Naturkleingarten: Lebensraum Gartenteich

Ein Beitrag von Tina van Wesel

Den Teichbau habe ich lange vor mir hergeschoben, wohlwissend, dass es sich hier um ein größeres, wenn auch lohnenswertes Projekt handelt. Aber auch um ein komplizierteres, da ich einen Hanggarten habe. Deshalb habe ich meine Naturgartenfreundin und -planerin Doro mit ins Beet geholt.

Den Winter hatte ich dazu genutzt, die Teichform auszuheben. Da mein zukünftiger Teich nur 2 Meter breit und 3 Meter lang werden würde und sanfte Übergänge von der Tief- zur Flachwasserzone mangels fehlender Breite nicht möglich waren, haben wir uns für eine Tiefwasserzone mit Trockenmauer entschieden. Trockenmauern helfen auch, den Höhenunterschied am Hang auszugleichen.

Als allererste Schicht legen wir zur Sicherheit einen Wühlmausschutz aus Sechseckgeflecht. Es wäre einfach zu ärgerlich, wenn bei diesem Großprojekt ein Biss genügt, um es scheitern zu lassen. Auf das Drahtgeflecht kommt nun eine Schicht Sand, sodass der Draht gut überdeckt wird. Dann folgt eine Lage Vlies. Hier sollten sich die Bahnen ruhig großzügig überlagern. Auf das Vlies folgt nun die EPDM-Folie. Diese Folie aus synthetischem Kautschuk ist zwar um einiges teurer als PVC, dafür hält sie aber länger und ist umweltschonender, da sie ohne Weichmacher hergestellt wird. Auf die Folie folgt wieder eine Schicht Vlies. Wichtig: Überstehendes Vlies als auch überstehende Folie wird erst ganz am Ende abgeschnitten. Bei der Planung lieber großzügig messen. Noch wichtiger: Das Vlies und die Folie ohne Schuhe betreten! Selbst kleinste Steinchen können sich unter den späteren Wasserdruck in die Folie bohren.

Nun werden fleißig Trockenmauern gebaut: In der Tiefwasserzone werden schmalere, lange Steine rundum verwendet, um die Wände zu stützen. Lücken und der Boden werden mit Kies gefüllt. Als Begrenzung der Flachwasserzone wird ein innerer und ein äußerer Trockenmauerring gebaut. Zwischen diesen beiden Mauern liegen die drei Schichten Vlies-Folie-Vlies. Damit alle Seiten der Trockenmauern in etwa gleich hoch werden, kontrolliert man beim Bau immer wieder mit der Wasserwaage. Königsdisziplin wäre hier noch einen Überlauf anzulegen, damit überschüssiges Wasser zielgerichtet ablaufen kann.

Als Substrat für die Flachwasserzone mischt man Sand mit Lehmpulver. Zu viel Nährstoffeintrag wäre nicht förderlich und würde den Algen nur Vorschub leisten. Um eine größtmögliche Artenvielfalt im Teich zu erzielen, wird auf Fische verzichtet. Das macht eine Pumpe unnötig. Die Säuberung des Wassers übernehmen dann Schnecken und die Wasserpflanzen. Bevor wir die Pflanzen ins Substrat setzen, schneiden wir das Trio Vlies-Folie-Vlies grob ein paar Zentimeter über der Trockenmauer ab. Diese Zentimeter können nach dem Befüllen mit Wasser noch wichtig für eventuelle Nachbesserungen sein.

Folgende Pflanzen habe ich bei mir eingesetzt: Gewöhnlicher Tannenwedel (Hippuris vulgaris), Ästiger Igelkolben (Sparganium erectum), Gewöhnliches Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia), Froschlöffel (Alisma plantago-aquatica), Schwanenblume (Butomus umbellatus), Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Krebsschere (Stratiotes aloides) und eine Zwergrose (Nymphaea pygmea alba). Wobei man die Krebsschere nicht in das Substrat setzt, sondern man lässt sie einfach schwimmen. Nach dem Einsetzen der Pflanzen wird noch eine Lage Feinkies aufgetragen und dann kommt der Moment des Wassereinlassens. Damit man nicht das Substrat aufwühlt, gibt es einen Trick: Ein Gartenschlauch mit Brause wird an den Bügel eines Eimers befestigt, so, dass die Brause in den Eimer zeigt. Dann wird die Brause auf „Dauer-An“ gestellt (arretiert) und der Eimer samt Brause in die tiefste Stelle des Teiches platziert. Der überlaufende Eimer füllt so nach und nach den Teich. Wenn alles passt, können wir die überstehenden Stoffe Vlies-Folie-Vlies kürzen und mit grobem Kies überdecken. Wichtig ist es hier, keine Pflanzen außerhalb des Teiches nahe an die Folie zu setzen. Sie könnten über die Folie wachsen und sich Wasser aus dem Teich ziehen. Somit wäre die Kapillarsperre gestört und es kommt zu teils hohem Wasserverlust. Sumpfpflanzen (siehe Der Grüne Bote 2/2024) können aber auf der Trockenmauer innerhalb der Teichfolie gepflanzt werden. Ein großer Ast sowie diverse Steine dienen hineingefallenen Tieren als Ausstiegshilfe.

Jetzt fehlt nur noch das Impfwasser, welches man sich am besten aus funktionierenden naturnahen Teichen besorgt. In ihnen tobt das Leben und das wollen wir in unseren Teich holen, weswegen wir ihn mit Impfwasser impfen.

Binnen weniger Stunden waren die ersten verschiedensten Libellen da und Tage später ließen sich auch Molche blicken. Posthornschnecken, Spitzschlammschnecken und Rückenschwimmer kamen vermutlich durch das Impfwasser und die Pflanzen hinzu. Ich könnte stundenlang am Teich sitzen und dem Treiben zusehen. Dadurch habe ich erfahren, dass Schnecken an der Unterseite des Wasserspiegels entlanglaufen können, wie an einer Glasscheibe. Wer sich gerne mal den Teich live anschauen möchte, kommt doch einfach zur Offenen Naturgartenpforte Anfang Juni vorbei. Nur 2 Kilometer entfernt befindet sich Eddas Artengarten, ein ebenfalls naturnaher Kleingarten. Wir freuen uns über Besuch! (mvw)

Weitere Informationen unter www.naturgarten.org/wilde-gaerten.de.

Neugierig? Pflanzenliste, Gartenpläne und Kontakt gibt es unter tinasnaturkleingarten@web.de

(aus: Der Grüne Bote. Mit freundlicher Genehmigung des Stadtverbandes Essen der Kleingärtnervereine e.V.)

Literaturtipps
Lebensraum Gartenteich, Wolf Richard Günzel

Handbuch Wasser im Garten, Paula Polak