Recyclingtrockenmauern bedeuten Ressourcen- und damit Naturschutz.
Ein Beitrag von Grit Lory – Naturgarten Profi und Fachbetrieb
Trockenmauern sind wertvolle Lebensräume. Sie wurden von uns gebaut, stellen also gewissermaßen Sekundärlebenräume dar. Natursteintrockenmauern sind äußerst attraktiv und sehr beliebt v.a. in Süddeutschland und insbesondere bei den Naturgärtnern. Aber muss das wirklich jedes Mal sein? Schließlich müssen die Steine irgendwo herkommen, und zwar aus dem Steinbruch. Der Schotter kommt in Hamburg zum allergrößten Teil aus Glensanda in GB. Ich habe mir das mal auf Luftbildaufnahmen angesehen und diese riesige Narbe in der Landschaft hat mich sehr beeindruckt.
In einem Steinbruch wird also Primärnatur zerstört – um besten Falle zur Gestaltung von Sekundärnatur zu dienen. Ist das wirklich sinnvoll? Parallel produzieren wir so viel Bauschutt – was passiert damit? Warum nicht beides sinnvoll verbinden? Warum nicht „Bauschutt“ für Trockenmauern nutzen? Das ergibt wunderbare Bilder und nebenbei kostet es fast nichts.
Hier ein Beispiel für „Einfälle statt Abfälle“:
Ich habe 2019 meinen Garten gebaut, nachdem 2018 das Häuschen entstanden war. Ziel bei allem: So viel Recycling wie möglich. Sieben Trockenmauern sind im Garten entstanden, davon eine aus ca. 5 t Naturstein, Hannoveraner Muschelkalk, der mit mir schon zweimal umgezogen ist. Alle anderen Trockenmauern bestehen aus Gehwegplatten und Ziegeln. Der einzige gepflasterte Bereich ist die überdachte Terrasse und die dafür verwendeten Ziegel sind die einzigen, die ich bezahlen musste – für einen Bruchteil des Neupreises, allerdings musste sie auch selbst abbauen. Insgesamt wurden in meinem Garten ca. 600-700 Gehwegplatten und ca. 2.500 Ziegel verschiedenster Art verbaut. Alle (alle!) diese Steine habe ich eigenhändig in den Garten geholt. Bis auf die schon mir gehörenden Natursteine kamen sie alle über Kleinanzeigen „kostenlos an Selbstabholer“. Da mein Auto normal dimensioniert ist, kann ich ca. 1/2 t laden. Das bedeutet pro Fuhre ca. 25-28 Gehwegplatten oder ca. 250-300 Ziegel. Ein bisschen Kopfrechnen und es wird klar, wie viele Touren in der Region ich unternehmen musste, um alles zusammenzusammeln. Da ich aber durch meinen Job sowieso immer zu Kunden unterwegs bin, habe ich das fast immer mit diesen Fahrten verbinden können.
Nun braucht man aber auch Schotter, um die Mauer zu gründen und zu hinterfüttern. Ich habe lange hin und her überlegt und dann auf das Recyclingmaterial aus dem Recyclinghof, der in unserem Dorf ansässig ist, zurückgegriffen. Wozu Schotter anfahren lassen, wenn 400 m entfernt ein großer Berg vor Ort geschredderten Materials liegt, das von den Bewohnern der Gegend angeliefert wird und das man für wenig Geld abholen kann?
„Hier wird alles geschreddert, gesamte Häuser samt Bewohnern“, wie ich ab und an dachte, wenn ich sogar mal einen Knochensplitter aus dem Material holte, neben Fliesen- und Geschirrscherben, Holzsplittern und Stoffresten. Kunststoffteile waren selbstverständlich auch dabei. Wenn ich mit dem Material arbeitete, stand immer ein Eimer für den Abfall daneben. Immerhin habe ich kein einziges problematisches Stück gefunden, keine Teerpappe, kein Asbest, nichts dergleichen. Darauf achten sie also bei unserem Recyclinghof.
