Möchten wir aus unseren Gärten kleine Lebensinseln für allerlei Tiere machen, sollten wir möglichst viele unterschiedliche Naturgartenelemente haben. Dazu gehören:
Totholz (4/2023)
Steinhaufen oder Trockenmauern (5/2023 und 4/2024)
Sand- oder Magerbeete (6/2023)
Feuchtbeete (2/2024)
Teich (3/2024)
Blumen-/Kräuterrasen oder Wildblumenwiesen (1/2024)
Aber auch darüber hinaus gibt es viele ergänzende Ideen, wie man der Tierwelt helfen kann. Zum Beispiel mit der Begrünung weiterer Flächen. Ein paar möchte ich hier vorstellen:
Dachbegründung
Der Traum wäre natürlich eine Laube mit bepflanztem Dach. In unserer Kleingartenanlage GBV Pausmühlenbach gibt es so ein Schätzchen. Da die meisten von uns aber bereits eine Laube haben, die wahrscheinlich nicht die Statik für eine Dachbegrünung besitzt, stecken wir unsere Ziele etwas niedriger und begrünen zum Beispiel die unschöne 1000-Liter-Regentonne. Untersetzern für Blumenkästen wurden Löcher in die Böden gebohrt, damit das Wasser abfließen kann. Ein Ökovlies aus PLA (Polymermilchsäure), was biologisch abbaubar ist, wurde zuunterst gelegt und mit einem Gemisch aus Blumenerde und Sand bedeckt. Besonders geeignet für die Dachbegrünung von wenigen Zentimetern Substrat sind Sedum- und Sempervivum-Arten, also Fetthennen, Mauerpfeffer und Hauswurze, wie auch schon bei den sonnigen Trockenmauern. Sie sind halt wahre Trockenkünstler.
Zaun- und Fassadenbegrünung
Wenn man ans Begrünen denkt, sollte man nicht die Senkrechte vergessen. Auch wenn blühender Efeu (Hedera helix) das Maß aller Dinge bei den im Herbst fliegenden Insekten ist, muss er, ähnlich wie der Echte Hopfen (Humulus lupulus), im Zaun gehalten werden. Beide können dafür auch im Kübel gezogen werden. Wesentlich zarter und weniger einnehmend sind dagegen Alpen-Waldrebe (Clematis alpina) und Wald-Platterbse (Lathyrus sylvestris). Möchte man gerne etwas ernten, sind Weinreben (Vitis vinifera) und (Mini-)Kiwis (Actinidia arguta/deliciosa) zu empfehlen.
Weg- beziehungsweise Fugenbegrünung
Wege müssen nicht aus wasserundurchlässigen Waschbetonplatten sein. Viel besser sind Hackholzschnitzel-, Kies- oder gemähte Rasenwege (während man den Rest des Rasens etwas länger wachsen lässt, damit er nicht so schnell austrocknet). Oder man nutzt nur einzelne Trittsteine und überlässt die restliche Fläche den Bodendeckern wie Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys), Sand-Thymian (Thymus serpyllum) oder Kleines Seifenkraut (Saponaria ocymoides). Mittlerweile bin ich auch dazu übergegangen, Bodendecker von den Beeten in die Wege wachsen zu lassen. Das soll jetzt kein Freifahrschein für Wildwuchs in den Fugen sein, denn Gras und weiteres Unerwünschtes, wie zum Beispiel Ackerschachtelhalm, werden bei mir rigoros entfernt. Aber hat sich mal eine Königskerze oder eine Wilde Möhre an den Wegrändern niedergelassen, dann dürfen sie bleiben, solange sie nicht stören. Heimische Pflanzen sind oft Trockenkünstler, die sich gerne zwischen Wegplatten wiederfinden. Hierzu gibt es sogar eigens Fugensaatgut, bestehend aus Thymian und Mauerpfeffer. Vielleicht lässt man bei der nächsten Neuanlage eines Weges einfach etwas mehr (Pflanz-)Raum zwischen den (Recycling-)Wegplatten und plant die Pflanzen direkt mit ein.
Pflanztöpfe
Hat man eine versiegelte Fläche, die man flexibel nutzen möchte, kann man sie durch Pflanztöpfe zwischenzeitlich begrünen. Ich nutze die Pflanztöpfe als „Kindergarten“. In ihnen wachsen meist ein- oder zweijährige Pflanzen, die im Beet mit fettem Lehmboden selten eine Chance haben. In den Pflanztöpfen kann man das Substrat den Pflanzen anpassen: Hier wird der fette Lehmboden mit Sand und Kies gemischt.
