Im Mai 2021 bin ich, nach der Lektüre des Buches „Tiere pflanzen“ von Ulrike Aufderheide, das mich total begeistert hatte, dem NarturGarten e. V. beigetreten. Mit Hornklee kann man Bläulinge pflanzen? Super, ich habe seit Jahren keine mehr gesehen. Dabei liebe ich sie mit ihren himmelblauen Flügeln doch so sehr!
Ich lebe in einer ziemlich aufgeräumten kleinen Reihenhaussiedlung vor den Toren Kölns. Neben penibel gepflegten Rasenflächen, Kirschlorbeerhecken und riesigen agrarischen Monokulturen im Umland gibt es hier nicht viel. Artenschutznotstand! Irgendetwas musste ich tun, um meinen etwa 60 qm² kleinen Reihenhausgarten in ein Refugium für Wildbienen, Schmetterlinge und Co. zu verwandeln. Nur was? In den Ratschlägen zur Anlage eines Naturgartens ist immer von „abmagern“ die Rede, aber wie sollte ich meinen lange eingewachsenen Garten ohne viel Geld- und Zeitaufwand, beides bei mir Mangelware, abmagern? Gedüngt oder gar gespritzt oder mit Torferde „aufgebessert“ habe ich meinen Garten zwar noch nie, trotzdem wiesen üppig wuchernde Löwenzahn- und Brennesselbestände auf einen lehmigen, frischen und ziemlich stickstoffreichen Boden hin. Für die meisten Wildpflanzen leider keine optimalen Bedingungen.
Kurz darauf wurde ich auf das Konzept der Kräuterspirale aufmerksam, dass aus der Permakultur kommt. Ich war begeistert: Eine Blumenspirale wäre die optimale Lösung, um auf wenigen Quadratmetern ohne Bodenaustausch ein Magerbeet anzulegen. Außerdem brächte sie weitere wichtige Strukturen des Naturgartens, wie eine Trockensteinmauer und eine kleine Wasserfläche in meinen bis Dato recht langweiligen Garten ein.
Gesagt, getan: Im Oktober 2021 habe ich im nahen Steinbruch 2 Tonnen Schotter und 2,5 Tonnen Bruchsteine aus heimischer Grauwacke bestellt, dazu im Internet noch eine Tonne kalkreichen Dolomit-Sand. Einige Tage später wurde das Material geliefert und vor meiner Garage abgeladen, da leider nur ein schmaler Fußweg zu meinem Garten führt. Beim Anblick der vielen schweren Steine verließ mich erst mal der Mut. Wie sollte ich sie nur in den Garten schaffen, geschweige denn mit eigenen Händen eine Trockensteinmauer daraus bauen? Aber es half ja nichts, nun waren sie halt da. Also Arbeitshandschuhe an und Stück für Stück Schotter und Steine mit der Schubkarre um das Haus und um die ganze Häuserreihe herum in den Garten transportiert. Dabei habe ich die Steine gleich noch der Größe nach sortiert, um es später beim Übereinanderschichten einfacher zu haben. Das hat ganz schön Zeit und Muskelkraft gefordert und auch einige Tage in Anspruch genommen. Geregnet hat es zwischendurch auch noch. Aber zum Glück hat mir mein Lebensgefährte dabei tatkräftig geholfen. Ebenso beim nächsten Schritt: Ein etwa 2 Meter messender Kreis musste vom Bewuchs befreit und 20 cm tief ausgehoben werden. Das klingt erst mal nach nicht viel, ergab aber einen erstaunlich großen Haufen Erde, der ebenso wie die Steine erst mal irgendwo im Garten zwischengelagert werden musste. Egal, die Wiese wollte ich eh neu einsäen. Zum Schluss haben wir am Rand des Kreises ein etwa 40 cm tiefes Loch für den Mörtelbottich gegraben, der als Teichbehälter dienen sollte und diesen schon mal eingepasst. Der Bottich wurde mit Kieseln aus dem Baumarkt und Steinen, die wir beim Ausheben der Grube gefunden hatten etwa zu einem Drittel gefüllt. Außerdem haben wir noch einen dicken Ast als Ausstiegshilfe für kleine Tiere hineingelegt.