Im Vorgarten entstand im Verlauf mehrerer Wochen eine mindestens 20 m lange und bis 1,10 m hohe Trockenmauer – 100% Recycling.
Die Lochsteine sind selbstverständlich nur für die Schönheit – für Insekten sind die Löcher zu groß. Aber ich habe schon das eine oder andere Krabbeltierchen dort beobachtet und die Pflanzen klettern daran herum. Alle aufrechten Steine wurden mit weiteren Steinen hinterbaut, damit die Stabilität gesichert ist. Aus diesen recht kleinen Steinen baue ich ungern Mauern, die mehr als Sitzhöhe haben – daraus entsteht dann besser eine geteilte Mauer, wie eine Sitzbank mit Lehne.
Zweite „Etage“.
Fast fertig. – Das war 2019. Schon im folgenden Sommer war das Bild ein ganz anderes:
Und inzwischen kaum noch zu sehen. 🙂
Hier noch andere Beispiele für Stein-Recycling aus demselben Garten:
Das Schildkrötengehege für meine Landschildkröten ist Wildtiergehegen in Zoos nachempfunden: Tiefergelegt, ringsum mit Trockenmauer fast ausschließlich aus halbierten Gehwegplatten abgefangen, in der Mitte angehügelt. Die gruseligen Waschbetonplatten machen hier eine ganz neue und gute Figur.
Der Erdkeller neben dem Teich wird mit Recyclingtrockenmauern abgefangen. Zum Teich hin mit einer Sitz-Trockenmauer, auf der es sich gut sitzen und Tierchen beobachten lässt.
Die Terrasse ist mit Pflasterklinkern ausgelegt, die ich anderswo ausgebaut habe. Über Kleinanzeigen lernt man auch nette Menschen kennen. 🙂 Diese Steine waren die einzigen, die ich für wenig Geld kaufen musste.
Selbst die Findlinge, die den Höhensprung vom Teich zur Terrasse abfangen, sind gebraucht – aus meinem alten Garten mit umgezogen.
(Übrigens sind auch der Tisch und die Stühle Recycling, der Tisch gebaut aus Restfliesen und Abfallholz sowie Europalette, die Stühle vom Sperrmüll.)
Das sind die Hannoveraner Muschelkalksteine, die zweimal mit mir umgezogen sind. Hier sollen sie aber wirklich bleiben! Sie fangen das Erdreich am Erdkeller ab.
Auch der Zugang zum Erdkeller ist aus Recyclingsteinen gebaut, die Treppe aus alten Kantsteinen aufgeschichtet. Die dicke Schicht Drainagekies am Boden ist der Tatsache geschuldet, dass im Winter dort oft Wasser hochsteigt und ich den Erdkeller nach regenreichen Phasen für ein paar Tage nur mit Gummistiefeln betreten kann.
Jeder kleine Höhensprung kann mit kleinen Trockenmauern, die fast nichts kosten, abgefangen werden. Hier das geschützte Eckchen hinterm Kompost für den Hühnerstall.
Neben dem Gemüsebeet geht es abwärts zum Nachbargrundstück. Da ist ein Streifen für Kulturheidel- und Stachelbeeren entstanden, inzwischen dicht bewachsen mit Walderdbeeren.
Der Eingangsbereich ist ganz edel: Sandsteinstufen aus einer alten Bremer Villa, erstanden bei der Bauteilbörse Bremen.
So sieht es jetzt aus.
In der gesamten Gartengestaltung wurde nicht ein Tropfen Beton benötigt.
Die Wegedecke ist leider nicht aus Recyclingmaterial entstanden, das war im entsprechenden „Reinheitsgrad“ (und entsprechender Optik) nicht verfügbar. Unterbau ganz normale Schottertragschicht, die Deckschicht ist aus eingangs erwähnten Glensanda – Aber wer ist schon orthodox? Immerhin versickerungsoffen!
Mehr Details und weitere Bilder zur Entstehung und Entwicklung des Gartens sind hier zu finden.
oder:
Recyclingtrockenmauern bedeuten Ressourcen- und damit Naturschutz.
