Der Pausenhof der Michael-Ende-Grundschule, Unterschleißheim im Landkreis München, bestand im Wesentlichen aus einer asphaltierten Fläche. Die wenigen Spielgeräte mussten im Laufe der Jahre abgebaut werden. Die landschaftliche Gestaltung und die Ausstattung des Schulhofs bedurften also dringend einer Veränderung.
Das „Dillinger Modell“, das sehr stark auf eine Benutzerbeteiligung bei Planung, Bau und Pflege angelegt war, überzeugte das Lehrerkollegium sofort. Im März 2009 wurde den Schülern das Projekt vorgestellt. Natürlich waren sie sofort begeistert, als sie erfuhren, dass der Schulhof nach ihren Wünschen umgestaltet werden sollte und sie aktiv am Bau beteiligt sein würden.
In der nun folgenden Projektwoche durfte jede Klasse ihrer Kreativität freien Lauf lassen und ein Modell ihres Traumschulhofs erstellen. Mit den einzelnen Elementen der Modelle wurde eine Hitliste erstellt. Diese umfasste u.a. ein Klettergelände, einen Teich mit Beobachtungssteg, das Wasserspielgelände mit Pumpe, Weidenlabyrinth und -tipis und einen Burgberg mit Rutsche und Kriechtunnel.
Nach den Sommerferien wurde mit Entsiegelung und Geländemodellierung begonnen. Schon in dieser Phase unterstützten die Eltern dieses Projekt. Viele nahmen sich Urlaub, um mithelfen zu können.
Eine Woche lang waren dann auch die Kinder auf der Baustelle. Immer zwei Klassen arbeiteten gleichzeitig beim Pflanzen einsetzen, Kies und Kompost aufschütten, Trockenmauer bauen, Rinden von Baumstämmen entfernen etc. In dieser Zeit hatte jedes Kind seine Arbeitskleidung in der Schule, um jederzeit auf Abruf einsatzbereit zu sein.
Durch die Umgestaltung wurde der Pausenhof zum Natur-Erlebnis-Gelände mit artenreicher, heimischer Bepflanzung, wie z.B. Wildblumenbeeten, Duftpflanzenbeeten, naturnahen Gartenrosen, Trockenstandorten mit Wildblumen und Kleingehölzen, Wildblumenwiesen, Wildblumensäumen, Kräuterrasen und Wildobst zum Ernten… Mit dem Bau der Weidentipis und des Weidenlabyrinths in den Allerheiligen-Ferien wurde der Umbau abgeschlossen.
Dieses Projekt war ein einzigartiges Erlebnis für die ganze Schulfamilie, das allen Beteiligten als etwas ganz Besonderes in Erinnerung blieb.
Die beabsichtigten Effekte wie Förderung der sozialen Kompetenz durch gemeinschaftliche Aktionen, Erziehung zur individuellen Verantwortung für Natur und Umwelt, Stärkung von Kreativität und Motorik, Planung und Organisation von Arbeitsabläufen sowie wirklichkeitsnaher Unterricht ließen ihre Wirkung schon bald erkennen:
Es zeigt sich, dass die Kinder sehr verantwortungsvoll mit ihrem neugestalteten Schulhof umgehen.
Nicht nur die aktive Beteiligung beim Bau fördert die Verantwortung für das Schulgelände, sondern auch die Übernahme von Klassenpatenschaften. Jede Klasse ist in ihrer gesamten Grundschulzeit für einen bestimmten Bereich des Schulhofes zuständig. So finden im Frühjahr und Herbst unter fachkundiger Anleitung die Pflegetage statt.
In den Pausen beschäftigen sich die Kinder nun auf vielfältige Weise. Sie liegen bäuchlings auf dem Steg und beobachten die Tiere im Teich, bauen Dämme im Wasserspielgelände, spielen Verstecken im Weidenlabyrinth, betätigen sich sportlich im Klettergelände, an der Boulderwand und auf der Doppelrutsche.
Dieser Schulhof dient aber nicht nur der Erholung der Kinder in der Pause, sondern ist auch ein sehr wertvoller Beitrag zu ihrer Umwelterziehung. Das Schulgelände wird zu einem Ort für Naturerlebnisse. Bei Themen wie Wiese, Hecke, Wald, Teich, Insekten dient es als Unterrichtsort. So entdeckten die Schüler u.a. Libellenlarven, Gelbrandkäfer, Spitzschlammschnecke, Kaulquappen und Molche im Teich.
Die Zahl der Unfälle und Streitigkeiten in den Pausen ging merklich zurück.
Standen größere Arbeiten an wie z.B. den Teich von Binsen zu befreien, die Weidenlabyrinthe und -tipis zu reparieren, fanden sich immer genügend Eltern, die mithalfen.
