Naturkleingarten: Lebensraum Totholz – Projekt Benjeshecke
Ein Beitrag von Martina van Wesel
Die wichtigste Information vorweg: Im toten Holz findet man mehr Lebewesen als im lebenden Holz. Warum sollen wir also unser Schnittgut, das während des Jahres anfällt, zur Grünschnittannahmestelle bringen, uns dabei noch abschleppen und beinahe in Lebensgefahr bringen?
Das ist natürlich übertrieben, aber wer ist nicht schon mal fast mitsamt dem Laubsack in die Tiefe des Containers gezogen worden? Wäre es nicht wünschenswert, wenn wir alles irgendwie im Sinne der Permakultur im Garten behalten und dabei sogar noch den Tieren Lebensraum bieten könnten? Ein Beispiel, wie man Schnittgut im Garten sinnvoll verwenden kann, ist die Mini-Benjeshecke mit Käferkeller und Igelburg.
Projekt Mini-Benjeshecke mit Käferkeller und Igelburg
Zuerst sucht man sich einen geeigneten Standort. Am einfachsten ist es entlang eines Zaunes, da man so schon eine Seite abgegrenzt hat, die ziemlich stabil ist. Die Maße der Benjeshecke können relativ individuell sein. In der Literatur ist von 50 cm Breite die Rede, 1 bis 1,50 m Höhe und nahezu endloser Länge. Da wir nur einen „Klein“-Garten haben, passen wir die Hecke unseren Möglichkeiten an. So wurde meine Benjeshecke zur Mini-Benjeshecke von 1,30 m Länge, 60 cm Höhe und 50 cm Breite. Im Abstand von diesen 50 cm schlägt man parallel zum Zaun zwei gespitzte Holzpfosten mit 35 cm Abstand zueinander in den Boden. Die Höhe des Zaunes beziehungsweise der Holzpfosten bestimmt letztendlich die Höhe der Benjeshecke.
Als nächstes wird der Käferkeller ausgehoben. Er entspricht in etwa der Länge und Breite der späteren Mini-Benjeshecke. Dabei sollte er allerdings nicht allzu nah an den schon eingeschlagenen Holzpfosten sein, damit deren Stabilität weiterhin gewährleistet ist. Die Tiefe des Käferkellers ist relativ variabel, je tiefer, desto besser. Ich verwende hierfür gerne mit der Hand kleingeschnittenen Obstbaumschnitt. Es dauert zwar etwas, bis die Grube gefüllt ist, aber es hat auch etwas Meditatives. Wenn das Schnittgut das Loch vollständig ausfüllt, nimmt man eine hölzerne Mandarinenkiste, schneidet eine „Tür“ heraus und setzt die Kiste umgedreht auf das Schnittgut. Die Türöffnung sitzt dabei zwischen den beiden Pfosten. Etwas Moos und Laub hinein: Fertig ist die Innenausstattung. Die Igelburg sollte an ihren Seiten mit weiterem Schnittgut stabilisiert werden. Hierfür kann man zum Beispiel wieder Obstbaumschnitt nutzen, aber auch Rosen-, Himbeer-, Klettertrompeten- oder Sommerfliederschnitt. Krumme Äste schneidet man in mehrere Teile, so dass sie sich besser ineinanderfügen. Je gerader das Schnittgut, umso ordentlicher sieht es aus und desto mehr passt auf die Benjeshecke. Dabei sollen aber trotzdem Hohlräume entstehen, damit sich Zaunkönig, Mäuschen und Co. einfinden. Die Blätter können noch an den Ästen verbleiben oder aber auf dem Kompost entsorgt werden. Ist die Igelburg durch das Schnittgut stabilisiert, legt man weiteres längeres Schnittgut darüber.
Eine Benjeshecke ist nie direkt fertig. Sie kann nach dem Obstbaumschnitt im Winter zum Beispiel zur Hälfte gefüllt sein und im Laufe des Jahres kommt noch die verkümmerte Hortensie oder im Herbst der ausrangierte Kirschlorbeer hinzu. Die Benjeshecke fällt nach und nach immer wieder in sich zusammen, da das Holz von unterschiedlichen Organismen zersetzt wird. Der Verrottungsprozess ist dabei je nach Holzart unterschiedlich lang. Die Benjeshecke kann von allerlei Tieren als Kinderstube, Tagesversteck, Winterquartier, Baumaterial, Nahrung oder zur Fortpflanzung genutzt werden. Allen voran natürlich von Käfern. Bei mir im Garten zeigt sich seitdem ziemlich regelmäßig der Balkenschröter, ein ca. 3 cm großer, beeindruckender schwarzer Käfer. Aber auch Wildbienen, die markhaltige, liegende Stängel, wie Sommerflieder, Himbeere und Brombeere nutzen, sind relativ zeitnah gesichtet worden. Und der Zaunkönig hat die Benjeshecke schnell inspiziert und als Ansitz für seine Gesangseinlagen genutzt. Bisher konnte ich noch keinen Igel in der Nähe der Benjeshecke entdecken, aber Mäuse haben anscheinend Gefallen an ihr gefunden.
