Im Herbst 2019 wurde uns ein Grundstück von etwa 30 m x 60 m im Vordertaunus angeboten, welches über viele Jahre als Pachtland kaum gepflegt und genutzt wurde: ein mit 30 Fichten zugewachsenes, dunkles, unattraktives Grundstück mit Potential für mehr Natur.
Die Ausgangssituation
Das Grundstück befindet sich in einem Landschaftsschutzgebiet (LSG) ohne Wasser- oder Stromanschluss. Das Gelände hat eine starke Neigung Richtung Nordosten mit einem Höhenunterschied von etwa 13 m über die gesamte Länge.
Laut LSG-Satzung sollen die Flächen in die frühere Bewirtschaftung als Streuobstwiesen zurückgeführt werden.
Den letzten Anstoß zum Erwerb des Grundstückes gab die Verkäuferin mit der Bemerkung, dass „sich der vorherige Pächter aus Altersgründen leider nicht mehr um die Äskulapnattern kümmern könne“.
Da waren wir vom Kauf nicht mehr abzuhalten Nach unserem Kauf war es dann erstmal Herbst und Winter, also eine ideale Zeit für generelle Ideen zur Gartenaufteilung. Es sollten sonnige, halbsonnige und schattige Flächen mit unterschiedlichen Nährstoffangeboten gestaltet werden.
Da ich Chemiker bin, wollte ich natürlich wissen, wie mein Boden beschaffen ist. Schon vom Aussehen war klar, „guter“ Gartenboden ist das nicht. Einer sehr dünnen, etwas dunkleren Schicht mit Humus und Graswurzeln folgt sofort eine helle, bräunlich-gelbliche Schicht: reiner Lehm, der im Frühjahr glitschig ist und im Sommer steinhart austrocknet.
Laut Boden-Analyse handelt es sich um einen lehmig-sandigen Boden mit guter Versorgung bei Eisen und Mangan, jedoch: kein Humus, kein Stickstoff, kein Phosphor, kein Kalium, starker Bormangel. Nährstoffe und Organik sind ausgeschwemmt, die Bodenwertzahl liegt etwa bei 20. Der Boden ist sauer, sehr sauer: pH 5,1. Silikatisches Verwitterungsgestein, saurer Regen und der Nadelbaumbewuchs führten zu diesem Extremwert.
Also hurra! Warum hurra? Weil nährstoffarme Böden mittlerweile in Deutschland sehr selten sind. Ich brauchte also nicht abmagern, brauchte keine Nährstoffe entziehen. Einen Düngebedarf gäbe es für eine Ertragsnutzung, aber nicht für einen Naturgarten. Ich konnte unmittelbar meine Wiese mit schönsten Blumen anlegen. Taubenkropfleimkraut, Klappertopf, Purpurkratzdistel, dorniger Hauhechel, gelbe Resede – alles, was gepflanzt oder gesät wurde, wuchs gut an und blüht nun wie verrückt. Den neugepflanzten Rosen habe ich etwas Kalk gegeben, und den Himbeeren oder Johannisbeeren gönne ich etwas Kompost. Alles andere bleibt, so wie es ist.
Herbst und Winter 2019: grobe Arbeiten
Nach der Rodung…… der Fichten
Von den drei Reihen serbischen Fichten bleiben nur einige an der westlichen Ecke des Grundstückes als Windschutz. Die Baumstümpfe wurden weitgehend belassen.
Alle Obstbäume (Apfel, Pflaume, Kirsche, Esskastanie) bleiben. Es erfolgte ein erster Grundschnitt der seit Jahren ungepflegten Apfelhalbstämme.
Mit Forsythie überwucherte Bereiche wurden freigelegt.
Neue Lieblingsbeschäftigung wurde das Ausgraben von Brombeerschösslingen.
Ein Totholzhaufen und eine Benjeshecke wurden angelegt.
Totholzhaufen…… und Benjeshecke
Frühjahr 2020: Pflanzungen und Einsaaten
Elf neue Obstbäume entsprechend LSG-Sortenempfehlung wurden gesetzt und mit etwas Naturdünger versorgt.
Am Ost- und Südrand des Grundstücks soll sich eine hohe gemischte Hecke entwickeln: Es wurden hochwachsende naturnahe Rosen gesetzt, außerdem Weißdorn, Sauerdorn, Himbeeren und Felsenbirne.
Am sonnigen oberen Teil wurde die verfallene Trockenmauer erneuert und ein großes Trockenbeet mit Rosmarin, Thymian, Lavendel sowie passenden anderen Pflanzen angelegt.
Auf den jetzt stark besonnten neuen freien Flächen wurden entsprechende Saatgutmischungen und zusätzlich Einzelsaaten eingesät, z. B. Königskerze, Klatschmohn, Kugellauch, Färberkamille, Margeriten und Natternkopf.
Im unteren, etwas feuchteren und nährstoffreicheren Bereich wurden Langblättriger Ehrenpreis und Goldfelberich angesiedelt.
Trockenmauer vorher…… und nachherIm trockenen Bereich: Färberkamille…… und KönigskerzeIm feuchten Bereich: Goldfelberich…… und Langähriger Ehrenpreis
Ein Naturparadies nach nur einem Jahr
Es ist uns bereits innerhalb eines Jahres gelungen, den „Garten“ in ein wirkliches Naturparadies umzugestalten. Die Anzahl der verschiedenen Pflanzen hat stark zugenommen. Es blüht immer. Die Wiese und Freiflächen werden mit der Sense gemäht. Ohne unser Zutun erscheinen im Sommer unzählige Heuhüpfer, Eidechsen und unterschiedlichste Wildbienen. Wir sind sehr gespannt, wie es weitergeht!
