Siedlungsraum.“
Das ist also das Ziel. Aber wie kommt man dahin?

Die gute Nachricht: Es ist gar nicht so kompliziert, wie es hier vielleicht klingt…