Vor dem Eingang zur Igelburg sollte eine Staude gepflanzt werden, um diesen zu verstecken und vor Räubern zu schützen. Zu warten, dass sich, wie bei einer Benjeshecke üblich, Samen an der Hecke sammeln und aufgehen, wäre in unseren Gärten vermutlich verlorene (Warte-)Zeit. Besser ist es, gezielt zu pflanzen. Man kann beispielsweise etwas Rankendes setzen, wie eine Zaunrübe (Bryonia dioica), ein Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum) oder eine Waldrebe (Clematis vitalba).
Es gibt aber noch viele weitere Möglichkeiten, um Schnittgut sinnvoll zu verwenden: als Wegedecke (mindestens 10 cm hoch), Wege- oder Beetbegrenzung (dickere Äste), Dekoration (liegendes und stehendes Totholz), Staudenstütze (z.B. verholzte Klettertrompeten- oder Himbeerranken), Nisthilfen (markhaltige Stängel), Rankhilfe fürs Gemüse (gerader Ast mit vielen Seitenästen), Ablagetisch (Baumstümpfe), Ansitz fürs Rotkehlchen (stehendes Totholz), Markierung für Blumenzwiebelgruppen (20 cm lange fingerdicke Äste).
Falls der Garten selbst nicht genug Totholz abwerfen sollte, bitte kein Holz aus dem Wald nehmen. Dort ist es bereits ein wichtiger Lebensraum, den man dem Wald nicht entziehen sollte. Kleinanzeigen oder der kürzere Weg, das Gespräch über den Gartenzaun, können bei Totholzmangel bestimmt Abhilfe schaffen. Totholz kann man natürlich auch kaufen, zum Beispiel Kastanie als Staketenzaun, Schilfrohrmatten als Verkleidung von unschönen Wassertanks oder Hackholzschnitzel (Trittfallschutz) als Wegebelag. Wichtig ist, dass das Totholz immer unbehandelt ist, auf keinen Fall kesseldruckimprägniert. Dieses Holz enthält giftige Salze und gehört zum Sondermüll.
Neugierig? Pflanzenliste, Gartenpläne und Kontakt gibt es unter flotterkaefer1200@web.de und
Ein Beitrag von Martina van Wesel
Die wichtigste Information vorweg: Im toten Holz findet man mehr Lebewesen als im lebenden Holz. Warum sollen wir also unser Schnittgut, das während des Jahres anfällt, zur Grünschnittannahmestelle bringen, uns dabei noch abschleppen und beinahe in Lebensgefahr bringen?
Das ist natürlich übertrieben, aber wer ist nicht schon mal fast mitsamt dem Laubsack in die Tiefe des Containers gezogen worden? Wäre es nicht wünschenswert, wenn wir alles irgendwie im Sinne der Permakultur im Garten behalten und dabei sogar noch den Tieren Lebensraum bieten könnten? Ein Beispiel, wie man Schnittgut im Garten sinnvoll verwenden kann, ist die Mini-Benjeshecke mit Käferkeller und Igelburg.
Projekt Mini-Benjeshecke mit Käferkeller und Igelburg
Zuerst sucht man sich einen geeigneten Standort. Am einfachsten ist es entlang eines Zaunes, da man so schon eine Seite abgegrenzt hat, die ziemlich stabil ist. Die Maße der Benjeshecke können relativ individuell sein. In der Literatur ist von 50 cm Breite die Rede, 1 bis 1,50 m Höhe und nahezu endloser Länge. Da wir nur einen „Klein“-Garten haben, passen wir die Hecke unseren Möglichkeiten an. So wurde meine Benjeshecke zur Mini-Benjeshecke von 1,30 m Länge, 60 cm Höhe und 50 cm Breite. Im Abstand von diesen 50 cm schlägt man parallel zum Zaun zwei gespitzte Holzpfosten mit 35 cm Abstand zueinander in den Boden. Die Höhe des Zaunes beziehungsweise der Holzpfosten bestimmt letztendlich die Höhe der Benjeshecke.
