Frage von Marlies:

„Meiner Wohnung im Erdgeschoss ist ein zusätzliches Arbeitszimmer im Souterrain zugeordnet. Dieser „Ausblick“ auf die Abgrabung zur Belichtung meines Arbeitszimmers (siehe Foto im Anhang) deprimiert mich. Ich habe leider nicht die Möglichkeit, baulich etwas zu verändern. Aber mein Vermieter gestattet mir eine Bepflanzung, die nicht das Gebäude beschädigt. Ich darf auch den Schotter und das Vlies darunter entfernen. Wie kann ich die Betonwand und die geschotterten Stufen begrünen? Das Haus liegt zwar im Nordwesten, die Abgrabung also hell in Richtung Südosten ausgerichtet, aber trotzdem ist durch die umliegenden Häuser und die Bepflanzung des Gartens der Bereich ganztägig beschattet. Besonders trocken ist der Bereich nicht. Es wäre auch möglich, ihn zu gießen, obwohl ich das nur im Ausnahmefall machen möchte, da ich nur eine kleine Regentonne aufstellen darf. Können Sie mir helfen?“

Auch für Problemecken gibt es eine ansprechende, naturnahe Lösung:

Zunächst sollte natürlich die Kiesschüttung sowie das Vlies entfernt werden. Nur das Entfernen des Vlieses gewährt einen Bodenanschluss und den Austausch mit Wasser, Nährstoffen und Bodenorganismen, sprich ein gesundes Bodenleben. Eingebracht werden sollte an diesem schattigen Standort eine eher nährstoffreiche Substratmischung. Es empfiehlt sich eine Mischung aus 1/3 Lehm, 1/3 Sand/Brechsand und 1/3 unkrautfreiem Kompost oder 50% Sand/Brechsand und 50% Kompost selbst herzustellen. Ein kleiner Teil der Kiessteine kann obenauf zwischen den Stauden durchaus wieder Platz finden, als Mulchschicht oder als kleines Steinhügelchen für Asseln, Käfer und andere Insekten.

Gestaltet werden könnte mit stehenden und liegenden Stammstücken sowie dekorativen Wurzeln, sodass die Terrassen einem kleinen Stumpery („Baumstumpfbeet“) angenähert werden könnten. Auch für stehendes Totholz kann der Grobkies im Loch sowohl als Drainage als auch zur Verankerung dienen, sodass das Holz stabil und dauerhaft steht.
Ebenfalls könnten schöne Steinfindlinge Platz finden. Da die Ecke sicher zum Vermoosen neigt, wäre das sehr passend. Ein grüner Moosüberzug würde sowohl Totholzstücken als auch Steinen gut stehen. Solche Blickfänge würden hier auch das Gefühl der Enge und Höhe der umliegenden Wände reduzieren. Auf diese Art kann selbst solch einer kleinen Ecke viel Struktur gegeben werden.

Wenn man es nun komplett pflegefrei halten möchte, könnte zwischen Totholz und Steinen ein Bodendecker wie das Kleine Immergrün (Vinca minor) gepflanzt werden. Zusätzlich zum Beispiel die Aufrechte Waldrebe (Clematis recta) oder den Strauchefeu (Hedera helix Arborescens) setzen, die beide nicht ranken, aber trotzdem die Wände begrünen würden. Auch der Waldgeißbart (Aruncus dioicus) wäre dafür gut geeignet.

Allerdings gibt es für schattige Standorte auch ein ganzes Potpourri an wunderbaren Stauden, die gleichzeitig die Betonpalisaden kaschieren könnten. Die verschiedenen Grüntöne und Blattformen gestalten den Blick zudem interessant. Farne, Glockenblumen, Akeleien, Veilchen, Storchschnabelarten, Berg-Flockenblume, Hainsimse, Nieswurz oder Lungenkraut wären beispielsweise sehr passend.

Mein konkreter Pflanzenvorschlag für die einzelnen Terrassen von oben nach unten wäre Folgender:

1x Brauner Storchschnabel                  Geranium phaeum

3x gewöhnliche Braunelle                     Prunella vulgaris

1x Wilde Akelei weiß                               Aquilegia vulgaris Alba

1x Nesselblättrige Glockenblume      Campanula trachelium

1x Wilde Akelei                                         Aquilegia vulgaris

3x Kriechender Günsel                           Ajuga reptans

1x Lenz-Nieswurz                                     Helleborus purpurascens

1x Frauenmantel                                      Alchemilla xanthochlora

1x Gewöhnlicher Rippenfarn               Blechnum spicant

3x Duftveilchen                                         Viola odorata

1x Schneeweiße Hainsimse                  Luzula nivea

1x Waldstorchschnabel                          Geranium sylvaticum

3x Lungenkraut                                         Pulmonaria officinalis

Zusätzlich wäre eine Einsaat mit Waldvergissmeinnicht (Myosotis sylvatica) in den Zwischenräumen empfehlenswert, um schnell die Lücken zwischen den Stauden zu schließen. Wenn viele Holz- und Steinstrukturen vorhanden sind, kann die Staudenanzahl entsprechend reduziert werden.

Und auch die früh blühenden Geophyten nicht vergessen: Für Halbschattige bis schattige Standorte würden sich beispielsweise Buschwindröschen, Maiglöckchen, Blaustern oder Schneeglöckchen anbieten.

Ich wünsche Ihnen ganz viel Freude bei der Umsetzung und zukünftig einen spannenden Blick nach draußen beim Beobachten der Entwicklung.

Ihre

Lena Lang
Dipl.-Ing. Umweltingenieurin & Naturgarten-Profi


So könnte es aussehen:

Zeichnung: Lena Lang


Und hier weitere Positiv- Beispiele: