Unseren Garten- und Landschaftsbaubetrieb gibt es schon seit fast 30 Jahren. Gemeinsam beschäftigen wir uns mit der Gestaltung naturnaher Lebensräume. Mitten in Berlin-Friedrichshain haben wir unsere Idee zum Leben erweckt und eine Industriebrache in einen Naturgarten verwandelt.
Der Traum von einer Stadtgärtnerei
Nachdem alle unsere Kinder aus dem Haus waren und auf eigenen Beinen stehen, haben wir für uns die Entscheidung getroffen, nach Berlin zu ziehen. Wir haben dort eine kleine Wohnung geerbt und hatten somit schon immer eine starke Bindung zu Berlin.
Unser Gedanke war, dass Berlin als Weltstadt mit Unmengen an urbanen Räumen für eine Lebendige Stadtgärtnerei – spezialisiert auf heimische Wildstauden und naturnahe Lebensräume – genau der richtige Ort für unser Projekt ist. Wir wollten einen Raum schaffen, wo Menschen mit professioneller Beratung Wildstauden erwerben können und Unterstützung bei der Planung von naturnahen Lebensräumen bekommen.
Die Suche nach einer Brachfläche
Wir haben in den letzten Jahren immer wieder die Möglichkeit genutzt, unsere freie Zeit in Berlin zu verbringen. Während langer Spaziergänge in der Stadt haben wir zahlreiche Brachflächen gesehen, die nicht genutzt wurden, sich aber sehr gut für eine Stadtgärtnerei eignen würden.
Eine Bewerbungsmappe wurde entworfen und gestaltet. Mit dieser haben wir sämtliche Bezirksämter abgeklappert, Mails an Stiftungen, Vereine und Organisationen geschickt und unendlich viele Telefonanrufe getätigt. Die Begeisterung war groß, allerdings verfügt die Stadt bzw. das Land Berlin kaum noch über eigene Flächen. Doch wir gaben die Hoffnung nicht auf.
Irgendwann kamen wir in Kontakt mit einem Herrn, der für die Verpachtung und auch für die geplante Bebauung des Geländes RAW Ost zuständig war. An diesem Ort befand sich früher das Reichsbahnausbesserungswerk (RAW). Mit der Stilllegung 1995 entstand dort eine Industriebrache, die teils kulturell genutzt wird. Nach einigen Telefonaten und Videochats haben wir uns dann im November 2022 persönlich in Berlin getroffen und die Grundstücksfrage näher besprochen, sodass der Mietvertrag aufgesetzt werden konnte.
Im Januar 2023, als wir den Mietvertrag hätten zurückbekommen sollen, kam auf einmal die Nachricht, dass ein neuer Investor eingestiegen wäre und alles vorerst stillgelegt wird. Das hieß natürlich auch, dass wir keinen Mietvertrag bekommen würden.
Der Herr war uns gegenüber allerdings sehr hilfsbereit und verschaffte uns einen Kontakt zur Deutschen Bahn, die genau auf der anderen Seite des angedachten Grundstücks noch ein Stückchen Brachfläche hatte. Dieses war zwar nicht ganz so groß, aber groß genug, damit wir unser Projekt verwirklichen konnten.
Wir wussten, dass wir dieses Grundstück nicht endlich nutzen können. Deshalb haben wir alles „mobil“ gestaltet – mit Containern und einem kleinen Büro –, damit alles gut wieder transportiert werden kann.
Ein Naturgarten entsteht
Das Projekt wurde von Lothar im Kopf geplant. Einen genauen Plan in gedruckter Form gibt es nicht. Stattdessen viele Skizzen und endlich einmal die Chance, einen Naturgarten aus den vorhandenen Materialien frei entstehen zu lassen.
Zu Anfang war das Grundstück eine Brachfläche mit etlichem an Sperrmüll wie Matratzen, ausgediente Marktschirme, unzähligen Flaschen, Dosen, Kühlschrankteilen etc. Noch dazu war die Fläche komplett zugewuchert mit nicht heimischen, stark invasiven Pflanzen wie Robiniensorten und dem Götterbaum. Wir haben deshalb auf der Fläche alles geräumt bis auf einen Ahorn, eine Birke, mehrere Eichen und eine Hundsrose.