Als nächstes wurde der Boden der Grube mit Schaufel, Rechen und Füßen eingeebnet und festgestampft. Dann haben wir, Schaufel für Schaufel, den Schotter eingefüllt. Erstaunlich, wie viel Material in so eine niedrige Grube passt, zwei Tonnen Schotter waren fast zu wenig! Da sich die Mauer der Spirale eh zur Stabilisierung etwa 10 Grad nach innen neigen soll, haben wir etwas Schotter von der Mitte hin zu den Rändern verteilt, danach passte es. Nach nochmaligen Feststampfen des Schotters wurde es spannend: Für die erste Reihe der Mauer haben wir besonders große, schwere und ebenmäßige Steine mit leichter Neigung nach innen schneckenhausförmig ausgelegt, schließlich sollten sie das Fundament für alle folgenden Reihen bilden. In der Mitte häuften wir als Füllmaterial einige Ziegel auf, die von den Vorbesitzern aus irgendeinem Grund am Rand des Gartens vergraben worden waren, wahrscheinlich als Zaunfundament. Dann wurden die Steine Reihe für Reihe in abnehmender Größe übereinander geschichtet. Das war bei den unregelmäßigen Steinen eine ganz schöne Puzzlearbeit, die etwa 4 Wochenenden in Anspruch genommen hat. Sicherlich kann man es sich hier einfacher machen, indem man ordentlich behauene Mauersteine bestellt, das wäre allerdings deutlich teurer geworden. Aber durch Ausprobieren, Austauschen, Umdrehen haben wir doch immer wieder eine Möglichkeit gefunden, die einzelnen Steine so aufeinander zu stapeln, dass eine stabile Mauer entstand. Dabei ist darauf zu achten, dass Fugen nicht übereinanderliegen, sondern dass sich die Steine in den Reihen überlappen. Abschnittsweise haben wir längere Steine als „Binder“ so eingebaut, dass sie zum großen Teil in das Substrat dahinter reichten. Nach je zwei Runden haben wir die Mauer mit Erde und Sand hinterfüllt. Dabei wurden verschiedene Substratmischungen verwendet. Ganz in die Mitte kam eine Mischung aus drei Eimern Sand und einem Eimer Gartenerde, dahinter eine Mischung aus zwei Eimern Sand und zwei Eimern Gartenerde, als Nächstes eine Mischung aus einem Eimer Sand und zwei Eimern Gartenerde, dann reine Gartenerde und zuletzt, am Fuß der Spirale, eine Mischung aus Gartenerde und Kompost. So ist es möglich, dass auf wenigen Quadratmetern Pflanzen mit verschiedenen Boden- und Feuchtigkeitsansprüchen Platz finden.
Während des Mauerbaus wurden direkt Pflanzen in Fugen und größere Lücken eingesetzt, die sich gut zur Mauerbepflanzung eignen: Thymian, Bergbohnenkraut, Ysop, Zimbelkraut, Polsterglockenblume und andere. Wir haben ein Mauerpflanzenpaket der Gärtnerei Strickler dafür verwendet. Als die Spirale fertig war, haben wir stolz unser Werk begutachtet. Das sah ja schon mal echt gut aus!
Dann hieß es aber erst einmal warten. Erde und Steine mussten sich setzen und der Winter stand vor der Tür. Die nächsten Monate konnte ich es kaum erwarten, am Projekt weiterzuarbeiten. Deshalb habe ich auch schon im Februar die Pflanzen für die Spirale bestellt: Karthäusernelke und Salbei für die Mauerkrone, Frühblühender und Zitronenthymian für die Trockenzone, dann der Spirale abwärts folgend Lavendel, Johanniskraut, Sonnenröschen, Grasnelke, Bergaster, Herbstaster, Silberdistel, Mädesüß, Schnittlauch, Sumpfvergissmeinicht, Pfennigkraut und Sumpfdotterblume. Für den Teich habe ich eine weiße Mini-Seerose, Krebsschere, Schwanenblume, Schwertiris und Tannenwedel bestellt. Das hört sich nach ganz schön viel an, hat sich auf der Fläche aber gut verteilt.