Als nächstes wird der Käferkeller ausgehoben. Er entspricht in etwa der Länge und Breite der späteren Mini-Benjeshecke. Dabei sollte er allerdings nicht allzu nah an den schon eingeschlagenen Holzpfosten sein, damit deren Stabilität weiterhin gewährleistet ist. Die Tiefe des Käferkellers ist relativ variabel, je tiefer, desto besser. Ich verwende hierfür gerne mit der Hand kleingeschnittenen Obstbaumschnitt. Es dauert zwar etwas, bis die Grube gefüllt ist, aber es hat auch etwas Meditatives. Wenn das Schnittgut das Loch vollständig ausfüllt, nimmt man eine hölzerne Mandarinenkiste, schneidet eine „Tür“ heraus und setzt die Kiste umgedreht auf das Schnittgut. Die Türöffnung sitzt dabei zwischen den beiden Pfosten. Etwas Moos und Laub hinein: Fertig ist die Innenausstattung. Die Igelburg sollte an ihren Seiten mit weiterem Schnittgut stabilisiert werden. Hierfür kann man zum Beispiel wieder Obstbaumschnitt nutzen, aber auch Rosen-, Himbeer-, Klettertrompeten- oder Sommerfliederschnitt. Krumme Äste schneidet man in mehrere Teile, so dass sie sich besser ineinanderfügen. Je gerader das Schnittgut, umso ordentlicher sieht es aus und desto mehr passt auf die Benjeshecke. Dabei sollen aber trotzdem Hohlräume entstehen, damit sich Zaunkönig, Mäuschen und Co. einfinden. Die Blätter können noch an den Ästen verbleiben oder aber auf dem Kompost entsorgt werden. Ist die Igelburg durch das Schnittgut stabilisiert, legt man weiteres längeres Schnittgut darüber.
Eine Benjeshecke ist nie direkt fertig. Sie kann nach dem Obstbaumschnitt im Winter zum Beispiel zur Hälfte gefüllt sein und im Laufe des Jahres kommt noch die verkümmerte Hortensie oder im Herbst der ausrangierte Kirschlorbeer hinzu. Die Benjeshecke fällt nach und nach immer wieder in sich zusammen, da das Holz von unterschiedlichen Organismen zersetzt wird. Der Verrottungsprozess ist dabei je nach Holzart unterschiedlich lang. Die Benjeshecke kann von allerlei Tieren als Kinderstube, Tagesversteck, Winterquartier, Baumaterial, Nahrung oder zur Fortpflanzung genutzt werden. Allen voran natürlich von Käfern. Bei mir im Garten zeigt sich seitdem ziemlich regelmäßig der Balkenschröter, ein ca. 3 cm großer, beeindruckender schwarzer Käfer. Aber auch Wildbienen, die markhaltige, liegende Stängel, wie Sommerflieder, Himbeere und Brombeere nutzen, sind relativ zeitnah gesichtet worden. Und der Zaunkönig hat die Benjeshecke schnell inspiziert und als Ansitz für seine Gesangseinlagen genutzt. Bisher konnte ich noch keinen Igel in der Nähe der Benjeshecke entdecken, aber Mäuse haben anscheinend Gefallen an ihr gefunden.
Vor dem Eingang zur Igelburg sollte eine Staude gepflanzt werden, um diesen zu verstecken und vor Räubern zu schützen. Zu warten, dass sich, wie bei einer Benjeshecke üblich, Samen an der Hecke sammeln und aufgehen, wäre in unseren Gärten vermutlich verlorene (Warte-)Zeit. Besser ist es, gezielt zu pflanzen. Man kann beispielsweise etwas Rankendes setzen, wie eine Zaunrübe (Bryonia dioica), ein Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum) oder eine Waldrebe (Clematis vitalba).
Es gibt aber noch viele weitere Möglichkeiten, um Schnittgut sinnvoll zu verwenden: als Wegedecke (mindestens 10 cm hoch), Wege- oder Beetbegrenzung (dickere Äste), Dekoration (liegendes und stehendes Totholz), Staudenstütze (z.B. verholzte Klettertrompeten- oder Himbeerranken), Nisthilfen (markhaltige Stängel), Rankhilfe fürs Gemüse (gerader Ast mit vielen Seitenästen), Ablagetisch (Baumstümpfe), Ansitz fürs Rotkehlchen (stehendes Totholz), Markierung für Blumenzwiebelgruppen (20 cm lange fingerdicke Äste).
Falls der Garten selbst nicht genug Totholz abwerfen sollte, bitte kein Holz aus dem Wald nehmen. Dort ist es bereits ein wichtiger Lebensraum, den man dem Wald nicht entziehen sollte. Kleinanzeigen oder der kürzere Weg, das Gespräch über den Gartenzaun, können bei Totholzmangel bestimmt Abhilfe schaffen. Totholz kann man natürlich auch kaufen, zum Beispiel Kastanie als Staketenzaun, Schilfrohrmatten als Verkleidung von unschönen Wassertanks oder Hackholzschnitzel (Trittfallschutz) als Wegebelag. Wichtig ist, dass das Totholz immer unbehandelt ist, auf keinen Fall kesseldruckimprägniert. Dieses Holz enthält giftige Salze und gehört zum Sondermüll.
Neugierig? Pflanzenliste, Gartenpläne und Kontakt gibt es unter flotterkaefer1200@web.de und
01523 1896139
Literaturempfehlungen:
Lebensraum Totholz, Werner David
Haufenweise Lebensräume, Sigrid Tinz
Schöne Wege im Naturgarten, Ulrike Aufderheide
aus: Der Grüne Bote, 4/2023. Mit freundlicher Genehmigung des Stadtverbandes Essen der Kleingärtnervereine e.V.