Alle solche zusätzlich begrünten Flächen verändern positiv das Mikroklima. Die Temperaturen sinken, da (Beton-)Flächen nicht mehr die Hitze so stauen. Außerdem findet durch die zusätzlichen Pflanzen eine vermehrte Sauerstoffproduktion und Schadstofffiltrierung statt.
Einfach wachsen lassen – selten eine gute Idee
Noch ein paar Worte zu „Ich lass einfach wachsen“. Wenn nicht regelnd, ordnend und gestaltend eingegriffen wird, nehmen Un-(erwünschte Bei-)Kräuter überhand. Gegen eine überschaubare „Wilde Ecke“ lässt sich nichts sagen. Ebenso wenig gegen vereinzelte Fleckchen von Gemeiner Nelkenwurz, Hexenkraut, Brennnessel, Rainfarn oder Ähnlichem, solange sie nicht die Herrschaft im Garten übernehmen. Lässt man aber den Un-(erwünschten Bei-)Kräutern freien Lauf, ist es mit der Artenvielfalt schnell vorbei. Außerdem sollte man wissen, was dort wächst. Nicht selten machen sich invasive nicht-heimische Pflanzen, wie zum Beispiel die Kanadische Goldrute oder die Kaukasus-Fetthenne, breit. Diese nützen vielleicht den Honigbienen, aber nicht unseren „hilfebedürftigen“ Wildbienen und anderen Insekten, die auf heimische Pflanzen angewiesen sind. Auch eine Wildwuchswiese muss zwei- bis dreimal im Jahr gemäht werden, um die großen Pflanzenfresser zu imitieren und die Artenvielfalt zu erhalten. Man denke an die Almwiesen. Diese Rolle der großen Pflanzenfresser übernimmt im Garten der Mensch mit Rasenmäher, Sense oder Sichel. Das schlechte Image des ungepflegten (weil einfach wachsengelassenen) Gartens hilft zudem nicht der Naturgartenbewegung. Ein Kleingarten ist nun mal ein vom Menschen gestaltetes Stück Land und eben nicht sich selbst überlassene Natur.
(mvw)
Neugierig? Führungen, Pflanzenliste, Gartenpläne und Kontakt gibt es unter tinasnaturkleingarten@web.de
Literaturtipp – Ganz neu auf dem Markt und absolut lesenswert! Unser naturnaher Kleingarten, Tobias Bode
von Tina van Wesel
Möchten wir aus unseren Gärten kleine Lebensinseln für allerlei Tiere machen, sollten wir möglichst viele unterschiedliche Naturgartenelemente haben. Dazu gehören:
Aber auch darüber hinaus gibt es viele ergänzende Ideen, wie man der Tierwelt helfen kann. Zum Beispiel mit der Begrünung weiterer Flächen. Ein paar möchte ich hier vorstellen:
Dachbegründung
Der Traum wäre natürlich eine Laube mit bepflanztem Dach. In unserer Kleingartenanlage GBV Pausmühlenbach gibt es so ein Schätzchen. Da die meisten von uns aber bereits eine Laube haben, die wahrscheinlich nicht die Statik für eine Dachbegrünung besitzt, stecken wir unsere Ziele etwas niedriger und begrünen zum Beispiel die unschöne 1000-Liter-Regentonne. Untersetzern für Blumenkästen wurden Löcher in die Böden gebohrt, damit das Wasser abfließen kann. Ein Ökovlies aus PLA (Polymermilchsäure), was biologisch abbaubar ist, wurde zuunterst gelegt und mit einem Gemisch aus Blumenerde und Sand bedeckt. Besonders geeignet für die Dachbegrünung von wenigen Zentimetern Substrat sind Sedum- und Sempervivum-Arten, also Fetthennen, Mauerpfeffer und Hauswurze, wie auch schon bei den sonnigen Trockenmauern. Sie sind halt wahre Trockenkünstler.
Zaun- und Fassadenbegrünung
Wenn man ans Begrünen denkt, sollte man nicht die Senkrechte vergessen. Auch wenn blühender Efeu (Hedera helix) das Maß aller Dinge bei den im Herbst fliegenden Insekten ist, muss er, ähnlich wie der Echte Hopfen (Humulus lupulus), im Zaun gehalten werden. Beide können dafür auch im Kübel gezogen werden. Wesentlich zarter und weniger einnehmend sind dagegen Alpen-Waldrebe (Clematis alpina) und Wald-Platterbse (Lathyrus sylvestris). Möchte man gerne etwas ernten, sind Weinreben (Vitis vinifera) und (Mini-)Kiwis (Actinidia arguta/deliciosa) zu empfehlen.