Anfang April wurden die Pflanzen endlich geliefert. Nach der Pflanzung und der Befüllung des Bottichs mit Regenwasser war ich dann doch etwas enttäuscht: Das sah alles irgendwie noch etwas mickrig aus. Viele Pflanzen waren noch gar nicht zu sehen. Selbst die erste Blüte der Sumpfdotterblume machte noch nicht viel her. So ein Garten braucht halt leider Zeit…
Dafür hat mich im Mai ein Meer aus Mohnblüten überrascht. Der Mohn ruhte wohl noch in der Samenbank des Bodens und nutzte die Gelegenheit, die Spirale aufs Schönste zu umrahmen. Zur Sommersonnenwende dann blühte die Blumenspirale endlich auf und zeigte die schönsten Symphonien von Pink, Weiß, Lavendel, Blau und strahlendem Gelb. Jetzt bin ich gespannt, wie sie sie sich weiterentwickeln und im Herbst mit den Astern und der nebenan wachsenden Fetthenne aussehen wird.
Doch den gewünschten Effekt auf die Tierwelt hat die Schmetterlingsspirale dieses Jahr schon voll entfaltet: Während ich mich in den Jahren zuvor schon gefreut habe, wenn mal ein Kohlweißling durch meinen Garten geflattert kam, kann ich inzwischen jeden Tag drei bis vier Schmetterlinge beobachten. Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Zitronenfalter – sie alle kommen mich jetzt regelmäßig besuchen. Auch mein Lieblingsschmetterling, der Bläuling, ist jetzt häufiger Gast in meinem Garten. Hoffentlich legt er hier irgendwo seine Eier ab…
Auch Wildbienen, Hummeln, Libellen, Wollschweber, Käfer, Wanzen, Grillen und Co. haben nun eine Heimat in meinem 60 m²-Gärtchen gefunden. Der Teich wurde schon früh von drei Wespen zu „ihrem“ Wasserloch auserkoren: Wenn ich dort zu viel rumarbeite, kommen sie verteidigend angeschwirrt. Wenn man die Tierchen respektiert und sich zurückzieht, passiert einem aber nichts. Dennoch hat ein kleiner Grasfrosch es geschafft, sich an ihnen vorbei zu mogeln und den ehemaligen Mörtelbottich zu seiner neuen Heimat zu machen…
Neben der Kräuterspirale habe ich letzten Herbst auch eine Mini-Benjeshecke und einen Totholzstapel in der Hecke angelegt – sehr praktisch für das anfallende Schnittgut und Lebensraum für Käfer. Außerdem habe ich am Heckenrand Teile des Rasens entfernt und eine Blumenwiesenmischung eingesät und weitere heimische Stauden dazugepflanzt. Wilde Möhre, Wegwarte, Färberkamille, Wiesenflockenblume, Wiesenwitwenblume, Wiesenstorchschnabel, Wiesenschaumkraut, Lungenkraut, Dost und Hornklee bieten den Insekten nun ein reiches Nahrungsangebot. An der Wassertonne habe ich Wasserdost und Blutweiderich gepflanzt, beide werden jetzt heiß umschwirrt. Frühjahrsblüher wie Schneeglöckchen, Hohler Lerchensporn, Märzenbecher, Krokusse und Traubenhyazinthen waren schon vorhanden oder wurden im letzten Herbst noch schnell gesetzt. Im Winter haben wir auch drei Wildbienennisthilfen angebracht, die schon im März rege angeflogen wurden.
Das Material für die Schmetterlingsspirale inklusive der Pflanzen und Anlieferung hat mich etwa 500 Euro gekostet, die restlichen Gartenblumen und Wildbienennisthilfen noch einmal ein paar Hundert Euro mehr. Dazu kam der doch beträchtliche Zeit- und Arbeitsaufwand. Hat sich das alles gelohnt? Definitiv! Der Garten ist mit seiner neuen Blütenfülle und den neuen Strukturen so viel schöner, spannender und lebendiger. Es macht viel Spaß, all die wunderschönen kleinen Tiere und die natürliche Veränderung der Pflanzung im Jahreslauf zu beobachten. Auch die Kinder sind begeistert. Anders als Trampolin und Co. haben unsere neuen tierischen Mitbewohner noch nichts von ihrem Reiz verloren und sie interessieren sich nun viel mehr für natürliche Zusammenhänge und Umweltschutz. Die Nachbarn sind teilweise sehr interessiert, vielleicht kann ich ja noch den einen oder anderen dazu bewegen mitzumachen. Auf jeden Fall habe ich erfahren, dass auch in einem kleinen Reihenhausgarten sehr viel möglich ist und plötzlich wilde Tiere von überall her kommen, um den neuen Lebensraum zu nutzen. Ja, man kann Tiere pflanzen! (Nicole Ludwigs 2022)
Im Mai 2021 bin ich, nach der Lektüre des Buches „Tiere pflanzen“ von Ulrike Aufderheide, das mich total begeistert hatte, dem NarturGarten e. V. beigetreten. Mit Hornklee kann man Bläulinge pflanzen? Super, ich habe seit Jahren keine mehr gesehen. Dabei liebe ich sie mit ihren himmelblauen Flügeln doch so sehr!