Das Projekt ist komplett aus eigenen Mitteln finanziert. Für das eine oder andere Bauvorhaben im Naturgarten haben wir die Materialien wie z. B. Klinkersteine, Kiesel, Granitsteine, Dachziegel, Altholz und Totholz über verschiedene Onlineportale geschenkt bekommen.
Ganz bewusst haben wir nur heimische Wildstauden und heimische Gehölze im Naturgarten gewählt. Denn nachdem wir uns schon sehr lange mit den Themen Artensterben, Biodiversität und Klimawandel beschäftigt haben, sind wir der Meinung: Jeder für sich kann einen kleinen Beitrag leisten.
Über die Homepage von “Tausende Gärten – Tausende Arten” und auch Mitglieder vom NaturGarten e.V. sind wir in Kontakt mit Jessica Görß (Wildblüten) und Sabine Kolb (Gärtnerei Hirschgarten) gekommen. Hier bezogen und werden wir auch dieses Jahr wieder unsere Wildstauden und Kräuter beziehen. Daneben kann man über uns übrigens auch regional spezifisches Saatgut für Berlin / Brandenburg beziehen.
In der Lebendigen Stadtgärtnerei kehrt Leben ein
Im Großen und Ganzen haben wir das Projekt zu zweit realisiert. In Hunderten von Arbeitsstunden in sechs Wochen. Bei der Bepflanzung hatten wir zahlreiche Unterstützung von der Regionalgruppe Berlin-Brandenburg. Es war ein richtig produktiver, toller Pflanz- und Sähtag.
Die Entstehung – von der Idee bis zum fertigen Ergebnis – hat sich fast über zwei Jahre hingezogen und mittlerweile ist die Lebendige Stadtgärtnerei ein gern besuchter Ort mitten in der Großstadt geworden.
Heute ist in unserem Naturgarten ein kleines Café mit Fachliteratur integriert, in dem man das Thema Naturgarten erleben kann. Des Weiteren bieten wir auch Workshops zu dem Thema an. Bei uns in der Lebendigen Stadtgärtnerei sprechen wir die Menschen auf Nachhaltigkeit an, klären über die Biodiversität auf und vieles mehr. Noch dazu bekommen sie aber auch die Möglichkeit, sich in einem kleinen Stück Natur zurückziehen zu können, ohne Eintritte zahlen zu müssen. Da der Naturgarten in unsere Gärtnerei und unser Café integriert ist, können wir diesen konstant betreuen.
Durch die Aufmerksamkeit von Presse und Initiativen ist unser Projekt stetig am Wachsen. Besonders erwähnen möchten wir in diesem Rahmen den tollen Zeitungsbericht im Berliner Tagesspiegel , unseren Auftritt bei “Gartenzeit” – einer Gartensendung von rbb – sowie das Erreichen des 2. Platzes beim Wettbewerb „Deutschland summt“ und die Gold-Prämierung von “Tausende Gärten – Tausende Arten”.
Durch den tollen Start unseres Projekts öffnen sich im Moment zusätzlich ganz andere Türen. Wir haben noch viele Pläne und Ideen, die wir in der nächsten Zeit umsetzen werden. Ihr werdet garantiert noch viel von uns hören!
Wir können als Tipp, in einer Großstadt wie Berlin, geben, dass man niemals aufgeben und sich von der Bürokratie unterkriegen lassen sollte, sondern immer wieder seine Ziele weiterverfolgt, auch wenn es oft fast unüberwindbare Hindernisse gibt.
Für uns haben sich dadurch Möglichkeiten und Kontakte ergeben, die noch richtig spannend werden. Wir freuen uns darauf, euch weiter an unserer Reise teilhaben zu lassen!