Weg- beziehungsweise Fugenbegrünung
Wege müssen nicht aus wasserundurchlässigen Waschbetonplatten sein. Viel besser sind Hackholzschnitzel-, Kies- oder gemähte Rasenwege (während man den Rest des Rasens etwas länger wachsen lässt, damit er nicht so schnell austrocknet). Oder man nutzt nur einzelne Trittsteine und überlässt die restliche Fläche den Bodendeckern wie Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys), Sand-Thymian (Thymus serpyllum) oder Kleines Seifenkraut (Saponaria ocymoides). Mittlerweile bin ich auch dazu übergegangen, Bodendecker von den Beeten in die Wege wachsen zu lassen. Das soll jetzt kein Freifahrschein für Wildwuchs in den Fugen sein, denn Gras und weiteres Unerwünschtes, wie zum Beispiel Ackerschachtelhalm, werden bei mir rigoros entfernt. Aber hat sich mal eine Königskerze oder eine Wilde Möhre an den Wegrändern niedergelassen, dann dürfen sie bleiben, solange sie nicht stören. Heimische Pflanzen sind oft Trockenkünstler, die sich gerne zwischen Wegplatten wiederfinden. Hierzu gibt es sogar eigens Fugensaatgut, bestehend aus Thymian und Mauerpfeffer. Vielleicht lässt man bei der nächsten Neuanlage eines Weges einfach etwas mehr (Pflanz-)Raum zwischen den (Recycling-)Wegplatten und plant die Pflanzen direkt mit ein.
Pflanztöpfe
Hat man eine versiegelte Fläche, die man flexibel nutzen möchte, kann man sie durch Pflanztöpfe zwischenzeitlich begrünen. Ich nutze die Pflanztöpfe als „Kindergarten“. In ihnen wachsen meist ein- oder zweijährige Pflanzen, die im Beet mit fettem Lehmboden selten eine Chance haben. In den Pflanztöpfen kann man das Substrat den Pflanzen anpassen: Hier wird der fette Lehmboden mit Sand und Kies gemischt.
Alle solche zusätzlich begrünten Flächen verändern positiv das Mikroklima. Die Temperaturen sinken, da (Beton-)Flächen nicht mehr die Hitze so stauen. Außerdem findet durch die zusätzlichen Pflanzen eine vermehrte Sauerstoffproduktion und Schadstofffiltrierung statt.
Einfach wachsen lassen – selten eine gute Idee
Noch ein paar Worte zu „Ich lass einfach wachsen“. Wenn nicht regelnd, ordnend und gestaltend eingegriffen wird, nehmen Un-(erwünschte Bei-)Kräuter überhand. Gegen eine überschaubare „Wilde Ecke“ lässt sich nichts sagen. Ebenso wenig gegen vereinzelte Fleckchen von Gemeiner Nelkenwurz, Hexenkraut, Brennnessel, Rainfarn oder Ähnlichem, solange sie nicht die Herrschaft im Garten übernehmen. Lässt man aber den Un-(erwünschten Bei-)Kräutern freien Lauf, ist es mit der Artenvielfalt schnell vorbei. Außerdem sollte man wissen, was dort wächst. Nicht selten machen sich invasive nicht-heimische Pflanzen, wie zum Beispiel die Kanadische Goldrute oder die Kaukasus-Fetthenne, breit. Diese nützen vielleicht den Honigbienen, aber nicht unseren „hilfebedürftigen“ Wildbienen und anderen Insekten, die auf heimische Pflanzen angewiesen sind. Auch eine Wildwuchswiese muss zwei- bis dreimal im Jahr gemäht werden, um die großen Pflanzenfresser zu imitieren und die Artenvielfalt zu erhalten. Man denke an die Almwiesen. Diese Rolle der großen Pflanzenfresser übernimmt im Garten der Mensch mit Rasenmäher, Sense oder Sichel. Das schlechte Image des ungepflegten (weil einfach wachsengelassenen) Gartens hilft zudem nicht der Naturgartenbewegung. Ein Kleingarten ist nun mal ein vom Menschen gestaltetes Stück Land und eben nicht sich selbst überlassene Natur.
(mvw)
Neugierig? Führungen, Pflanzenliste, Gartenpläne und Kontakt gibt es unter tinasnaturkleingarten@web.de
Literaturtipp – Ganz neu auf dem Markt und absolut lesenswert!
Unser naturnaher Kleingarten, Tobias Bode
Internettipp
www.kleingaerten-biologische-vielfalt.de
(aus: Der Grüne Bote. Mit freundlicher Genehmigung des Stadtverbandes Essen der Kleingärtnervereine e.V.)