Ich lebe in einer ziemlich aufgeräumten kleinen Reihenhaussiedlung vor den Toren Kölns. Neben penibel gepflegten Rasenflächen, Kirschlorbeerhecken und riesigen agrarischen Monokulturen im Umland gibt es hier nicht viel. Artenschutznotstand! Irgendetwas musste ich tun, um meinen etwa 60 qm² kleinen Reihenhausgarten in ein Refugium für Wildbienen, Schmetterlinge und Co. zu verwandeln. Nur was? In den Ratschlägen zur Anlage eines Naturgartens ist immer von „abmagern“ die Rede, aber wie sollte ich meinen lange eingewachsenen Garten ohne viel Geld- und Zeitaufwand, beides bei mir Mangelware, abmagern? Gedüngt oder gar gespritzt oder mit Torferde „aufgebessert“ habe ich meinen Garten zwar noch nie, trotzdem wiesen üppig wuchernde Löwenzahn- und Brennesselbestände auf einen lehmigen, frischen und ziemlich stickstoffreichen Boden hin. Für die meisten Wildpflanzen leider keine optimalen Bedingungen.
Kurz darauf wurde ich auf das Konzept der Kräuterspirale aufmerksam, dass aus der Permakultur kommt. Ich war begeistert: Eine Blumenspirale wäre die optimale Lösung, um auf wenigen Quadratmetern ohne Bodenaustausch ein Magerbeet anzulegen. Außerdem brächte sie weitere wichtige Strukturen des Naturgartens, wie eine Trockensteinmauer und eine kleine Wasserfläche in meinen bis Dato recht langweiligen Garten ein.
Gesagt, getan: Im Oktober 2021 habe ich im nahen Steinbruch 2 Tonnen Schotter und 2,5 Tonnen Bruchsteine aus heimischer Grauwacke bestellt, dazu im Internet noch eine Tonne kalkreichen Dolomit-Sand. Einige Tage später wurde das Material geliefert und vor meiner Garage abgeladen, da leider nur ein schmaler Fußweg zu meinem Garten führt. Beim Anblick der vielen schweren Steine verließ mich erst mal der Mut. Wie sollte ich sie nur in den Garten schaffen, geschweige denn mit eigenen Händen eine Trockensteinmauer daraus bauen? Aber es half ja nichts, nun waren sie halt da. Also Arbeitshandschuhe an und Stück für Stück Schotter und Steine mit der Schubkarre um das Haus und um die ganze Häuserreihe herum in den Garten transportiert. Dabei habe ich die Steine gleich noch der Größe nach sortiert, um es später beim Übereinanderschichten einfacher zu haben. Das hat ganz schön Zeit und Muskelkraft gefordert und auch einige Tage in Anspruch genommen. Geregnet hat es zwischendurch auch noch. Aber zum Glück hat mir mein Lebensgefährte dabei tatkräftig geholfen. Ebenso beim nächsten Schritt: Ein etwa 2 Meter messender Kreis musste vom Bewuchs befreit und 20 cm tief ausgehoben werden. Das klingt erst mal nach nicht viel, ergab aber einen erstaunlich großen Haufen Erde, der ebenso wie die Steine erst mal irgendwo im Garten zwischengelagert werden musste. Egal, die Wiese wollte ich eh neu einsäen. Zum Schluss haben wir am Rand des Kreises ein etwa 40 cm tiefes Loch für den Mörtelbottich gegraben, der als Teichbehälter dienen sollte und diesen schon mal eingepasst. Der Bottich wurde mit Kieseln aus dem Baumarkt und Steinen, die wir beim Ausheben der Grube gefunden hatten etwa zu einem Drittel gefüllt. Außerdem haben wir noch einen dicken Ast als Ausstiegshilfe für kleine Tiere hineingelegt.