Ein Beitrag von Grit Lory – Naturgarten Profi und Fachbetrieb
Trockenmauern sind wertvolle Lebensräume. Sie wurden von uns gebaut, stellen also gewissermaßen Sekundärlebenräume dar. Natursteintrockenmauern sind äußerst attraktiv und sehr beliebt v.a. in Süddeutschland und insbesondere bei den Naturgärtnern. Aber muss das wirklich jedes Mal sein? Schließlich müssen die Steine irgendwo herkommen, und zwar aus dem Steinbruch. Der Schotter kommt in Hamburg zum allergrößten Teil aus Glensanda in GB. Ich habe mir das mal auf Luftbildaufnahmen angesehen und diese riesige Narbe in der Landschaft hat mich sehr beeindruckt.
In einem Steinbruch wird also Primärnatur zerstört – um besten Falle zur Gestaltung von Sekundärnatur zu dienen. Ist das wirklich sinnvoll? Parallel produzieren wir so viel Bauschutt – was passiert damit? Warum nicht beides sinnvoll verbinden? Warum nicht „Bauschutt“ für Trockenmauern nutzen? Das ergibt wunderbare Bilder und nebenbei kostet es fast nichts.
Hier ein Beispiel für „Einfälle statt Abfälle“:
Ich habe 2019 meinen Garten gebaut, nachdem 2018 das Häuschen entstanden war. Ziel bei allem: So viel Recycling wie möglich. Sieben Trockenmauern sind im Garten entstanden, davon eine aus ca. 5 t Naturstein, Hannoveraner Muschelkalk, der mit mir schon zweimal umgezogen ist. Alle anderen Trockenmauern bestehen aus Gehwegplatten und Ziegeln. Der einzige gepflasterte Bereich ist die überdachte Terrasse und die dafür verwendeten Ziegel sind die einzigen, die ich bezahlen musste – für einen Bruchteil des Neupreises, allerdings musste sie auch selbst abbauen. Insgesamt wurden in meinem Garten ca. 600-700 Gehwegplatten und ca. 2.500 Ziegel verschiedenster Art verbaut. Alle (alle!) diese Steine habe ich eigenhändig in den Garten geholt. Bis auf die schon mir gehörenden Natursteine kamen sie alle über Kleinanzeigen „kostenlos an Selbstabholer“. Da mein Auto normal dimensioniert ist, kann ich ca. 1/2 t laden. Das bedeutet pro Fuhre ca. 25-28 Gehwegplatten oder ca. 250-300 Ziegel. Ein bisschen Kopfrechnen und es wird klar, wie viele Touren in der Region ich unternehmen musste, um alles zusammenzusammeln. Da ich aber durch meinen Job sowieso immer zu Kunden unterwegs bin, habe ich das fast immer mit diesen Fahrten verbinden können.
Nun braucht man aber auch Schotter, um die Mauer zu gründen und zu hinterfüttern. Ich habe lange hin und her überlegt und dann auf das Recyclingmaterial aus dem Recyclinghof, der in unserem Dorf ansässig ist, zurückgegriffen. Wozu Schotter anfahren lassen, wenn 400 m entfernt ein großer Berg vor Ort geschredderten Materials liegt, das von den Bewohnern der Gegend angeliefert wird und das man für wenig Geld abholen kann?
„Hier wird alles geschreddert, gesamte Häuser samt Bewohnern“, wie ich ab und an dachte, wenn ich sogar mal einen Knochensplitter aus dem Material holte, neben Fliesen- und Geschirrscherben, Holzsplittern und Stoffresten. Kunststoffteile waren selbstverständlich auch dabei. Wenn ich mit dem Material arbeitete, stand immer ein Eimer für den Abfall daneben. Immerhin habe ich kein einziges problematisches Stück gefunden, keine Teerpappe, kein Asbest, nichts dergleichen. Darauf achten sie also bei unserem Recyclinghof.
Im Vorgarten entstand im Verlauf mehrerer Wochen eine mindestens 20 m lange und bis 1,10 m hohe Trockenmauer – 100% Recycling.