Am 18.06.23 nehmen wir am „Tag der offenen Naturgartenpforte“ teil.
“Streuobstwiesen sind zu erhalten und zu entwickeln. Die Wiesen sind extensiv zu nutzen, d. h. 1- bis 2-mal jährlich zu mähen; die Mahdzeitpunkte liegen im Juni und im September.
Die Obstbäume sind fachgerecht und in regelmäßigen Abständen zu pflegen. Abgestorbene Obstbäume sind durch entsprechende Neupflanzungen gemäß Pflanzenliste zur nächstmöglichen Pflanzperiode zu ersetzen.”
Von Martin aus Wiesbaden.
Im Herbst 2019 wurde uns ein Grundstück von etwa 30 m x 60 m im Vordertaunus angeboten, welches über viele Jahre als Pachtland kaum gepflegt und genutzt wurde: ein mit 30 Fichten zugewachsenes, dunkles, unattraktives Grundstück mit Potential für mehr Natur.
Die Ausgangssituation
Das Grundstück befindet sich in einem Landschaftsschutzgebiet (LSG) ohne Wasser- oder Stromanschluss. Das Gelände hat eine starke Neigung Richtung Nordosten mit einem Höhenunterschied von etwa 13 m über die gesamte Länge.
Laut LSG-Satzung sollen die Flächen in die frühere Bewirtschaftung als Streuobstwiesen zurückgeführt werden.
Den letzten Anstoß zum Erwerb des Grundstückes gab die Verkäuferin mit der Bemerkung, dass „sich der vorherige Pächter aus Altersgründen leider nicht mehr um die Äskulapnattern kümmern könne“.
Da waren wir vom Kauf nicht mehr abzuhalten Nach unserem Kauf war es dann erstmal Herbst und Winter, also eine ideale Zeit für generelle Ideen zur Gartenaufteilung. Es sollten sonnige, halbsonnige und schattige Flächen mit unterschiedlichen Nährstoffangeboten gestaltet werden.
Da ich Chemiker bin, wollte ich natürlich wissen, wie mein Boden beschaffen ist. Schon vom Aussehen war klar, „guter“ Gartenboden ist das nicht. Einer sehr dünnen, etwas dunkleren Schicht mit Humus und Graswurzeln folgt sofort eine helle, bräunlich-gelbliche Schicht: reiner Lehm, der im Frühjahr glitschig ist und im Sommer steinhart austrocknet.
Laut Boden-Analyse handelt es sich um einen lehmig-sandigen Boden mit guter Versorgung bei Eisen und Mangan, jedoch: kein Humus, kein Stickstoff, kein Phosphor, kein Kalium, starker Bormangel. Nährstoffe und Organik sind ausgeschwemmt, die Bodenwertzahl liegt etwa bei 20. Der Boden ist sauer, sehr sauer: pH 5,1. Silikatisches Verwitterungsgestein, saurer Regen und der Nadelbaumbewuchs führten zu diesem Extremwert.
Hier findet ihr die detaillierte Bodenanalyse.
Nährstoffarmer Boden: ein Glücksfall!
Also hurra! Warum hurra? Weil nährstoffarme Böden mittlerweile in Deutschland sehr selten sind. Ich brauchte also nicht abmagern, brauchte keine Nährstoffe entziehen. Einen Düngebedarf gäbe es für eine Ertragsnutzung, aber nicht für einen Naturgarten. Ich konnte unmittelbar meine Wiese mit schönsten Blumen anlegen. Taubenkropfleimkraut, Klappertopf, Purpurkratzdistel, dorniger Hauhechel, gelbe Resede – alles, was gepflanzt oder gesät wurde, wuchs gut an und blüht nun wie verrückt. Den neugepflanzten Rosen habe ich etwas Kalk gegeben, und den Himbeeren oder Johannisbeeren gönne ich etwas Kompost. Alles andere bleibt, so wie es ist.
Herbst und Winter 2019: grobe Arbeiten
Frühjahr 2020: Pflanzungen und Einsaaten
Ein Naturparadies nach nur einem Jahr
Es ist uns bereits innerhalb eines Jahres gelungen, den „Garten“ in ein wirkliches Naturparadies umzugestalten. Die Anzahl der verschiedenen Pflanzen hat stark zugenommen. Es blüht immer. Die Wiese und Freiflächen werden mit der Sense gemäht. Ohne unser Zutun erscheinen im Sommer unzählige Heuhüpfer, Eidechsen und unterschiedlichste Wildbienen. Wir sind sehr gespannt, wie es weitergeht!
Einzelarten: Saatgutvielfalt – Thymian verschiedene Arten, Klappertopf, Wachtelweizen, Primeln, Königskerzen, Klatschmohn
Auszug aus der LSG-Satzung:
“Streuobstwiesen sind zu erhalten und zu entwickeln. Die Wiesen sind extensiv zu nutzen, d. h. 1- bis 2-mal jährlich zu mähen; die Mahdzeitpunkte liegen im Juni und im September.
Die Obstbäume sind fachgerecht und in regelmäßigen Abständen zu pflegen. Abgestorbene Obstbäume sind durch entsprechende Neupflanzungen gemäß Pflanzenliste zur nächstmöglichen Pflanzperiode zu ersetzen.”