Als nächstes wurde der Boden der Grube mit Schaufel, Rechen und Füßen eingeebnet und festgestampft. Dann haben wir, Schaufel für Schaufel, den Schotter eingefüllt. Erstaunlich, wie viel Material in so eine niedrige Grube passt, zwei Tonnen Schotter waren fast zu wenig! Da sich die Mauer der Spirale eh zur Stabilisierung etwa 10 Grad nach innen neigen soll, haben wir etwas Schotter von der Mitte hin zu den Rändern verteilt, danach passte es. Nach nochmaligen Feststampfen des Schotters wurde es spannend: Für die erste Reihe der Mauer haben wir besonders große, schwere und ebenmäßige Steine mit leichter Neigung nach innen schneckenhausförmig ausgelegt, schließlich sollten sie das Fundament für alle folgenden Reihen bilden. In der Mitte häuften wir als Füllmaterial einige Ziegel auf, die von den Vorbesitzern aus irgendeinem Grund am Rand des Gartens vergraben worden waren, wahrscheinlich als Zaunfundament. Dann wurden die Steine Reihe für Reihe in abnehmender Größe übereinander geschichtet. Das war bei den unregelmäßigen Steinen eine ganz schöne Puzzlearbeit, die etwa 4 Wochenenden in Anspruch genommen hat. Sicherlich kann man es sich hier einfacher machen, indem man ordentlich behauene Mauersteine bestellt, das wäre allerdings deutlich teurer geworden. Aber durch Ausprobieren, Austauschen, Umdrehen haben wir doch immer wieder eine Möglichkeit gefunden, die einzelnen Steine so aufeinander zu stapeln, dass eine stabile Mauer entstand. Dabei ist darauf zu achten, dass Fugen nicht übereinanderliegen, sondern dass sich die Steine in den Reihen überlappen. Abschnittsweise haben wir längere Steine als „Binder“ so eingebaut, dass sie zum großen Teil in das Substrat dahinter reichten. Nach je zwei Runden haben wir die Mauer mit Erde und Sand hinterfüllt. Dabei wurden verschiedene Substratmischungen verwendet. Ganz in die Mitte kam eine Mischung aus drei Eimern Sand und einem Eimer Gartenerde, dahinter eine Mischung aus zwei Eimern Sand und zwei Eimern Gartenerde, als Nächstes eine Mischung aus einem Eimer Sand und zwei Eimern Gartenerde, dann reine Gartenerde und zuletzt, am Fuß der Spirale, eine Mischung aus Gartenerde und Kompost. So ist es möglich, dass auf wenigen Quadratmetern Pflanzen mit verschiedenen Boden- und Feuchtigkeitsansprüchen Platz finden.
Während des Mauerbaus wurden direkt Pflanzen in Fugen und größere Lücken eingesetzt, die sich gut zur Mauerbepflanzung eignen: Thymian, Bergbohnenkraut, Ysop, Zimbelkraut, Polsterglockenblume und andere. Wir haben ein Mauerpflanzenpaket der Gärtnerei Strickler dafür verwendet. Als die Spirale fertig war, haben wir stolz unser Werk begutachtet. Das sah ja schon mal echt gut aus!
Dann hieß es aber erst einmal warten. Erde und Steine mussten sich setzen und der Winter stand vor der Tür. Die nächsten Monate konnte ich es kaum erwarten, am Projekt weiterzuarbeiten. Deshalb habe ich auch schon im Februar die Pflanzen für die Spirale bestellt: Karthäusernelke und Salbei für die Mauerkrone, Frühblühender und Zitronenthymian für die Trockenzone, dann der Spirale abwärts folgend Lavendel, Johanniskraut, Sonnenröschen, Grasnelke, Bergaster, Herbstaster, Silberdistel, Mädesüß, Schnittlauch, Sumpfvergissmeinicht, Pfennigkraut und Sumpfdotterblume. Für den Teich habe ich eine weiße Mini-Seerose, Krebsschere, Schwanenblume, Schwertiris und Tannenwedel bestellt. Das hört sich nach ganz schön viel an, hat sich auf der Fläche aber gut verteilt.
