Naturnaher Schaugarten

Im Sommer 2024 hat die Regionalgruppe den Schaugarten im neuen Botanischen Garten Marburg angelegt. Wir hatten das Glück in Christina Ullrich von Flower Power aus Kassel eine Naturgartenplanerin zu gewinnen, die sich mit einem ungeheuren Elan und großer Expertise diesem Projekt angenommen hat.

Der Garten ist im Neuen Botanischen Garten Marburg.

Wo finde ich den Natur-Garten?

Die Elemente des Naturgartens:


Der Garten ist ca. 65 qm groß. Er wurde in 8 Bereiche untergliedert. Im Folgenden sind Besonderheiten in Anlage und Pflege sowie charakteristische Pflanzen aufgeführt.

  • Sickermulde
  • Totholzschichthecke
  • Steingarten mit Spaltenbeet
  • Hohe Wilde
  • Magerwiese
  • Insektenquartier
  • Blütenmeer
  • Duftende Runde


1. Sickermulde
An der tiefsten Stelle des Schaugartens sammelt sich das Regenwasser und versickert nur langsam. In dieser Sickermulde fühlen sich Pflanzen wohl, die mal trockene und mal feuchte Füße lieben: Sie sind die Künstler der wechselfeuchten Standorte.
Pflanzen:
Holunder_Iris, Iris sambucina
Rundblättrige Glockenblume, Campanula rotundifolia
Kleine Netzblatt-Iris, Iris reticulata
Weitere Informationen zur Sickerzone:
https://naturgarten.org/wissen/2021/03/30/der-teich-mit-sickerzone/


2. Totholz-Schichthecke
Für diese Art der Hecke wurden mehrere Stecken in zwei Reihen versetzt in den Boden gerammt. Dazwischen werden Äste liegend aufgeschichtet. So verwandelt sich aller Grünschnitt in ein nachhaltiges System: Die unteren Schichten beginnen langsam zu verrotten, während die oberen Schichten nach und nach ergänzt werden. Es entsteht eine Totholz-Schichthecke, die als wertvoller Lebensraum für zahlreiche Tiere wie Insekten, Vögel und Igel dient.
Weitere Informationen zum Totholz:
https://naturgarten.org/wissen/2021/03/30/das-totholz/


3. Steingarten mit Spaltenbeet
Von wegen Mauerblümchen! Im Steingarten haben die kleinen Robusten ihren großen Auftritt. Hier herrschen karge Bedingungen, an die die Hungerkünstler optimal angepasst sind. Insbesondere im Spaltenbeet haben sie ihren großen Auftritt: Zwischen flachen, hochkant gesetzten Steinen besiedeln sie die raue Umgebung. Dabei helfen ihnen besondere Strategien, um an den kleinsten Tropfen Wasser zu kommen und ihn zu speichern.
Pflanzen:
Alpen-Steinquendel, Acinos alpinus
Scharfer Mauerpfeffer, Sedum acre
Heide-Nelke, Dianthus deltoides
Weitere Informationen zum Spaltenbeet:
https://naturgarten.org/wissen/2023/03/09/spaltenbeet/


4. Hohe Wilde
Hier stehen die imposantesten Wildblumen, wie Natternkopf oder Wilde Malve. Viele zeigen im ersten Jahr noch keine Blüten, sondern erst im zweiten Jahr – sie werden als „Zweijährige“ bezeichnet. Viele sind wahre Insektenmagneten. Der hier eingefüllte Boden ist nährstoffreicher als in den anderen Abteilungen. Alle abgeblühten Stängel werden über Winter stehen gelassen, da sie als Winterquartier oder Kinderstube für Insekten dienen. So kann die Brut im nächsten Jahr schlüpfen, Insekten geschützt überwintern und Vögel die Saatreste als Winternahrung nutzen.
Pflanzen:
Skabiosen-Flockenblume, Centaurea scabiosa
Natternkopf, Echium vulgare
Färber_Resede, Reseda luteola
Wilde Möhre, Daucus carota
Weitere Informationen zum Kräutersaum:
https://naturgarten.org/wissen/2021/03/30/der-kraeutersaum/


5. Magerwiese
Die Wiese gehört zu den artenreichsten und pflegeleichtesten Elementen eines Naturgartens.
Warum sollte sie „mager“ sein? „Mager“ bezieht sich hier auf den Boden. Je nährstoffärmer er ist, desto bunter und vielfältiger wird das Ergebnis, denn viele heimische Wildblumen sind an diese „schlechten“ Bedingungen angepasst. Sie sind Nahrung und Lebensraum für die meisten heimische Insekten.
Die Magerwiese im Schaugarten wurde mit einer Spezialmischung aus 32 Wildblumen und 5 schwachwüchsigen Gräsern angelegt. Als „Blühbeschleuniger“ wurden einige Initialstauden und Zwiebeln gesetzt.
Der Vorteil gegenüber Rasen:
Eine Blumenwiese muss nur 1-2 mal im Jahr abschnittsweise gemäht werden. Es ist wichtig das Mähgut immer zu entfernen, sonst überleben langfristig nur Gräser.
Pflanzen:
Kornblume, Centaurea cyanus
Gelber Lauch, Allium flavum
Wiesensalbei, salvia pratensis
Wiesen-Margerite, Leucanthemum vulgare
Weitere Informationen zur Blumenwiese:
https://naturgarten.org/wissen/2021/03/30/die-blumenwiese/


6. Insektenquartier
Hier hat es wohl nicht geklappt? Nein, das ist Absicht. Viele Insekten brauchen vegetationsarme, vollsonnige Flächen. Ungefähr ¾ der heimischen Wildbienenarten nisten im Boden, andere verwenden Sand als Baumaterial. Einige heimische Wildpflanzen haben sich auf diesen sehr extremen Standort spezialisiert. Genau diese Bedingungen finde sie im Sandbeet des Schaugartens.
Pflanzen:
Kopf-Zwergginster, Chamaecytisus supinus
Sand-Strohblume, Helichrysum arenarium
Golddistel, Carlina vulgaris
Weitere Informationen zu Sandflächen:
https://naturgarten.org/wissen/2023/03/10/sandflaeche/


7. Das Blütenmeer
Ein bisschen was von allem. Eine fantastische Mischung aus Kleingehölzen, Wildstauden, Einsaaten und Blumenzwiebeln. Ein breites Blühband von März bis Oktober. Der Hauptteil des Bodens ist wie bei der Magerwiese (siehe oben unter 5), jedoch mit mehr Kompostbeigabe, die Pflege ist einfach: Einmal jährlich vertrocknete Stängel und Unerwünschtes entfernen.
Pflanzen:
Schwarzer Geißklee, Cytisus nigricans
Gelber Wau, Reseda lutea
Heilziest, Betonica officinalis
Goldhaaraster, Aster linosyris
Weitere Informationen:
https://naturgarten.org/wissen/2021/03/30/das-magerbeet/


8. Duftende Runde
Zur Blütezeit kann man sich hier von der Nase leiten lassen. Es duftet aber nicht nur, sondern summt und brummt. Viele Küchenkräuter sind super Insektenweiden, wenn man sie zur Blüte kommen lässt. Der Boden besteht aus Kalkschotter und Grünkompost. Im Frühjahr wird einmalig zurückgeschnitten.
Pflanzen:
Ysop, Hyssopus officinalis
Currykraut, Helichrysum italicum
Dost, Origanum vulgare