Unseren Garten- und Landschaftsbaubetrieb gibt es schon seit fast 30 Jahren. Gemeinsam beschäftigen wir uns mit der Gestaltung naturnaher Lebensräume. Mitten in Berlin-Friedrichshain haben wir unsere Idee zum Leben erweckt und eine Industriebrache in einen Naturgarten verwandelt.
Der Traum von einer Stadtgärtnerei
Nachdem alle unsere Kinder aus dem Haus waren und auf eigenen Beinen stehen, haben wir für uns die Entscheidung getroffen, nach Berlin zu ziehen. Wir haben dort eine kleine Wohnung geerbt und hatten somit schon immer eine starke Bindung zu Berlin.
Unser Gedanke war, dass Berlin als Weltstadt mit Unmengen an urbanen Räumen für eine Lebendige Stadtgärtnerei – spezialisiert auf heimische Wildstauden und naturnahe Lebensräume – genau der richtige Ort für unser Projekt ist. Wir wollten einen Raum schaffen, wo Menschen mit professioneller Beratung Wildstauden erwerben können und Unterstützung bei der Planung von naturnahen Lebensräumen bekommen.
Die Suche nach einer Brachfläche
Wir haben in den letzten Jahren immer wieder die Möglichkeit genutzt, unsere freie Zeit in Berlin zu verbringen. Während langer Spaziergänge in der Stadt haben wir zahlreiche Brachflächen gesehen, die nicht genutzt wurden, sich aber sehr gut für eine Stadtgärtnerei eignen würden.
Eine Bewerbungsmappe wurde entworfen und gestaltet. Mit dieser haben wir sämtliche Bezirksämter abgeklappert, Mails an Stiftungen, Vereine und Organisationen geschickt und unendlich viele Telefonanrufe getätigt. Die Begeisterung war groß, allerdings verfügt die Stadt bzw. das Land Berlin kaum noch über eigene Flächen. Doch wir gaben die Hoffnung nicht auf.
Irgendwann kamen wir in Kontakt mit einem Herrn, der für die Verpachtung und auch für die geplante Bebauung des Geländes RAW Ost zuständig war. An diesem Ort befand sich früher das Reichsbahnausbesserungswerk (RAW). Mit der Stilllegung 1995 entstand dort eine Industriebrache, die teils kulturell genutzt wird. Nach einigen Telefonaten und Videochats haben wir uns dann im November 2022 persönlich in Berlin getroffen und die Grundstücksfrage näher besprochen, sodass der Mietvertrag aufgesetzt werden konnte.
Im Januar 2023, als wir den Mietvertrag hätten zurückbekommen sollen, kam auf einmal die Nachricht, dass ein neuer Investor eingestiegen wäre und alles vorerst stillgelegt wird. Das hieß natürlich auch, dass wir keinen Mietvertrag bekommen würden.
Der Herr war uns gegenüber allerdings sehr hilfsbereit und verschaffte uns einen Kontakt zur Deutschen Bahn, die genau auf der anderen Seite des angedachten Grundstücks noch ein Stückchen Brachfläche hatte. Dieses war zwar nicht ganz so groß, aber groß genug, damit wir unser Projekt verwirklichen konnten.
Wir wussten, dass wir dieses Grundstück nicht endlich nutzen können. Deshalb haben wir alles „mobil“ gestaltet – mit Containern und einem kleinen Büro –, damit alles gut wieder transportiert werden kann.
Ein Naturgarten entsteht
Das Projekt wurde von Lothar im Kopf geplant. Einen genauen Plan in gedruckter Form gibt es nicht. Stattdessen viele Skizzen und endlich einmal die Chance, einen Naturgarten aus den vorhandenen Materialien frei entstehen zu lassen.
Zu Anfang war das Grundstück eine Brachfläche mit etlichem an Sperrmüll wie Matratzen, ausgediente Marktschirme, unzähligen Flaschen, Dosen, Kühlschrankteilen etc. Noch dazu war die Fläche komplett zugewuchert mit nicht heimischen, stark invasiven Pflanzen wie Robiniensorten und dem Götterbaum. Wir haben deshalb auf der Fläche alles geräumt bis auf einen Ahorn, eine Birke, mehrere Eichen und eine Hundsrose.