Anfang April wurden die Pflanzen endlich geliefert. Nach der Pflanzung und der Befüllung des Bottichs mit Regenwasser war ich dann doch etwas enttäuscht: Das sah alles irgendwie noch etwas mickrig aus. Viele Pflanzen waren noch gar nicht zu sehen. Selbst die erste Blüte der Sumpfdotterblume machte noch nicht viel her. So ein Garten braucht halt leider Zeit…
Dafür hat mich im Mai ein Meer aus Mohnblüten überrascht. Der Mohn ruhte wohl noch in der Samenbank des Bodens und nutzte die Gelegenheit, die Spirale aufs Schönste zu umrahmen. Zur Sommersonnenwende dann blühte die Blumenspirale endlich auf und zeigte die schönsten Symphonien von Pink, Weiß, Lavendel, Blau und strahlendem Gelb. Jetzt bin ich gespannt, wie sie sie sich weiterentwickeln und im Herbst mit den Astern und der nebenan wachsenden Fetthenne aussehen wird.
Doch den gewünschten Effekt auf die Tierwelt hat die Schmetterlingsspirale dieses Jahr schon voll entfaltet: Während ich mich in den Jahren zuvor schon gefreut habe, wenn mal ein Kohlweißling durch meinen Garten geflattert kam, kann ich inzwischen jeden Tag drei bis vier Schmetterlinge beobachten. Admiral, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Zitronenfalter – sie alle kommen mich jetzt regelmäßig besuchen. Auch mein Lieblingsschmetterling, der Bläuling, ist jetzt häufiger Gast in meinem Garten. Hoffentlich legt er hier irgendwo seine Eier ab…
Auch Wildbienen, Hummeln, Libellen, Wollschweber, Käfer, Wanzen, Grillen und Co. haben nun eine Heimat in meinem 60 m²-Gärtchen gefunden. Der Teich wurde schon früh von drei Wespen zu „ihrem“ Wasserloch auserkoren: Wenn ich dort zu viel rumarbeite, kommen sie verteidigend angeschwirrt. Wenn man die Tierchen respektiert und sich zurückzieht, passiert einem aber nichts. Dennoch hat ein kleiner Grasfrosch es geschafft, sich an ihnen vorbei zu mogeln und den ehemaligen Mörtelbottich zu seiner neuen Heimat zu machen…
Neben der Kräuterspirale habe ich letzten Herbst auch eine Mini-Benjeshecke und einen Totholzstapel in der Hecke angelegt – sehr praktisch für das anfallende Schnittgut und Lebensraum für Käfer. Außerdem habe ich am Heckenrand Teile des Rasens entfernt und eine Blumenwiesenmischung eingesät und weitere heimische Stauden dazugepflanzt. Wilde Möhre, Wegwarte, Färberkamille, Wiesenflockenblume, Wiesenwitwenblume, Wiesenstorchschnabel, Wiesenschaumkraut, Lungenkraut, Dost und Hornklee bieten den Insekten nun ein reiches Nahrungsangebot. An der Wassertonne habe ich Wasserdost und Blutweiderich gepflanzt, beide werden jetzt heiß umschwirrt. Frühjahrsblüher wie Schneeglöckchen, Hohler Lerchensporn, Märzenbecher, Krokusse und Traubenhyazinthen waren schon vorhanden oder wurden im letzten Herbst noch schnell gesetzt. Im Winter haben wir auch drei Wildbienennisthilfen angebracht, die schon im März rege angeflogen wurden.
Das Material für die Schmetterlingsspirale inklusive der Pflanzen und Anlieferung hat mich etwa 500 Euro gekostet, die restlichen Gartenblumen und Wildbienennisthilfen noch einmal ein paar Hundert Euro mehr. Dazu kam der doch beträchtliche Zeit- und Arbeitsaufwand. Hat sich das alles gelohnt? Definitiv! Der Garten ist mit seiner neuen Blütenfülle und den neuen Strukturen so viel schöner, spannender und lebendiger. Es macht viel Spaß, all die wunderschönen kleinen Tiere und die natürliche Veränderung der Pflanzung im Jahreslauf zu beobachten. Auch die Kinder sind begeistert. Anders als Trampolin und Co. haben unsere neuen tierischen Mitbewohner noch nichts von ihrem Reiz verloren und sie interessieren sich nun viel mehr für natürliche Zusammenhänge und Umweltschutz. Die Nachbarn sind teilweise sehr interessiert, vielleicht kann ich ja noch den einen oder anderen dazu bewegen mitzumachen. Auf jeden Fall habe ich erfahren, dass auch in einem kleinen Reihenhausgarten sehr viel möglich ist und plötzlich wilde Tiere von überall her kommen, um den neuen Lebensraum zu nutzen. Ja, man kann Tiere pflanzen! (Nicole Ludwigs 2022)