Die Lochsteine sind selbstverständlich nur für die Schönheit – für Insekten sind die Löcher zu groß. Aber ich habe schon das eine oder andere Krabbeltierchen dort beobachtet und die Pflanzen klettern daran herum. Alle aufrechten Steine wurden mit weiteren Steinen hinterbaut, damit die Stabilität gesichert ist. Aus diesen recht kleinen Steinen baue ich ungern Mauern, die mehr als Sitzhöhe haben – daraus entsteht dann besser eine geteilte Mauer, wie eine Sitzbank mit Lehne.
Zweite „Etage“.
Fast fertig. – Das war 2019. Schon im folgenden Sommer war das Bild ein ganz anderes:
Und inzwischen kaum noch zu sehen. 🙂
Hier noch andere Beispiele für Stein-Recycling aus demselben Garten:
Das Schildkrötengehege für meine Landschildkröten ist Wildtiergehegen in Zoos nachempfunden: Tiefergelegt, ringsum mit Trockenmauer fast ausschließlich aus halbierten Gehwegplatten abgefangen, in der Mitte angehügelt. Die gruseligen Waschbetonplatten machen hier eine ganz neue und gute Figur.
Der Erdkeller neben dem Teich wird mit Recyclingtrockenmauern abgefangen. Zum Teich hin mit einer Sitz-Trockenmauer, auf der es sich gut sitzen und Tierchen beobachten lässt.
Die Terrasse ist mit Pflasterklinkern ausgelegt, die ich anderswo ausgebaut habe. Über Kleinanzeigen lernt man auch nette Menschen kennen. 🙂 Diese Steine waren die einzigen, die ich für wenig Geld kaufen musste.
Selbst die Findlinge, die den Höhensprung vom Teich zur Terrasse abfangen, sind gebraucht – aus meinem alten Garten mit umgezogen.
(Übrigens sind auch der Tisch und die Stühle Recycling, der Tisch gebaut aus Restfliesen und Abfallholz sowie Europalette, die Stühle vom Sperrmüll.)
Das sind die Hannoveraner Muschelkalksteine, die zweimal mit mir umgezogen sind. Hier sollen sie aber wirklich bleiben! Sie fangen das Erdreich am Erdkeller ab.
Auch der Zugang zum Erdkeller ist aus Recyclingsteinen gebaut, die Treppe aus alten Kantsteinen aufgeschichtet. Die dicke Schicht Drainagekies am Boden ist der Tatsache geschuldet, dass im Winter dort oft Wasser hochsteigt und ich den Erdkeller nach regenreichen Phasen für ein paar Tage nur mit Gummistiefeln betreten kann.
Jeder kleine Höhensprung kann mit kleinen Trockenmauern, die fast nichts kosten, abgefangen werden. Hier das geschützte Eckchen hinterm Kompost für den Hühnerstall.
Neben dem Gemüsebeet geht es abwärts zum Nachbargrundstück. Da ist ein Streifen für Kulturheidel- und Stachelbeeren entstanden, inzwischen dicht bewachsen mit Walderdbeeren.
Der Eingangsbereich ist ganz edel: Sandsteinstufen aus einer alten Bremer Villa, erstanden bei der Bauteilbörse Bremen.
So sieht es jetzt aus.
In der gesamten Gartengestaltung wurde nicht ein Tropfen Beton benötigt.
Die Wegedecke ist leider nicht aus Recyclingmaterial entstanden, das war im entsprechenden „Reinheitsgrad“ (und entsprechender Optik) nicht verfügbar. Unterbau ganz normale Schottertragschicht, die Deckschicht ist aus eingangs erwähnten Glensanda – Aber wer ist schon orthodox? Immerhin versickerungsoffen!
Mehr Details und weitere Bilder zur Entstehung und Entwicklung des Gartens sind hier zu finden.
Lory Naturgarten
Luhestraße 5a
21376 Salzhausen/Putensen
Tel.: 04172-9699728
post@lory-naturgarten.de