Das Projekt ist komplett aus eigenen Mitteln finanziert. Für das eine oder andere Bauvorhaben im Naturgarten haben wir die Materialien wie z. B. Klinkersteine, Kiesel, Granitsteine, Dachziegel, Altholz und Totholz über verschiedene Onlineportale geschenkt bekommen.
Ganz bewusst haben wir nur heimische Wildstauden und heimische Gehölze im Naturgarten gewählt. Denn nachdem wir uns schon sehr lange mit den Themen Artensterben, Biodiversität und Klimawandel beschäftigt haben, sind wir der Meinung: Jeder für sich kann einen kleinen Beitrag leisten.
Über die Homepage von “Tausende Gärten – Tausende Arten” und auch Mitglieder vom NaturGarten e.V. sind wir in Kontakt mit Jessica Görß (Wildblüten) und Sabine Kolb (Gärtnerei Hirschgarten) gekommen. Hier bezogen und werden wir auch dieses Jahr wieder unsere Wildstauden und Kräuter beziehen. Daneben kann man über uns übrigens auch regional spezifisches Saatgut für Berlin / Brandenburg beziehen.
In der Lebendigen Stadtgärtnerei kehrt Leben ein
Im Großen und Ganzen haben wir das Projekt zu zweit realisiert. In Hunderten von Arbeitsstunden in sechs Wochen. Bei der Bepflanzung hatten wir zahlreiche Unterstützung von der Regionalgruppe Berlin-Brandenburg. Es war ein richtig produktiver, toller Pflanz- und Sähtag.
Die Entstehung – von der Idee bis zum fertigen Ergebnis – hat sich fast über zwei Jahre hingezogen und mittlerweile ist die Lebendige Stadtgärtnerei ein gern besuchter Ort mitten in der Großstadt geworden.
Heute ist in unserem Naturgarten ein kleines Café mit Fachliteratur integriert, in dem man das Thema Naturgarten erleben kann. Des Weiteren bieten wir auch Workshops zu dem Thema an. Bei uns in der Lebendigen Stadtgärtnerei sprechen wir die Menschen auf Nachhaltigkeit an, klären über die Biodiversität auf und vieles mehr. Noch dazu bekommen sie aber auch die Möglichkeit, sich in einem kleinen Stück Natur zurückziehen zu können, ohne Eintritte zahlen zu müssen. Da der Naturgarten in unsere Gärtnerei und unser Café integriert ist, können wir diesen konstant betreuen.
Durch die Aufmerksamkeit von Presse und Initiativen ist unser Projekt stetig am Wachsen. Besonders erwähnen möchten wir in diesem Rahmen den tollen Zeitungsbericht im Berliner Tagesspiegel , unseren Auftritt bei “Gartenzeit” – einer Gartensendung von rbb – sowie das Erreichen des 2. Platzes beim Wettbewerb „Deutschland summt“ und die Gold-Prämierung von “Tausende Gärten – Tausende Arten”.
Durch den tollen Start unseres Projekts öffnen sich im Moment zusätzlich ganz andere Türen. Wir haben noch viele Pläne und Ideen, die wir in der nächsten Zeit umsetzen werden. Ihr werdet garantiert noch viel von uns hören!
Wir können als Tipp, in einer Großstadt wie Berlin, geben, dass man niemals aufgeben und sich von der Bürokratie unterkriegen lassen sollte, sondern immer wieder seine Ziele weiterverfolgt, auch wenn es oft fast unüberwindbare Hindernisse gibt.
Für uns haben sich dadurch Möglichkeiten und Kontakte ergeben, die noch richtig spannend werden. Wir freuen uns darauf, euch weiter an unserer Reise teilhaben zu lassen!
Lothar Zech und Dunja Schuh
Hier Listen der verwendeten Pflanzen:
Wildstauden
Gehölze
Teich- und Wasserpflanze
Dachbegrünung
Saatgut von Rieger-Hofmann