Frage von Ulrike:

durch Eure Natur&Garten-Ausgabe 1/2017 wurde ich angeregt auf meinem jüngst erworbenen Grundstück (Brachland, das ich zu einem Naturgarten umgestalten möchte) einen Sicker-Speicher-Teich anzulegen. Da ich möglichst plastikfrei arbeiten möchte, habe ich erfreut gelesen, dass man Lehmschlag zum Abdichten nehmen könnte.

Ich habe Lehmmehl erstanden, mit Wasser angerührt und damit die Mulde ausgekleidet (erste Schicht vermengt mit Heu – so wurde mir geraten). Anfänglich funktionierte das ganz gut, mit der langen Trockenheit ist aber alles ausgetrocknet und der Ton sehr rissig geworden. Es brauchte nun sehr viel Regen, bis der Ton wieder aufgequollen ist und etwas Wasser gehalten hat. Das war allerdings nach zwei trockenen Tagen auch wieder verdunstet.

Der Teich misst etwa 170 x 110 Zentimeter und an der tiefsten Stelle etwa 35 Zentimeter. Der Boden in meinem Garten ist Löß und gespeist wird die Mulde aus Regenwasser vom Geräteschuppen.

Habe ich da was falsch gemacht? Gibt es Möglichkeiten nachzubessern? Es würde mich freuen, wenn Ihr mir weiterhelfen könntet.

Antwort des Experten:

Die Abdichtung mit Lehmschlag ist so eine Sache. Ist in der Literatur immer wieder zu finden und wurde jahrhundertelang auch praktiziert. Meines Wissens allerdings immer mit Teichen, die zumindest einen gewissen kontinuierlichen Zulauf hatten. Die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte mit immer längeren und extremeren Trockenperioden haben die Rahmenbedingungen erschwert. Grundsätzlich findet sich eine Beschreibung von Alternativen zum Folienteich mit Ton und Lehm im Band 2 von „Das Naturgartenbaubuch“ von Reinhard Witt und Fritz Hilgenstock. Er schränkt aber auch ein: „Die letzteren, mehr oder weniger natürlichen Abdichtungen sind nicht wirklich wasserdicht“ (S. 125).

Auch mein Sicker-Speicherteich (gar keine künstliche Abdichtung, aber sehr schwerer Tonboden) trocknet in sehr langen Trockenperioden gänzlich aus. Für bestimmte Arten wie die Gelbbauchunke und die Wechselkröte sind solche Gewässer sogar überlebenswichtig und werden zu Artenschutzzwecken sogar künstlich hergestellt. Wichtig ist auch noch der Hinweis, dass sich alle Mulden über die Jahre durch die Ablagerung von Feinsedimenten in den tiefen Bereichen immer mehr abdichten.

Wenn Du eine dauerhafte 100%ige Abdichtung möchtest, kann ich Dir nur den nachträglichen Einbau einer Kunststoffplane empfehlen. Standard für kleine Teiche ist EPDM (= Synthesekautschuk). Er bleibt unter Wasser angeblich über Jahrhunderte stabil, es gibt keine Auswaschungen. PVC sollte hingegen keinesfalls verwendet werden. Hinweise zum Einbau findest Du ebenfalls im Naturgartenbau-Buch oder auch in meinem Handbuch „Wege zur Natur im Garten“.

Ich hoffe Dir weitergeholfen zu haben, und wünsche Dir weiterhin viel Spaß mit Deinen Naturgarten-Abenteuern!

Markus Kumpfmüller

Markus Kumpfmüller ist Landschaftsarchitekt und betreibt mit seiner Frau Edith Kals in Steyr ein Ingenieurbüro für Landschaftsplanung. Dabei stehen Klimaschutz, Bodenschutz und Biodiversität im Zentrum seiner Planungsphilosophie.

In zahlreichen Gemeinden ist er als Berater, Planer und Referent tätig. Er bearbeitet innovative nachhaltige Projekte – stets mit dem Ziel, die Lebensqualität von Menschen zu steigern und Raum für Tiere und Pflanzen zu schaffen. Als Vorstand des REWISA-Netzwerkes und in zahlreichen anderen Initiativen setzt er sich für klimaschonende und biodiversitätsfördernde Lösungen ein.

http://www.kumpfmueller.at/

Zuletzt hat sich Markus Kumpfmüller in der Natur&Garten 01/2024 dem Thema “Gebäude naturnah begrünen” gewidmet.

Fotos: Ulrike Gaberle