Auf dem Pausenhof stand seit Jahrzehnten ein „Zierapfelbaum“. Nachdem der Bereich um den Baum entsiegelt und mit frischer Komposterde aufgefüllt worden war, trug dieser Baum ein paar Jahre später unerwarteterweise große wohlschmeckende Äpfel. Diese wurden mit Schülern geerntet und in einer Saftpresse zu Apfelsaft verarbeitet. Insgesamt ergaben sich 110 Liter Apfelsaft, so dass jede Klasse eine Box zum Probieren bekam. Die übereinstimmende Meinung war, noch nie einen so guten Apfelsaft getrunken zu haben!
Mit Beginn des Schuljahres 2010/11 war ein verändertes Verhalten der Kinder auf dem Pausenhof zu beobachten. Nutzten bisher nur Kinder den Pausenhof, die beim Bau mitgeholfen hatten, kamen nun die neuen 1. Klassen dazu. Die Einhaltung der Regeln und der Schutz der Pflanzen, Beete etc. war für die neuen Schüler nicht selbstverständlich. Deshalb wurden seitdem mit den neuen 1. Klassen im Rahmen des Herbstpflegetags Pflanzaktionen mit Blumen- zwiebeln durchgeführt. Auf diese Weise wurden die Erstklässler gleich von Anfang an in den Pausenhof mit einbezogen, so dass auch sie verantwortungs- bewusst mit ihm umgingen.
Djana Pfleger
ehemalige Lehrerin der Michael-Ende-Grundschule Unterschleißheim
Der Pausenhof der Michael-Ende-Grundschule, Unterschleißheim im Landkreis München, bestand im Wesentlichen aus einer asphaltierten Fläche. Die wenigen Spielgeräte mussten im Laufe der Jahre abgebaut werden. Die landschaftliche Gestaltung und die Ausstattung des Schulhofs bedurften also dringend einer Veränderung.
Das „Dillinger Modell“, das sehr stark auf eine Benutzerbeteiligung bei Planung, Bau und Pflege angelegt war, überzeugte das Lehrerkollegium sofort. Im März 2009 wurde den Schülern das Projekt vorgestellt. Natürlich waren sie sofort begeistert, als sie erfuhren, dass der Schulhof nach ihren Wünschen umgestaltet werden sollte und sie aktiv am Bau beteiligt sein würden.
In der nun folgenden Projektwoche durfte jede Klasse ihrer Kreativität freien Lauf lassen und ein Modell ihres Traumschulhofs erstellen. Mit den einzelnen Elementen der Modelle wurde eine Hitliste erstellt. Diese umfasste u.a. ein Klettergelände, einen Teich mit Beobachtungssteg, das Wasserspielgelände mit Pumpe, Weidenlabyrinth und -tipis und einen Burgberg mit Rutsche und Kriechtunnel.
Nach den Sommerferien wurde mit Entsiegelung und Geländemodellierung begonnen. Schon in dieser Phase unterstützten die Eltern dieses Projekt. Viele nahmen sich Urlaub, um mithelfen zu können.
Eine Woche lang waren dann auch die Kinder auf der Baustelle. Immer zwei Klassen arbeiteten gleichzeitig beim Pflanzen einsetzen, Kies und Kompost aufschütten, Trockenmauer bauen, Rinden von Baumstämmen entfernen etc. In dieser Zeit hatte jedes Kind seine Arbeitskleidung in der Schule, um jederzeit auf Abruf einsatzbereit zu sein.
Durch die Umgestaltung wurde der Pausenhof zum Natur-Erlebnis-Gelände mit artenreicher, heimischer Bepflanzung, wie z.B. Wildblumenbeeten, Duftpflanzenbeeten, naturnahen Gartenrosen, Trockenstandorten mit Wildblumen und Kleingehölzen, Wildblumenwiesen, Wildblumensäumen, Kräuterrasen und Wildobst zum Ernten… Mit dem Bau der Weidentipis und des Weidenlabyrinths in den Allerheiligen-Ferien wurde der Umbau abgeschlossen.
Dieses Projekt war ein einzigartiges Erlebnis für die ganze Schulfamilie, das allen Beteiligten als etwas ganz Besonderes in Erinnerung blieb.
Die beabsichtigten Effekte wie Förderung der sozialen Kompetenz durch gemeinschaftliche Aktionen, Erziehung zur individuellen Verantwortung für Natur und Umwelt, Stärkung von Kreativität und Motorik, Planung und Organisation von Arbeitsabläufen sowie wirklichkeitsnaher Unterricht ließen ihre Wirkung schon bald erkennen:
Djana Pfleger
ehemalige Lehrerin der Michael-Ende-Grundschule Unterschleißheim
Lesen Sie hier mehr:
Hören Sie hier nach: